Daniel Karrenberg (l.)  und Rüdiger Volk (r.) waren in den 80er-Jahren junge Informatik-Studenten an der TU Dortmund. Sie holten das Internet nach Deutschland und vergaben die erste IP-Adresse Deutschlands an die Uni Dortmund. Zum Auftakt der Digitalen Woche waren die Internet-Pioniere am Dortmunder U-Turm zu Gast.

Daniel Karrenberg (l.) und Rüdiger Volk (r.) waren in den 80er-Jahren junge Informatik-Studenten an der TU Dortmund. Sie holten das Internet nach Deutschland und vergaben die erste IP-Adresse Deutschlands an die Uni Dortmund. Zum Auftakt der Digitalen Woche waren die Internet-Pioniere am Dortmunder U-Turm zu Gast. © Peter Wulle

Daniel (63) und Rüdiger (68) aus Dortmund brachten das Internet nach Deutschland

rnDigitale Woche

Die Wiege des deutschen Internets steht in Dortmund. Zwei Studenten der TU sorgten einst dafür. Heute sind die Internet-Pioniere über 60. Als Gäste der Digitalen Woche erzählen sie ihre Geschichte.

Dortmund

, 27.09.2022, 11:35 Uhr / Lesedauer: 3 min

Heute ist Dortmund offiziell Innovationshauptstadt Europas. Die Europäische Kommission zeichnete die Stadt Ende vorigen Jahres mit dem „iCapital Award“ aus. Verdient gehabt hätte Dortmund den Titel allerdings schon in den 80er-Jahren. Damals waren es junge studentische Hilfskräfte der Technischen Universität, die eine Jahrtausend-Erfindung wie das Internet nach Dortmund und damit nach Deutschland holten.

Zum Auftakt der Digitalen Woche, die bis zum 30. September an ganz vielen Orten in Dortmund stattfindet, trafen sich zwei der damaligen Studentischen Hilfskräfte jetzt wieder. Sofort schwelgten Daniel Karrenberg und Rüdiger Volk in Erinnerungen an die aufregende Zeit vor fast 40 Jahren. Und sie brachten allen, die es auf der Leonie-Reygers-Terrasse hören wollten, in Erinnerung, dass sie in Dortmund die erste echte Internetverbindung herstellten.

„Wir waren damals einfach eine enthusiastische Gruppe von studentischen Hilfskräften“, sagt der heute 63-jährige Daniel Karrenberg. Er studierte in den 80er-Jahren in Dortmund Informatik und lernte bei einem Aufenthalt in den USA während der Semesterferien eine Vorstufe des Internets kennen. Sie ermöglichte es Informatikeinrichtungen in den USA, miteinander zu kommunizieren.

Zurück aus den USA und schnell nach Amsterdam

„Das war faszinierend. Da hab ich gesagt: Das möchte ich auch haben“, erzählt Daniel Karrenberg. Zurück in Dortmund hatte er nur diese Idee im Kopf und machte sich alsbald auf den Weg nach Amsterdam. Dort war mit EUnet der Knotenpunkt eines Datennetzes für Europa. Daniel Karrenberg stellte die Anbindung her und baute dann in Amsterdam auch ein europaweites IP-Netzwerk mit direkter Anbindung an das Internet auf. Er lebt heute noch in den Niederlanden.

Als Warm-up zur Digitalen Woche, die noch bis zum 30. September in Dortmund stattfindet, gab es ein gut besuchtes Netzwerktreffen auf der Leonie-Reygers-Terrasse.

Als Warm-up zur Digitalen Woche, die noch bis zum 30. September in Dortmund stattfindet, gab es ein gut besuchtes Netzwerktreffen auf der Leonie-Reygers-Terrasse. © Benito Barajas

Ein Mann der ersten Stunde war auch Rüdiger Volk. Der heute 68-Jährige war als junger Informatik-Student zur Stelle, als am 6. November 1986 in den USA die ersten Internetadressen für Deutschland, also die ersten DE-Domains vergeben wurden. An den Tag erinnert sich Rüdiger Volk nicht mehr so genau, aber dass die Adresse „uni-dortmund.de“ zu den ersten fünf DE-Domains gehörte, weiß er ganz genau.

„Die Uni Karlsruhe war auch dabei. Mit denen haben wir das Internet nach Deutschland geholt“, sagt Rüdiger Volk. Er selbst wurde der „Herrscher“ über die Domainverwaltung als diese 1988 von den USA nach Deutschland wechselte. Schon nach wenigen Jahren allerdings war das an der Uni Dortmund nicht mehr zu leisten.

Internet-Siegeszug: „Hab ich mir nicht vorstellen können“

Immer schneller mussten immer mehr Domain-Registrierungen und IP-Adressvergaben abgewickelt werden. Der Siegeszug des Internets hatte begonnen. Ursprünglich sei die Einrichtung der Domains außerhalb der USA nur für den Versand von elektronischen Mails nutzbar gewesen, so Rüdiger Volk. Doch Ende der 1980er Jahre wurde die Verbindung über den Atlantik zum Internet der USA geöffnet.

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„Dabei haben wir das alles angefangen“, sagen Daniel Karrenberg und Rüdiger Volk, „um mit Kollegen zu kommunizieren. Wir wollten ein Computernetzwerk, das es ermöglichte, Software-Updates zu verschicken.“ Und Rüdiger Volk ergänzt: „Dass wir etwas losgetreten hatten, das eine Wirkung hat, hab ich mir schon gedacht. Aber, dass mal jeder und jede so eine Internetadresse haben wird, hab ich mir nicht vorstellen können. Ich hab die Domainverwaltung damals bei etwa 1000 Adressen abgegeben.“ Danach baute der Informatiker für die Telekom das Internet mit auf.

„Wir waren in den 80er-Jahren begeistert davon“, sagt Daniel Karrenberg, „dass man so schnell Kontakt mit anderen Informatikzentren auf der ganzen Welt haben konnte. Ich hatte die Erwartung, dass eine solche Kommunikationsmöglichkeit zu einer besseren Verständigung führt. Eine solche gesellschaftliche Totaldurchdringung des Internets, wie wir sie heute haben, hab ich mir nicht vorstellen können.“

Durch iCapital gibt es neue zukunftsweisende Ideen

Während der Digitalen Woche mit ihren über 150 Events geht es nun darum, neue Zukunftsmacher und -macherinnen zu fördern und zu vernetzen. „Im Rahmen von iCapital sind zukunftsweisende Ideen entstanden“, sagt Heike Marzen, Geschäftsführerin der Dortmunder Wirtschaftsförderung, „an denen müssen wir jetzt weiterarbeiten - kurzfristig, aber auch langfristig. Und zum Beispiel Flächen erschließen und in diesen Bereichen weiter wachsen. Projekte wie der Energiecampus kommen da genau zur richtigen Zeit.“

Neben der TU präsentieren sich unter anderem das Technologiezentrum Dortmund und seine Kompetenzzentren als Drehscheibe für Innovationen in Dortmund. Und ein Highlight zum Auftakt der Digitalen Woche war bereits die Verleihung des Greenhouse.ruhr-Awards. Greenhouse.ruhr unterstützt Gründerinnen und Gründer mit sozialen und ökologischen Geschäftsideen.