Botschafterin kam extra zu ihm nach Wellinghofen Friedhelm Böcker (79) hilft Kuba seit 36 Jahren

Botschafterin bei Friedhelm Böcker zu Gast: Hilfe für Kuba seit 36 Jahren
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Das Büro in dem Reihenhaus in Dortmund-Wellinghofen könnte so auch in ähnlicher Form irgendwo in Havanna, der Hauptstadt von Kuba, existieren: an der Wand ein holzgeschnitztes Abbild von Fidel Castro, daneben alte Fotos von Gebäuden und Straßen des Karibik-Staates sowie eine Zigarren-Schachtel auf dem Tisch, verziert mit dem berühmten Porträt von Che Guevara.

Der Dortmunder Friedhelm Böcker ist der Mann, der in jenem Haus wohnt und vor 79 Jahren genau dort geboren wurde. Dass hier mehr als nur ein Hauch von Kuba durch die vier Wände weht, wird schnell klar. Vor 36 Jahren gründete Böcker gemeinsam mit Günter Samtlebe, dem bekannten ehemaligen Dortmunder Oberbürgermeister, die „Cuba-Hilfe Dortmund“ – eine Hilfsorganisation. Bis heute ist Böcker Vorsitzender. Dazu später mehr.

Denn auch der Bergbau scheint in dem Wellinghofer Häuschen eine entscheidende Rolle zu spielen, wenn man sich so umschaut. Wie aber passen der Karibik-Staat Kuba und der Bergbau zusammen? Friedhelm Böcker, Sohn eines Bergmanns, findet auf diese Frage eine eindeutige Antwort: „Die Bergleute haben immer zusammengehalten. Im Bergbau gibt es keine Nationalitäten. Das spielt keine Rolle, woher man kommt. Unter Tage kam es auf jeden einzelnen an. Das verbindet den Bergbau mit der Cuba-Hilfe.“

Wellinghofer Urgestein

Friedhelm Böcker empfängt uns an einem verregneten Mittag. Wenige Tage zuvor feierte der 79-Jährige seinen Geburtstag. Man übertreibt nicht, wenn man ihn als echtes Wellinghofer Urgestein betitelt. Das ist auch ein Grund unseres Besuchs: Wir möchten wissen, was ihn auch heute noch antreibt, sowohl die Tradition des Bergbaus als auch die Hilfe für Kuba fortzuführen. Und: Was hat die kubanische Botschafterin eigentlich damit zu tun?

Zigarren-Schachtel, verziert mit dem berühmten Porträt von Che Guevara
Ein Hauch von Kuba mitten in Wellinghofen: Auf dem Tisch liegt unter anderem eine Zigarren-Schachtel, verziert mit dem berühmten Porträt von Che Guevara. © Staab

Mit ruhiger Stimme erzählt der 79-Jährige, wie alles anfing. Friedhelm Böcker ist niemand, der sich zurücklehnt, er möchte anpacken, er möchte anderen Menschen helfen – auch heute noch. So war es vor 36 Jahren ein privater Trip nach Kuba, der ihn dazu brachte, mit dem damaligen Oberbürgermeister Samtlebe über die dortigen Verhältnisse zu sprechen.

„Ich habe mich dort umgesehen, ich bin jemand, der Land und Leute kennenlernen will. Dann musste ich feststellen, in welchem Reichtum wir leben und in welcher Armut die leben in Lateinamerika“, erinnert sich Böcker.

„Mit Kleinigkeiten helfen“

Sofort habe er mit seinem guten Freund Samtlebe etwas unternehmen wollen. Sie gründeten die „Cuba-Hilfe Dortmund“ und schickten bereits erste Container in Richtung des Inselstaats. „Heute ist es eine Gruppe geworden, die sich über ganz Deutschland erstreckt. Wir haben Förderer im ganzen Land“, freut sich Böcker über die Entwicklung. Mit Erlösen von Veranstaltungen sowie Spenden fördert die „Cuba-Hilfe“ Kinderprojekte vor Ort. Auch ein Schüleraustausch mit Schülern des Friedrich-Bährens-Gymnasiums in Schwerte und einer Partnerschule in Havanna entstand bereits daraus.

Friedhelm Böcker
Friedhelm Böcker blickt auf die Bilder an der Wand. Sie entstanden während seiner Aufenthalte auf Kuba. Im Hintergrund hängen noch die Geburtstags-Luftballons. © Staab

„Man kann mit Kleinigkeiten helfen, einer Schule zum Beispiel mit ein paar Buntstiften oder Taschenrechnern. Die Leute freuen sich über jede Kleinigkeit, sie haben nichts, aber sind glücklich“, erklärt Friedhelm Böcker mit einem optimistischen Lächeln. Deshalb steht er auch mit 79 als Vorsitzender noch komplett dahinter. „Ich bin ein unruhiger Mensch, ich kann nicht ruhig im Sessel sitzen. Ich muss etwas tun. Das habe ich mein Leben lang gemacht und will es auch solange es geht weitermachen.“

Klar, Böcker könnte auch anderen Ländern, die in Armut leben, helfen. Er hat sich jedoch ganz bewusst für Kuba entschieden. „Es ist gut, dass es insgesamt so viele Hilfsorganisationen gibt, aber man sollte sich selbst ein Projekt raussuchen, das haben wir getan. Wir haben gesagt, wir helfen Kuba.“

Selbst wandelte der Dortmunder schon auf den Spuren der Symbolfigur Che Guevara, als er vor Jahren mit dem Motorrad rund 3.000 Kilometern kreuz und quer durch Kuba fuhr. Auch heute ist der 79-Jährige mindestens einmal im Jahr dort, um die verschiedenen Projekte zu besuchen.

Botschafterin zu Besuch

Apropos Besuch: Da war doch noch etwas mit der kubanischen Botschafterin. Monica Rodriguez Sanchez, Botschaftsrätin der Außenstelle der kubanischen Botschaft in Bonn, besuchte nämlich Friedhelm Böcker zu seinem Geburtstag. Sie ehrte ihn für sein jahrzehntelanges Engagement. „Dass die Botschafterin da war, ist schon eine Auszeichnung für mich. Dass sie gekommen ist und Grüße aus Kuba mitgebracht hat, macht mich stolz“, erzählt Friedhelm Böcker. Mit einer zehnköpfigen Delegation war Sanchez nach Wellinghofen gekommen.

Monica Rodriguez Sanchez, Friedhelm Böcker
Monica Rodriguez Sanchez, die Leiterin der Außenstelle der kubanischen Botschaft in Bonn, besuchte Friedhelm Böcker mit einer zehnköpfigen Delegation zu dessen Geburtstag. © Privat

Nicht nur aus Kuba, sondern auch aus allen Ecken Deutschlands habe Böcker Geburtstagsgrüße erhalten. Ein paar kubanische Musiker spielten ihm sogar ein Ständchen zu Hause.

„Tradition des Bergbaus hochhalten“

Ganz nebenbei – und da lässt sich erneut die Brücke zum Bergbau schlagen – ist Friedhelm Böcker seit nunmehr fast 30 Jahren Vorsitzender des Knappenvereins „Glück Auf 1873 Wellinghofen“. Ausgerechnet auf der Beerdigung seines Vaters sei er damals zum Bergbau gekommen. „In der Tradition des Bergbaus hat man gesagt, müsste ich als Sohn eines Bergmanns eintreten“, erinnert sich Böcker. „Es ging immer darum, Bergleuten in Not zu helfen. Jetzt gibt es keinen Bergbau mehr, also wollen wir die Tradition des Bergbaus hochhalten.“

So schließt sich also in dem Wellinghofer Haus der Kreis zwischen Bergbau und Kuba. Mittendrin der 79-jährige Friedhelm Böcker, der auch in Zukunft „nicht ruhig im Sessel sitzen kann“. Denn: Er möchte auch weiterhin helfen, so gut es geht.

Friedhelm Böcker vor seinem Haus in Dortmund-Wellinghofen
Schon am Eingang des Hauses in Wellinghofen wird deutlich: Hier geht es sowohl um Kuba als auch um den Bergbau. © Staab

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