Holzwickeder Schulstreit weitet sich aus Bürgermeisterin fordert Abberufung von Schulleiterin

Regierungspräsident schaltet sich in Debatte um CSG-Schulleitung ein
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Das Tischtuch zwischen der Gemeinde Holzwickede und der Schulleiterin des Clara-Schumann-Gymnasiums (CSG) ist offenbar seit Jahren zerschnitten. In einem Brief fordert Holzwickedes Bürgermeisterin Ulrike Drossel den Arnsberger Regierungspräsidenten Heinrich Böckelühr auf, Schulleiterin Andrea Helmig-Neumann, abzuberufen. Und das nicht zum ersten Mal.

Der Brief, dessen Entwurf unserer Redaktion vorliegt, wurde im Februar, kurz nach der Veröffentlichung unserer ersten Berichterstattung, verfasst. Das Schreiben spiegelt offenbar mehr als eine Einzelmeinung der Bürgermeisterin. Vielmehr stellen sich offenbar auch die einzelnen Fraktionen des Stadtrats hinter das Anliegen.

So heißt es: „Dieses Schreiben wird von den Verantwortlichen der Holzwickeder Ratsfraktionen mitunterschrieben, um zu verdeutlichen, dass das Begehren auf einer Meinungsbildung der gesamten Gemeinde beruht.“

Erster Brief schon im September 2021

Drossel begründet den Wunsch nach einer neuen Schulleitung mit einem Missstand, der wohl bereits seit Jahren schwelt. „Bereits mit dem Schreiben vom 3. September 2021 habe ich die derzeitige Abteilungsleiterin Schule um Abberufung der Schulleiterin unseres Clara-Schumann-Gymnasiums gebeten und die dazu führenden Vorkommnisse ausführlich dargelegt“, heißt es wörtlich in dem Brief von Drossel.

„Die Situation an unserem Gymnasium ist seitdem nicht besser geworden, sondern hat sich leider noch verschlechtert, weshalb ich meine Bitte wiederhole. Dieser schließen sich die Fraktionen des Holzwickeder Gemeinderates an.“

Hinzu komme eine seit Monaten anhaltende Verweigerungshaltung der Schulleiterin, mit Drossel und dem Schuldezernenten der Gemeinde ins persönliche Gespräch zu kommen, was hinsichtlich der zu besprechenden Themen (Entwicklung der Schule, Planung eines Erweiterungsbaus, Nutzung von Klassencontainern, digitale Ausstattung, usw.) von großer Bedeutung wäre, heißt es in dem Brief.

Es wird noch Dauern, bis die Situation am Clara-Schumann-Gymnasium geklärt ist.
Es wird noch dauern, bis die Situation am Clara-Schumann-Gymnasium geklärt ist. © Greis

Weiterhin werden die bekannten und von unserer Redaktion berichteten Vorwürfe gegen die Schulleiterin aufgezählt, darunter Mobbingvorwürfe, wirkungslose Dienstaufsichtsbeschwerden und Strafanzeigen gegen Schüler.

„Jeder einzelne Vorfall kann möglicherweise abgewiegelt werden, die Gesamtheit der Vorfälle ist jedoch unhaltbar, sodass aus meiner Sicht die Schulleitung unseres Gymnasiums an dieser Stelle nicht mehr die richtige Besetzung darstellt. Daher bitten wir erneut um eine personelle Neubesetzung“, heißt es in weiter, das mit einer Einladung zum persönlichen Gespräch an die Bezirksregierung endet.

Diese Gespräche sind nun im vollen Gange, nachdem sich der Regierungspräsident eingeschaltet hat. Die Beteiligten halten sich über den Fortschritt allerdings bedeckt.

Auf Nachfrage wollte die Bürgermeisterin den Brief nicht kommentieren. „Auf welchem Wege unser Schreiben den Medien zugestellt wurde, kann ich nicht nachvollziehen und ist mir auch nicht bekannt. Die Gemeinde nimmt dazu keine Stellung.“

Während der Entwurf des Briefes vom 21.2., datiert, wurde er laut Ulrike Drossel erst am 20. März verschickt – zu einem Zeitpunkt als die meisten Gespräche zwischen der Bezirksregierung und der Gemeinde, Vertretern der Schule sowie den Eltern bereits abgeschlossen waren.

Regierungspräsident schaltet sich ein

Auf Anfrage unserer Redaktion hat die Bezirksregierung bereits reagiert. Die Angelegenheit am Clara-Schumann-Gymnasium hat sie nun offenbar zur Chefsache gemacht.

„Am Clara-Schumann-Gymnasium gibt es eine von allen Beteiligten und Betroffenen erkannte Problemsituation, die eine grundsätzliche Befassung erfordert. Dies ist bisher bereits in einer Vielzahl von Gesprächen zwischen den beteiligten verantwortlichen Stellen, Schule, Schulaufsicht und Schulträger erörtert und thematisiert worden“, erläutert Regierungspräsident Böckelühr in der Stellungnahme.

„Vertraulichkeit als Grundlage“

Weiterhin heißt es: „Ich selbst werde mich kurzfristig mit der Bürgermeisterin, Ulrike Drossel, zu einem Gespräch zum Clara-Schumann-Gymnasium treffen, um die Konflikte zwischen der Gemeinde als Schulträger und der Schule zu thematisieren. Mir ist es in dieser Situation wichtig, dass alle Verantwortungsträger in der Kommune und bei der Schulaufsicht miteinander und nicht übereinander sprechen. Nur so kann eine tragfähige Perspektive für die Schule und die Schulgemeinde entwickelt werden.“

Nach verschiedenen Hinweisen über eine Problematik am Clara-Schumann-Gymnasium sowie diversen Kontakten zwischen Schule, Schulaufsicht und Schulträger sei in einer ersten Gesprächsrunde mit den Schulgremien eine umfassende Auseinandersetzung über die künftige Zusammenarbeit in der Schulgemeinde insbesondere in den Bereichen Kommunikation und Transparenz angelaufen. Diese Gespräche würden unter schulfachlicher Begleitung fortgesetzt und benötigen als Grundlage Vertraulichkeit.“

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