„Das war ein Fehlstart von Condor“ Mallorca-Urlauber stranden am Flughafen Dortmund

„Das war ein Fehlstart von Condor“: Mallorca-Urlauber stranden am Flughafen
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Kurt Hosbach aus Dortmund kennt sich mit Reisen aus. Er ist der Chef des TUI ReiseCenter an der Kuckelke. Nach einer Panne auf der Mallorca-Reise mit seiner Familie sagt er: „Jetzt weiß ich mal, wie sich die Kunden fühlen.“

Aber von vorne: Kurt Hosbach und vier Familienmitglieder wollten am Samstagmorgen (13.7.) von Dortmund nach Palma fliegen. „Wir hatten die Tickets im Januar gebucht“, erzählt er. Die Urlauber hatten sich für die Fluggesellschaft Condor entschieden, die seit Neuestem diese Verbindung anbietet.

Doch schon beim Check-in gab es Probleme. „Wir wollten am Vorabend des Fluges online einchecken“, sagt Kurt Hosbach. Das habe jedoch nicht funktioniert. Die Webseite habe einen „technischen Fehler“ gemeldet.

Am Samstagmorgen gingen die Urlauber zum Check-in-Schalter, um ihr Gepäck aufzugeben. Doch die Koffer seien vom Service-Personal sofort mit gelben Zetteln versehen worden, erzählt Kurt Hosbach. Auf den Zetteln war „stand by“ zu lesen. „Eine Mitarbeiterin sagte zu uns, wir hätten ,stand by’ gebucht. Wir wurden dann zum Gate geschickt. Dort werde man sich kümmern, wurde uns gesagt.“

Passagiere mit „stand by“-Status sind in der Regel Beschäftigte der jeweiligen Fluglinie, die einen Flug für einen Bruchteil des regulären Ticketpreises antreten können, sofern noch Plätze im Flieger frei sind.

Familie Hosbach stand also in der Schlange am Gate, um den Flieger zu betreten. Doch dort hätten Flughafen-Mitarbeiter der Familie eröffnet, dass Condor den Flug überbucht habe und für vier von fünf Ticketkäufern keine Plätze zur Verfügung stehen.

Und: Kurt Hosbach sagt, Service-Mitarbeiter des Flughafens hätten behauptet, dass Condor „jeden Flug“ überbuche. Angeblich spekuliere die Fluggesellschaft, dass manche Passagiere schlicht nicht auftauchen. Von „sechs bis sieben Plätzen pro Flug“ sei die Rede gewesen. Kurt Hosbach betont im Gespräch mit unserer Redaktion, dass er „reguläre Tickets zum Vollpreis“ gebucht habe.

Der Reisebüro-Chef geht davon aus, dass schon am Check-in-Schalter klar gewesen sei, dass nicht alle Ticketinhaber in den Flieger können. Mit den gelben Zetteln habe man die Familie lediglich „ruhigstellen“ wollen, sagt er.

Der Abflug war für 8.50 Uhr vorgesehen. Nach Absprache mit Condor hätten Flughafen-Mitarbeiter der Familie einen Alternativ-Flug angeboten, der um 14.15 Uhr vom Düsseldorfer Flughafen nach Palma startete. „Da war es aber schon 11 Uhr“, sagt Kurt Hosbach.

Dennoch habe Condor der Familie keine Taxifahrt nach Düsseldorf bezahlen wollen - „aus Kostengründen“, sagt Kurt Hosbach. Die Kosten für die Fahrt mit Bus und Bahn hätte Condor übernommen. „Aber dafür hätte die Zeit kaum noch gereicht. Wir hätten womöglich den Flieger verpasst.“ Zumal eine Anreise via Bus und Bahn mit den großen Koffern kaum zumutbar gewesen sei.

Kurt Hosbach ärgert das Vorgehen besonders, weil eine Taxifahrt für die Vierer-Gruppe genauso teuer gewesen sei wie die vier Tickets für Bus und Bahn. Die Familie zahlte das Taxi (120 Euro) letztlich aus eigener Tasche. „Es ist eine Unverschämtheit, dass man die Leute da so stehen lässt“, findet Kurt Hosbach.

Blick auf das Terminal des Dortmunder Flughafens.
Terminal des Dortmunder Flughafens. © Dortmund Airport / Frank Peterschroeder

Auf Nachfrage unserer Redaktion hat Condor schriftlich Stellung bezogen. Die Fluggesellschaft räumt die Überbuchung des Fluges ein. „Wie in der Hotelbranche kann es auch bei Fluggesellschaften in Einzelfällen zu Überbuchungen kommen, so auch bei Condor. Die Gründe hierfür können dabei unterschiedlich sein“, schreibt eine Sprecherin. In diesem Fall habe das dazu geführt, dass „einigen Gästen“ am Check-in kein Sitzplatz zugewiesen werden konnte. „In diesen Ausnahmefällen greifen reguläre Prozesse, um im Falle von nicht zum Boarding erscheinenden Gästen alle Plätze dennoch zu besetzen.“ Da dies nicht möglich gewesen sei, habe man einen Alternativ-Flug angeboten.

Eine solche Umbuchung beinhalte auch ein Zug-zum-Flug-Ticket. Falls zusätzliche Kosten anfallen, könnten diese bei der Airline geltend gemacht werden, ergänzt die Sprecherin. Warum der betreffende Flug überbucht war und wie viele der Condor-Flüge von Dortmund nach Palma bislang überbucht waren, sagt sie nicht.

Der Flughafen Dortmund verweist auf Nachfrage an die Fluggesellschaft. Eine Sprecherin schreibt außerdem: Im Falle einer Überbuchung zähle etwa die spezielle Kennzeichnung des Gepäcks zum Standard-Vorgehen.

Die laut Kurt Hosbach von einem Flughafen-Mitarbeiter getätigte Aussage, dass Condor „jeden Flug“ überbuche, könne der Flughafen Dortmund nicht bestätigen, ergänzt die Sprecherin.

Kurt Hosbach hat für sich festgelegt, dass er zum ersten und zum letzten Mal mit Condor geflogen ist. „Wir haben einen Urlaubstag verloren und hatten dazu noch den Stress“, sagt er und ergänzt mit Blick auf die neue Dortmund-Mallorca-Verbindung der Fluggesellschaft: „Das war ein Fehlstart für Condor.“

Immerhin konnten die vier Urlauber noch ihren Flug in Düsseldorf erwischen. Auf Mallorca angekommen, sagt Kurt Hosbach: „Jetzt ist alles gut.“

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 17. Juli 2024.

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