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Corona-Tote in Dortmund: So viele von ihnen lebten in Seniorenheimen
Seit Jahresbeginn
Immer wieder berichtet die Stadt Dortmund von Corona-Infektionen in Seniorenheimen. Dabei kommt es auch relativ häufig zu Todesfällen. Der Leiter des Gesundheitsamtes hat dazu eine Vermutung.
Mehr als 100 Corona-Fälle in einem Seniorenzentrum in Kirchlinde haben im Januar Dortmunds bislang größten einzelnen Ausbruch des Virus bedeutet. Aber auch aus anderen Stadtteilen sind mehrere Schwerpunkte mit jeweils mehr als 20 Infektionen in ähnlichen Einrichtungen bekannt geworden.
„Die meisten Menschen sterben im Krankenhaus“, stellt Gesundheitsamts-Leiter Dr. Frank Renken fest. Wie viele der Toten zuvor in einem Heim oder einer eigenen Wohnung gelebt haben, ermittele man in der Stadtverwaltung aktuell. Aber: „Wir haben eine erste Übersicht gemacht“, so Renken: „Danach wird es vermutlich so sein, dass der weitaus größere Anteil aus Alten- und Pflegeheimen gekommen ist.“
40 von 89 Toten waren definitiv Heimbewohner
Eine Auswertung unserer Redaktion bestätigt nun, dass etwa die Hälfte der Corona-Toten seit dem Jahreswechsel definitiv in Seniorenheimen gelebt hat. Die Stadt Dortmund hat bis zum Dienstag (2.2.) insgesamt 89 Todesfälle in Zusammenhang mit dem Virus veröffentlicht. 40 dieser Personen sind bereits in den täglichen Meldungen als Heimbewohner identifiziert worden. Ihr Anteil liegt damit bei 45 Prozent.
„Es ist immer noch so, dass wir in den Alten- und Pflegeheimen mehr Infektionen haben als wir uns das wünschen“, sagt Renken. Damit stehe Dortmund aber nicht allein da - das Problem zeige sich in allen größeren Städten der Umgebung.
Seine Vermutung ist, dass manche Besucher mit negativem Schnelltest etwas lockerer mit den Sicherheitsvorkehrungen umgehen - obwohl das Testergebnis nicht so sicher ist wie das eines PCR-Tests. Offensichtlich habe das vermehrte Testen in den Heimen nicht zur erhofften Senkung der Infektionszahlen geführt.
In der aktuellen NRW-Schutzverordnung ist zu lesen: Besuchern von vollstationären Pflegeeinrichtungen „soll soweit möglich vor dem Besuch ein PoC-Antigen-Schnelltest empfohlen und angeboten werden.“ Zumindest einzelne Heime bestehen sogar auf einen Schnelltest, damit Gäste das Gebäude betreten können.
„Die Menge des Impfstoffs bestimmt das Tempo“
Bei Infektionen in Heimen denkt man schnell an den Fortschritt der Impfungen in diesen Einrichtungen. Zum einen ist dabei zu beachten, dass sich nicht alle Bewohner und Mitarbeiter impfen lassen wollen - zum anderen waren zuletzt die Erstimpfungen gestoppt, weil es an Impfstoff mangelte.
„Die Menge des Impfstoffs bestimmt das Tempo“, sagt Krisenstabs-Leiterin Birgit Zoerner. Mit einer neuen Lieferungen würden die Impfungen nun wieder Fahrt aufnehmen.
Kevin Kindel, geboren 1991 in Dortmund, seit 2009 als Journalist tätig, hat in Bremen und in Schweden Journalistik und Kommunikation studiert.
