Nun also doch. Die Horrorvision der Mitarbeiter und der Dortmunder City-Akteure scheint sich zu bewahrheiten: Die Tage von Karstadt in Dortmund sind gezählt. Am 31.1.2024 soll der letzte Verkaufstag sein – falls nicht doch noch ein Wunder geschieht.
Ja, es gab Zweifler, ob ein Warenhaus wie Karstadt eine Zukunft habe. Bei anderen hingegen herrschte noch bis kurz vor der Aufsichtsratssitzung Zuversicht: Die Verantwortlichen würden doch nicht eine der größten Karstadt-Filialen vom Netz nehmen, hieß es. Jetzt zeigt sich: Doch, sie werden.
Sollten die Karstadt-Oberen und Galeria-Sanierer Arndt Geiwitz nicht doch noch einlenken – es wäre der weitere Beweis für die Unfähigkeit des Managements. Vom völlig verschnarchten Online-Geschäft bis hin zum Warenangebot, das an den regionalen Bedürfnissen vorbeigeht: Die Probleme sind altbekannt. Und nach wie vor nicht gelöst.
In einem Oberzentrum wie Dortmund mit einem solch großen Einzugsgebiet kein wirtschaftlich tragfähiges Angebot hinzubekommen – das muss man erstmal schaffen.
Wer soll die Immobilie füllen?
Stattdessen fällt den Akteuren nichts anderes ein, als innerhalb von drei Jahren die zweite Insolvenz in Eigenregie anzumelden, das Gehalt der Mitarbeiter drei Monate von der Arbeitsagentur (also vom Steuerzahler) überweisen zu lassen, die Gläubiger zu einem Verzicht auf Millionen von Euro zu bewegen – um die Häuser anschließend dichtzumachen.
Dass Dortmund weiter für den Erhalt kämpfen will, ist aller Ehren wert. Was es bringt, wird sich zeigen. Bemerkenswert dabei: Von OB Westphal war bis in den früheren Nachmittag hinein nichts zu hören.
Sollte es beim Aus für Karstadt bleiben, haben die City-Akteure ein Problem. Ein Leerstand im ehemals größten Warenhaus, dazu in einer echten 1a-Lage, gibt kein gutes Bild ab. Man darf erwarten, dass die Auguren einmal mehr von „neuen Chancen“ für die City-Entwicklung sprechen werden. Von Möglichkeiten, die City mit alternativen Angeboten neu zu beleben. Nur: Wer soll die Angebote machen? Und wie sollen sie aussehen?
Es liegt auf der Hand, dass ein Brummer mit sechs Etagen und 21.000 Quadratmetern Verkaufsfläche nicht von heute auf morgen mit angemessenen Nachmietern zu füllen sein wird - wenn überhaupt. Man kann es drehen und wenden, wie man will: Karstadt hat eine lange Tradition in Dortmund – und ist nach wie vor ein Magnet für die Einkaufsmeile.
Dass dieser Magnet nun abgezogen werden soll, ist mehr als gewöhnungsbedürftig. Es ist eigentlich unvorstellbar - und ein Armutszeugnis fürs Management.
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