Große Veränderungen im Theater im Depot in Dortmund Jens Heitjohann stellt die Pläne vor

Das Theater im Depot geht neue Wege
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Vor allem experimentelle Formate und Tanz-/Performances sind auf der Bühne im Theater im Depot zu sehen, seitdem Jens Heitjohann die künstlerische Leitung im Herbst 2022 offiziell übernommen und das Theater neu ausgerichtet hat. So gibt es keinen Repertoire-Betrieb mehr, sondern die Produktionen sind immer nur an ein oder zwei aufeinander folgenden Tagen zu sehen.

In diesem Herbst liegt der Fokus des Programms auf der Verortung des menschlichen Organismus als Bestandteil komplexer Ökosphären. Das Projekt „Holobiont­_innen“ zur Standortbestimmung und Funktionsweise des menschlichen Körpers umfasst choreografische und theatrale Arbeiten ­ - basierend auf der Symbiosetheorie von Lynn Margulis.

Tanzperformance "Infinity Kiss "
Die Tanzperformance „Infinity Kiss " von Lyton Lachmann ist am 26. Oktober im Theater im Depot zu sehen. © Vass

Den Auftakt machte „Embodying Bodies“ von Fabrice Mazliah Anfang Oktober. Am 26.10. folgt „Infinity Kiss“ von Layton Lachmann. Nach Berlin und New York gibt es nun eine dritte Version dieser Tanzperformance. Der Abend habe work in progress-Charakter, da durch die Entwicklung im Bereich Fördergelder nicht genug Geld da sei, berichtet Heijohann. Doch bevor die Aufführung um 19 Uhr startet, führt der biologische Medientheoretiker Peter Berenz in die Theorie von Lynn Margulis ein.

Fortgesetzt wird die Reihe mit „Goodbey/Farewell“ am 1./2. November. Antje Velsinger setzt sich choreografisch mit der Frage auseinander, warum es angesichts der Klimakrise so schwerfällt, sich von Gewohnheiten zu trennen. Zum Abschluss des Projekts gastiert das Sepidar Theater mit „Ich werde Tier sein“ am 8./9. November. Das Performance-Kollektiv lotet mit Mitteln des Physical Theatre, Musik und Schattenspiel die Mensch-Tier-Grenze aus.

Partizipation erwünscht

Heitjohann geht es in seiner Programmgestaltung auch um Partizipation. Der 46-Jährige, der in Gießen Angewandte Theaterwissenschaften studiert hat, möchte die Stadtgesellschaft, die Nachbarn und Künstler in Entscheidungen über das Programm einbeziehen. So gab es das Projekt „Hiphop und Urban Art Kultur“ mit Tanzworkshops, um das Theater als sozialen Raum zu öffnen. Als open space konzipiert wurde jeden Donnerstag gemeinsam gekocht und gegessen.

Eine Fortsetzung gebe es aufgrund fehlender Finanzmittel nicht, sagt Heitjohann und ergänzt: „Ohne Drittmittel läuft nichts“. Und Fördermittel zu bekommen, dürfte aufgrund der Haushaltsentwicklung in nächster Zeit schwieriger werden.

Workshop im Oktober

Deshalb gibt es auch nur noch einen Workshop zum Themenkomplex „Fredenbaum“. Unter dem Titel „Dekolonialer Webstuhl“ können sich Menschen ab 14 Jahren vom 11. bis 17. Oktober mit den Spuren kolonialer Vergangenheit in Dortmund auseinandersetzen.

Ebenfalls eingestellt wegen fehlender Fördermittel wurde auch das Residenzprogramm. Eingerichtet wurde ein VR-Produktionsstudio und drei der dort entwickelten Arbeiten konnten beim Festival „Young beyond Gravity“ im November vergangenen Jahres gezeigt werden.

Nachwuchsförderung

Fortgesetzt wird hingegen die Zusammenarbeit mit der Akademie für Theater und Digitalität. Da die Akademie selbst keinen Theaterraum hat, sollen die dort entstandenen Produktionen der Stipendiaten im Theater im Depot gezeigt werden. Und auch bei der Nachwuchsförderung arbeiten die beiden Einrichtungen zusammen. Im vom Regionalverband Ruhr geförderten Programm „New Talents Ruhr“ werden junge Menschen auf ihrem Weg in eine berufliche Zukunft im künstlerischen Bereich begleitet.

Trotz der Neuausrichtung findet die Dortmunder Freie Szene weiterhin im Theater im Depot eine Bühne, um ihre Produktionen zu zeigen. Auch gibt es nach wie vor die Kooperationen mit der Tanzwerkstatt von Birgit Götz und die Theaterwerkstatt von Barbara Müller. „Ich will niemanden rausschmeißen“, so Heitjohann.www.theaterimdepot.de