Deniz Yelkuvan (23) findet das fahrlässige Verhalten vieler Menschen egoistisch. Corona Leukämie Dortmund Blutkrebs Quarantäne Isolation Covid19 Coronavirus

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„Ich würde wahrscheinlich sterben“: Dortmunder (23) mit emotionalem Appell an Mitmenschen

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Seit einer Operation verfügt Deniz Yelkuvan (23) über ein geschwächtes Immunsystem. Deshalb zählt er zur Corona-Risikogruppe. In einem Instagram-Video findet er sehr deutliche Worte.

Dortmund

, 20.03.2020, 08:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Deniz Yelkuvan aus Hörde ist ein Kämpfer. Im Alter von 17 Jahren wurde bei ihm das erste Mal Leukämie diagnostiziert, ein Jahr später war der Kampf vorbei, Deniz war wieder gesund. Im vergangenen Jahr dann der Schock: Der Blutkrebs ist zurück. Und damit fangen die Probleme für den heute 23-Jährigen in Zeiten der Corona-Pandemie an.

„Ich würde an Corona höchstwahrscheinlich sterben“

Denn eigentlich ist für Deniz mittlerweile der schwerste Part überstanden. Eigentlich. Er hat seit einer Transplantation ständig bessere Werte, der Krebs ist in Remission, Deniz wird Tag für Tag fitter. Aber sein Immunsystem ist noch schwach. So schwach, dass selbst ein herkömmlicher Schnupfen für ihn den Tod bedeuten könnte.

In einem Instagram-Video appelliert er deshalb an seine über 3.000 Follower: „Nehmt es endlich ernst!“ Damit meint er die Aufforderung der Politik und der Entscheidungsträger, Sozialkontakte zu vermeiden und so gut es geht isoliert zu leben – um eine weitere Ausbreitung des Coronavirus zu vermeiden.

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Nehmt es endlich ernst

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„Ich würde an Corona höchstwahrscheinlich sterben“, formuliert Deniz es ganz deutlich, wenn auch etwas zögerlich und mit einem Kloß im Hals. Denn er gehört zur Risikogruppe – neben Menschen über 60 Jahren und eben mit Vorerkrankungen. Überzeugendere Argumente braucht es eigentlich nicht.

Deniz: Das Verhalten der Menschen ist egoistisch

Aber Deniz holt noch weiter aus und spricht von möglichen Konsequenzen: „Umstände wie in Italien oder Spanien – dort ist das ganze Gesundheitssystem zusammengebrochen.“ Alte Menschen können nicht mehr behandelt werden und sterben. „Wen das nicht berührt, der hat den Bezug zur Realität verloren!“, findet Deniz.

Die Idee, das Video zu drehen, kam Deniz recht spontan, wie er unserer Redaktion im Telefonat erzählt. Deniz, dem man im übrigen noch die Folgen der Leukämie-Therapie ansehen kann, findet das Verhalten vieler Menschen egoistisch. Nachdem er mehrere Menschen auf Instagram gesehen hat, die sich nicht an die Quarantäne-Vorgaben halten und draußen sind, musste er aktiv werden. „Wir müssen alle an einem Strang ziehen“, sagt er. Und: „Wer zuhause bleibt, kann Leben retten!“

Deniz ist übrigens kein unbeschriebenes Blatt, was Quarantäne angeht. Denn nach der Transplantation musste er auch lange zuhause bleiben. Seine Tipps für Menschen mit Lagerkoller: Netflix, Sport, Yoga, Bücher – oder ein neues Hobby anfangen. Deniz lernt jetzt zum Beispiel Gitarre spielen.

Eigentlich kann Deniz selbst seit Kurzem wieder außer Haus, da sich sein Zustand verbessert hat. Er ist gerne spazieren gegangen. Aber nun ist das anders. „Ich habe trotzdem ein mulmiges Gefühl“, sagt er.

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