Ungewöhnliche Aktion

Dating mit Bibel und Chips: Was taugt ein Single-Treff in der Kirchengemeinde?

„Wenn sich was entwickelt, würde ich die beiden auch trauen“, sagt Pfarrerin Susanne Schröder-Nowak. Doch eigentlich will sie mit ihrem Single-Treff in Hörde nur mal etwas Neues anbieten.

Hörde, Dortmund

, 30.09.2022 / Lesedauer: 3 min

Die erste Teilnehmerin geht schon nach zehn Minuten. Mit 82 sei sie wohl zu alt, sagt sie – wünscht allen anderen aber noch ganz viel Glück.

Eine gemischte Gruppe ist es, die hier am Mittwochabend zusammengekommen ist beim Ü30-Single-Treff im Hörder Luzi-Gemeindehaus. Etwa fünf Personen sind da, die Männer wie so oft in der Überzahl, aber nicht stark.

Wie alt die Teilnehmer sind? Schwer zu sagen. So etwas spricht man ja auch nicht direkt beim ersten Treffen an. Über 30 sind alle auf jeden Fall.

Sie sitzen um einen Tisch im Jugendraum des Gemeindezentrums, trinken Cola oder Wasser und essen Chips, die Pfarrerin Susanne Nowak-Schröder bereitgestellt hat. In Anlehnung an den Snack und bekannte Datingplattform „Paarship“ hat sie den Treff „Pfarrchips“ genannt.

Die Besucher kommen aus verschiedenen Teilen Dortmunds

Die Teilnehmer kommen aus verschiedenen Teilen Dortmunds, sind längst nicht alle Mitglied der Gemeinde. Fast alle haben über die Zeitung vom Treff gehört, erzählen sie, und sich gedacht: Da könne man ja mal vorbeischauen.

Kurz schaut auch eine Dame vorbei, die erst seit einem halben Jahr in Dortmund wohnt. Sie ist alleine aus der Ukraine hergekommen, verständigt sich mit den anderen Teilnehmern nur über eine Übersetzter-App auf ihrem Handy.

Die Dame geht dann auch bald wieder – nimmt aber noch ein Programmplan der Gemeinde mit, um ihn einer Freundin mitzubringen.

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Der Single-Treff ist nur ein kleiner Teil dieses Plans. Einmal pro Monat findet er statt, öfter sei aber auch nicht gut, sagen mehrere Besucher. So würden sie nach dem ersten Treff wohl durchaus noch mal wiederkommen wollen.

Doch wie ist überhaupt die Idee für diesen Treff entstanden? „Wir haben in unserer Gemeinde eigentlich Angebote für alle, außer für Singles und die Generationen zwischen Jugend und Senioren“, sagt Pfarrerin Susanne Nowak-Schröder. „Da war so ein offener Treff die einfachste Möglichkeit.“

Bibel ist großes Thema, auch wenn das gar nicht geplant war

Um die Bibel geht es beim Treff erstaunlich viel. Vielleicht, weil es einfach das naheliegendste Gesprächsthema ist, wenn man sich schon im Gemeindehaus trifft und die Pfarrerin gleich mit im Raum hat. Doch eigentlich müsse das aber überhaupt nicht sein, sagt Nowak-Schröder: Sie sei da als Ansprechpartnerin, aber es gebe überhaupt kein festes Programm. Jedem stehe offen, was er machen und worüber er mit wem sprechen wolle.

Gleich zweimal an diesem Abend kickern die Besucher zusammen. Der Jugendraum wird genutzt – auch wenn bei den meisten die Jugend schon länger zurückliegt. Aber war das verknallt sein, das heimlich Schwärmen, das unkompliziert neu Kennenlernen, Verliebtsein, die erste große Liebe, waren das nicht der besten Dinge an der Jugend?

Susanne Schörder-Nowak kickerte mit ihren Gästen. © Joscha F. Westerkamp

„Wenn sich was entwickelt, würde ich die beiden auch trauen“, sagt Pfarrerin Susanne Schröder-Nowak. „Aber das ist hier kein Speeddating. Es soll einfach eine Möglichkeit sein, gemeinsam herauszukommen aus der Einsamkeit.“

Die große Liebe findet an diesem Abend keiner. Damit hätten sie aber auch nicht gerechnet, sagen die Besucher. Sie seien einfach hergekommen, um neue Leute kennenzulernen, sagen die meisten. Gerade der kirchliche Hintergrund habe sie auch angesprochen, sagt eine.

Ein anderer sagt, er wolle einfach mal die Gelegenheit nutzen, sich mit Leuten zu unterhalten. Und zwar nicht wie sonst immer in einer Gruppe, in der jeder schon Familie hat.

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