
© Privat/Schaper
Nur Monate nach Millionen-Sanierung: Sonnensegel muss schon wieder saniert werden
Gerüste aufgebaut
Mit Millionenaufwand ist das Sonnensegel im Westfalenpark saniert worden. Doch nur gut ein halbes Jahr nach der Vollendung gibt es jetzt neue Schäden. Ein großes Gerüst muss das Denkmal tragen.
Große Gerüste stützen das Sonnensegel. Dabei war das doch erst nach jahrelanger Sanierung im September vergangenen Jahres wieder freigegeben worden. Doch jetzt steht eine weitere Reparatur an, wie Parkleiterin Annette Kulozik bestätigt.
Schuld ist eine gerissene Verbindung zwischen einem der beiden südlichen Tragseile und dem Erdanker, der wohl noch aus der Bauzeit des Sonnensegels vor mehr als 50 Jahren stammt. Die Stabilität der großen Holzkonstruktion ist damit nicht mehr gewährleistet, auch wenn sie sich, so Annette Kulozik, wohl nur um wenige Zentimeter verzogen hat.

Im Sommer 2021 war das Sonnensegel im Westfalenpark nach jahrelanger Sanierung von Gerüsten befreit - allerdings nur vorübergehend. © Oliver Schaper
Doch die Tragkonstruktion spielt eine große Rolle bei dem denkmalgeschützten Bauwerk, das gewissermaßen als Holzbau-Experiment zur Gartenschau Euroflor 1969 nach Plänen des bekannten Architekten Günter Behnisch (Olympiapark München) entstand. Leicht wie ein Segel soll es sich über die Landschaft spannen - konstruiert als „hyperbolische Paraboldschale“, also eine doppelt gekrümmte Holzhängeschale.
Die stählerne Abspannung muss ständig unter Spannung stehen. Und das ist mit der gerissenen Verankerung nicht mehr möglich. Die Stabilität sichern nun kurzfristig aufgebaute Gerüste.

Mit Gerüsten wird das Sonnensegel im Westfalenpark zurzeit abgestützt. © Privat
Es ist ein weiteres Kapitel in der an Schäden und Bauproblemen reichen jüngeren Geschichte des Sonnensegels. 2012 musste es aus Sicherheitsgründen wegen Schäden an der Holzkonstruktion und an der Statik gesperrt werden. Ein Abriss schien unvermeidbar.
Sanierung kostete 2,7 Millionen Euro
Die Wende brachte der Einsatz der Wüstenrot-Stiftung, die sich besonders um den Erhalt von Baudenkmälern aus der Nachkriegszeit kümmert und eine Machbarkeitsstudie zum Erhalt des inzwischen denkmalgeschützten Bauwerks initiierte. Nicht zuletzt übernahm die gemeinnützige Stiftung die Hälfte der Sanierungskosten von am Ende 2,7 Millionen Euro.
Die aufwändige Erneuerung des Bauwerks begann nach langen Prüf- und Genehmigungsverfahren 2019. Schon damals wurde unter dem Segeldach ein riesiges Gerüst aufgebaut, um die Tragkonstruktion zu erneuern. Neben neuen Stützen aus einem speziellen Holz bekam das Sonnensegel auch neue Seilzüge. Sie tragen das Dach mit einer Zuglast von 290 Tonnen und lassen es so gewissermaßen über dem Boden schweben. Das ist jetzt - ein gutes halbes Jahr nach der vollendeten Sanierung - nicht mehr der Fall.
Mit einem neuen Gutachten von Experten der TU Dortmund will man jetzt der Ursache des erneuten Schadens auf den Grund gehen, kündigte Annette Kulozik am Freitag (1.4.) auf Anfrage an. Das Bauwerk muss neu vermessen und es müssen Zugversuche gemacht werden.
Erneute Sanierung wird Zeit brauchen
Wie teuer die erneute Rettungsaktion wird, ist ebenso noch offen wie der Zeitplan. Untersuchungen und nötige Reparatur werden aber wohl mehrere Monate dauern. Für Annette Kulozik steht deshalb fest: „In diesem Sommer sehen wir das Sonnensegel nicht mehr in unserer Veranstaltungsplanung vor.“
Ohnehin sollte für eine neue Nutzung als Veranstaltungsort die Fläche unter dem Holzdach im Sommer 2022 dieses Jahres noch umgebaut werden. Geplant sind eine barrierefreie, angepasste Stufenanlage, die auch als Bühne genutzt werden kann, ein neuer Kiosk am bisherigen Standort und eine barrierefreie Toilettenanlage.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
