Im Testzentrum selbst sind die Abstände groß. Wie aber sieht es im Wartebereich aus? © Björn Althoff

Flughafen Dortmund

6 Flieger in 75 Minuten: Wie eng wird‘s im Corona-Testzentrum?

Chaos in den Schlangen oder gesittetes Anstehen? Wie sieht es aus am Corona-Testzentrum im Flughafen Dortmund? Vor allem, wenn innerhalb von 75 Minuten sechs Maschinen landen? Ein Besuch.

Dortmund

, 07.01.2021 / Lesedauer: 4 min

„Hallo, Corona-Test gemacht?“

Der Mann in der gelben Weste sagt den Satz wieder und wieder, stellt sich denjenigen in den Weg, die gerade am Flughafen Dortmund gelandet sind. Wer den Satz hört, hat die Gepäckausgabe und Passkontrolle hinter sich gelassen und ist nun in der großen Ankunfts-Halle auf Ebene 0.

Aus Vilnius/Litauen kommen die Menschen, aus Chisinau/Moldawien, aus Ohrid/Nordmazedonien, aus Sibiu und Bukarest in Rumänien sowie aus Wien. Sechs Maschinen sind gerade innerhalb von 75 Minuten gelandet.

Großes Schild mit Infos in vielen Sprachen

„Hallo, Corona-Test gemacht?“

Einige verstehen nicht, obwohl der Mann in der gelben Weste seinen Satz schon auf die einfachen Schlagwörter reduziert hat. Schaut jemand verdutzt, deutet der Mann auf das große Schild: „Testpflicht für alle Einreisenden“, steht darauf. Auf Deutsch, auf Englisch, Rumänisch, Bulgarisch, in weiteren osteuropäischen Sprachen.

Unmissverständlich, weil in vielen Sprachen: das Schild im Ankunftsbereich, das auf die Corona-Testpflicht hinweist. © Björn Althoff

Hat ein Passagier einen aktuellen Corona-Test, idealerweise von direkt vor dem Abflug, zeigt er ihn vor und darf nach rechts abbiegen. Das ist aber die Ausnahme. Die allermeisten, die an diesem Dienstagnachmittag ankommen, hören auch den zweiten Satz, den der Mann mit der gelben Weste viele hundert Mal sagt: „Einmal da rauf!“

Dazu zeigt er mit dem rechten Arm unmissverständlich in Richtung der Bänder, die 30 Meter entfernt beginnen: Dort beginnt der Wartebereich für das Corona-Schnelltest-Zentrum.

Von der reinen Organisation her wie ein Event

Dessen Chef Sven Stute organisiert normalerweise Events. Konzerte, „Dortmund à la carte“ oder das Vatertags-Bollerwagen-Treffen im Westpark. Eigentlich verbiete es sich ja, Event und Corona-Testzentrum zu vergleichen, findet er. Doch rein von der Organisation her gebe es starke Parallelen.

Ein Sicherheitsdienst lenkt die Menschen in die gewünschten Bahnen, wie am Eingang zu einem Konzert. Man kann online Tickets buchen und zahlen, sich dabei registrieren, um vor Ort Zeit zu sparen – wie bei Flügen, Hotelübernachtungen, dem Eintritt zu Sehenswürdigkeiten. Auch beim Testzentrum am Flughafen gibt es eine „Fast Lane“ für diejenigen, die Registrierung und Bezahlung vorab erledigt haben.

Klebebänder auf dem Boden verdeutlichen Abstände

Am Tag des ersten Ansturms – am Samstag, 2. Januar – hakte es noch. Ein Fast-Lane-Kunde musste mit anstehen, beschwerte sich über mangelnden Abstand in den Schlangen, zudem über Passagiere ohne Masken, wandte sich an unsere Redaktion. Mittlerweile hat er sein Geld zurück.

Vergleicht man seine Fotos mit denen, die einen Tag später entstanden, hat offenbar wirklich jemand nachgebessert. Nun markieren rot-weiße Klebebänder auf dem Boden die korrekten Abstände für die Warteschlangen. „Kann sein, dass die am ersten Tag tatsächlich noch nicht da waren“, sagt Sven Stute. „Jetzt aber können Sie sehen, dass alle Masken tragen und dass die Abstände stimmen“, sagt er, während er an den Wartenden vorbeischreitet und nachschaut.

Mittlerweile markieren rot-weiße Klebebänder die Abstände. © Björn Althoff

Erst geht es schnell, 70 Minuten später ist alles voll

Am Dienstag um 14.30 Uhr – da war erst die Maschine aus Litauen gelandet – hatte noch eine Reihe ausgereicht, und selbst die wurde rasch kürzer. 70 Minuten später mussten Hunderte anstehen, nachdem die anderen Maschinen gelandet waren.

Wer hatte sich in Rumänien, Nordmazedonien, Moldawien schon vorab erkundigt, ob es in Dortmund Zeit spart, vorab online einen Schnelltest zu buchen?

Flughafen und Bundespolizei könnten eine rasche Schlangenbildung am Testzentrum höchstens durch verzögerte Gepäckausgabe und ganz langsame Passkontrollen verhindern. Aber erstens ist der rechtliche Rahmen eng. Und zweitens hätten sich dann dort Passagiere gestaut.

Nur ganz wenige schleichen sich davon

„Hallo, Corona-Test gemacht?“

15.37 Uhr, wieder kommt ein Schwung Passagiere durch die Tür, einer der letzten an diesem Nachmittag. Eine Frau zeigt dem Mann mit der gelben Weste ein Testergebnis auf dem Smartphone. Die anderen hören: „Einmal da lang!“

Eine Oma wird freudig vom Kind begrüßt, biegt hinter dem Rücken der Security ab zu anderen, die sie abholen. Sie verlässt die Halle ohne Test. Es ist einer der ganz wenigen Fälle an diesem Dienstagnachmittag.

Darf man denn überhaupt jemanden am Weggehen hindern? Genau genommen nicht, erklärt Guido Miletic aus der Flughafen-Geschäftsführung. Falls jemand sage, er habe hier oder dort einen eigenen Test-Termin vereinbart, habe man keine Handhabe, den Menschen festzuhalten.

Das Corona-Schnelltest-Zentrum am Flughafen in Dortmund bei geringem Andrang © Schaper

40 Euro pro Schnelltest – anderswo ist es teurer

Doch die Allermeisten folgen den Regeln. Selbst diejenigen, die sich erst dem „Einmal da lang“ fügen und doch erst den Ausgang im Blick halten. Dort wartet der nächste Mann mit gelber Weste, spricht sie an. Manche diskutieren kurz, aber am Ende stehen sie fast ausnahmslos in der Schlange.

Rund 40 Euro werden sie dort bezahlen müssen. Andernorts in Dortmund ist es teurer, selbst ein Schnelltest vom Drogeriemarkt kostet mehr. Wird das Testzentrum am Flughafen dadurch auch attraktiv für Dortmunder, die einfach so herkommen?

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Nur 2 von 1000 Schnelltests sind positiv

Der eine oder andere sei schon nur für den Test zum Flughafen gekommen, erklärt Sven Stute. „Das Gesundheitsamt hat auch schon einige zu uns geschickt.“

Bei der Registrierung gibt man eine Mail-Adresse an. Dorthin wird 15 Minuten nach dem Test das Ergebnis geschickt. Wer keine Mailadresse hat, „wartet draußen und bekommt einen Zettel herausgereicht“, so Stute.

Mehr als 3000 Tests habe man an den ersten sechs Tagen gemacht, überschlägt der Organisationschef. Positiv seien bisher etwa 2 pro 1000. In diesen Fällen „geht zeitgleich auch die Meldung an das Gesundheitsamt raus“, so Stute. Das ist dann für die Weiterverfolgung zuständig.

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