Angestellte der TU Dortmund haben sich an dem bundesweiten Aufruf, das Sommersemester nicht offiziell zu werten, beteiligt. © Dieter Menne (Archiv)

Coronavirus

Professoren und Wissenschaftler fordern ein „Nicht-Semester“ an Dortmunder Hochschulen

Auch an Universitäten und Fachhochschulen finden derzeit keine Veranstaltungen statt. Über 1800 deutsche Hochschullehrer fordern deshalb, von einer formalen Wertung des Semesters abzusehen.

Dortmund

, 27.03.2020 / Lesedauer: 3 min

Wo sich sonst zahlreiche Studierende und Lehrkräfte tummeln, trifft man angesichts der Corona-Krise nur noch vereinzelt Menschen. Sowohl an der TU als auch an der FH Dortmund finden aufgrund der weitreichenden Schutzmaßnahmen derzeit keine Präsenzveranstaltungen statt. Wie lange dieser Zustand anhält? Ungewiss.

Deshalb fordern jetzt deutschlandweit über 1800 Hochschullehrer (Stand: 26.3.), das Sommersemester als ein sogenanntes „Nicht-Semester“ zu werten. Wo möglich, solle zwar eine digitale Form der Lehre durchgeführt werden, eine formelle Wertung des Semesters allerdings nicht stattfinden, heißt es in einem offenen Brief. Auch Angestellte der TU und FH Dortmund haben diesen mitunterzeichnet.

Normaler Studienbetrieb würde nicht stattfinden

Konkret würde eine Wertung als „Nicht-Semester“ bedeuten: Studierende können zwar Leistungspunkte sammeln, Prüfungen ablegen und Abschlussarbeiten schreiben, ein normaler Studienbetrieb mit Präsenzveranstaltungen würde aber nicht stattfinden und das Semester somit formal nicht gewertet werden.

„Die derzeitige Situation bringt für alle Beteiligten unterschiedliche Formen der Belastung mit sich. Sei es, dass nun Kinder zu Hause betreut werden müssen, befristete Verträge auslaufen oder für Studenten Jobs wegfallen, auf die sie eigentlich angewiesen sind“, erklärt Professorin Ute Fischer von der FH Dortmund, die das Vorhaben unterstützt. Deshalb müsse man reagieren und sich der aktuellen Entwicklung anpassen.

Normale Fortsetzung wäre verlorenes Semester

Auch Professor Christian Neuhäuser von der TU Dortmund gehört zu den Hochschullehrern, die sich an dem deutschlandweiten Appell beteiligen. Dem 43-Jährigen zufolge hätte der Verzicht auf eine formelle Wertung des Semesters vielseitige Auswirkungen: „Eine solche Maßnahme würde für alle Beteiligten ein Stück Sicherheit schaffen, denn auch viele Studierende wissen nicht, wie es nach Ostern weitergehen soll. Die Lage wird dann ja nicht plötzlich wieder ganz normal sein.“

Das Semester normal zu werten würde laut Neuhäuser außerdem dazu führen, dass die Studierenden ein zusätzliches, aber verlorenes Semester hätten. Dieses mache sich zum einen im Lebenslauf nicht gut und könne zum anderen sogar Auswirkungen auf Bafög-Ansprüche und mögliche Auslandssemester haben.

Doch auch rein praktisch führt die Corona-Krise zu Schwierigkeiten im Hochschulalltag. Weder Lehrende noch Studierende sind in den meisten Fällen mit den Methoden des E-Learnings - also der Online-Lehre - hinreichend vertraut, heißt es in dem offenen Brief. Hinzu komme, dass Bibliotheken geschlossen und einschlägige Online-Plattformen schon zum jetzigen Zeitpunkt vielfach überlastet seien.

Auswirkungen auch für befristete Hochschulmitarbeiter

Und weiter: „Nur wenn das Semester nicht (regulär) zählt, ist gesichert, dass denjenigen, die die schlechtesten Voraussetzungen haben, keine Nachteile entstehen.“ Grundsätzlich seien die Universitäten und Hochschulen aber natürlich auch in Krisenzeiten verpflichtet, ihrem Bildungsauftrag nachzukommen.

Unterdessen hätte eine normale Fortführung des Semesters beispielsweise auch für Lehrpersonal, das über eine befristete Anstellung verfügt, gravierende Folgen. Da nicht nur weitestgehend auf geregelte Kurse und Seminare verzichtet werden müsse, sondern auch Forschungsprojekte nicht wie geplant fortgesetzt werden können, fordern die Unterzeichner des Briefes für befristet beschäftigte Hochschulmitarbeiter deshalb „eine Verlängerung des Vertrages um mindestens ein Semester“.

Schlussendlich sei ein „Nicht-Semester“ für alle Beteiligten „eine Zähl-Pause“, so Ute Fischer: „Dadurch bekommt jeder etwas Luft zum Durchatmen und kann sich erst einmal um die wichtigsten Dinge kümmern.“

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