Die Felder der Dortmunder Bauern sind staubtrocken. Seit über einem Jahr herrscht in Dortmund Dürre. © dpa (Symbolbild)
Trockenheit
Dauer-Dürre in Dortmund: „So schlimm habe ich es noch nie erlebt“
Seit mehr als einem Jahr herrscht in Dortmund eine Dauer-Dürre. In den vergangenen Wochen hat die Trockenheit sogar noch einmal angezogen. Bauern und Bäume leiden – aber auch Häuser.
Seit zwei Jahren ist Olaf Reckerts Job um eine Aufgabe reicher: Regelmäßig muss der Bauer aus Mengede, dessen Familie seit dem 17. Jahrhundert Landwirtschaft betreibt, auf sein Kartoffelfeld am Kanal fahren und seine Kartoffeln bewässern. „Die Erde ist einfach zu trocken und zu heiß“, sagt er. Besonders hart erwischt hat es aber Reckerts Mais: „Den habe ich erst im Mai ausgebracht, der hat bisher wenig bis gar kein Wasser gesehen.“ Die Maispflanzen seien im Schnitt einen Meter kleiner als sonst.
„So schlimm habe ich es noch nie erlebt“, sagt Reckert zur gegenwärtigen Dürre. Die Dortmunder Landwirte sehnen seit Monaten richtiges Regenwetter herbei – auch wegen der Brandgefahr: Mehrere Felder in Dortmund und Umgebung fingen in den vergangenen Wochen Feuer.
Dortmund steckt in einer ausgewachsenen Dürre
Dass Dortmund in einer ausgewachsenen Dürre steckt, belegen auch die Daten des Dürremonitors des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig. Das Computermodell, das auch von vielen Land- und Forstwirten benutzt wird, berechnet tagesaktuell kleinräumig die Bodenfeuchtigkeit in ganz Deutschland, indem es aktuelle Wetterdaten mit den historischen Tageswerten der vergangenen 65 Jahre vergleicht.
Mit Blick auf Dortmund zeigt sich: Seit über einem Jahr ist der sogenannte „Gesamtboden“ (die oberste Bodenschicht bis etwa 1,80 Meter Tiefe) in Dortmund trockener als in 80 Prozent des Vergleichzeitraums. Ab dieser Grenze sprechen die Leipziger Forscher von einer Dürre.
Und das sind nur die Mindestwerte. In den vergangenen 14 Tagen leuchteten große Teile Dortmunds im Dürremonitor sogar im Dunkelrot der höchsten Stufe „außergewöhnliche Dürre“. Um sie zu erreichen, muss der Boden trockener sein als zu 98 Prozent der Tage im Vergleichszeitraum. „Schon ab einer moderaten Dürre gibt es wirtschaftliche Schäden, vor allem in der Land- und Forstwirtschaft“, sagt Stephan Thober, einer der Klimaforscher hinter dem Dürremonitor.
Ein Bild des Dürremonitors vom 5. August 2019. Es zeigt, das ganz NRW unter Trockenheit leidet – auch Dortmund in der Bildmitte. Bis auf die südwestlichen Ränder der Stadt um Kruckel und Schnee leuchtet der Gesamtboden in Dortmund im Dunkelrot der "außergewöhnlichen Dürre", der höchsten Stufe der Trockenheit. © UFZ (Karte)
„In den tiefen Böden kam nichts an“
Die Dürre-Situation sei schlimmer als im vergangenen Sommer, meint Hans-Friedrich Wortmann, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ruhr-Lippe, zu dem auch Dortmund gehört: „Schon 2018 hatten wir eine Dürre, doch da konnten unsere Lehmböden immerhin noch von ihren Reserven aus dem sehr feuchten Winter 2017/18 zehren.“ Das sei dieses Jahr anders: In diesem Winter habe es nach landwirtschaftlichen Maßstäben „überhaupt nicht“ geregnet. „In den tiefen Böden ist nichts angekommen“, meint Wortmann.
Das ist auch nicht gut für das Grundwasser. „Die lang anhaltende Trockenheit hat dazu geführt, dass der Grundwasserspiegel in vielen Bereichen des Stadtgebietes spürbar niedriger ist“, erklärt Markus Halfmann, Bereichsleiter der Unteren Wasserbehörde. Es fehle schlicht der Wasser-Nachschub von oben. Dadurch würden flache Brunnen versiegen, aber auch Bäche und Flüsse weniger Wasser führen. Auch Bauten können durch das Absinken des Grundwasser in Mitleidenschaft geraten. Fehle die Auftriebskraft von mit Grundwasser gesättigtem Boden, könnten Gebäude und Straßen absacken.
Es helfen nur lange Regenperioden
Um die Trockenheit aus dem Dortmunder Boden zu bekommen, helfen keine zwar heftigen, aber nur kurzen Sommer-Gewitter. „Damit der Regen in den tieferen Bodenschichten ankommt, bedarf es langanhaltender Regenperioden“, sagt Halfmann, „am Besten in Form von zahlreichen ausgiebigen Landregen.“
Langfristige Besserung ist jedoch nicht in Sicht, sagt Klimaforscher Thober: „In NRW wird es in Zukunft deutlich öfters zu solchen Extremereignissen kommen, wenn sich die Erde wie bisher angenommen um 3 Grad erwärmt. Dürren in NRW werden durchschnittlich 50 Prozent länger dauern, am Niederrhein sogar doppelt so lange.“
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