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Digitale Schulschwänzer: Können die Lehrer sie überhaupt erreichen?
Corona
Schwänzt der Schüler oder spinnt nur das WLAN? Der Online-Unterricht stellt Lehrer aus Dortmund jeden Tag vor Herausforderungen. Wie können die Schulen die Fehlenden überhaupt erreichen?
Schüler fehlen, jeden Tag. „Es gibt in jeder Klasse den einen oder anderen“, sagt Christel Stegemann. Sie ist Leiterin der Albert-Schweitzer-Realschule in Nette und Sprecherin der Dortmunder Realschulen. Und sie weiß: „Manchmal stimmen die Kinder auch mit der Maus ab, ob sie in einem Fach einschalten oder nicht.“
Es ist keine Frage der Schulform. Ganz gleich, wo in Dortmund – überall fehlen Kinder und Jugendliche in den Video-Konferenzen. Viele sogar regelmäßig. „Wir erleben das ganz direkt und in erschreckender Art und Weise“, sagt der Sprecher der Gymnasien, Markus Katthagen.
Schulen schicken Sozialarbeiter zu den Schwänzern
Auch von seinem Immanuel-Kant-Gymnasium in Asseln weiß er zu berichten: „Es gibt einen Anteil von Schülern, die häufig fehlen.“ Und welche Chancen hat ein Lehrer, die zu erreichen?
„Bei einigen wenigen schicken wir tatsächlich die Schulsozialarbeiter vorbei“, erklärt Christel Stegemann. Auch den Schulberatungslehrer könne man einschalten. Und die Frage „Bei welchen Kindern häuft sich das?“ sei ein steter Begleiter beim corona-bedingten Distanzlernen.
Gibt es an den Hauptschulen mehr Fälle?
„Man würde ja erwarten, dass die Menge an der Hauptschule deutlich größer sei“, wirft Carsten Schlagowski ein, der Leiter der Konrad-von-der-Mark-Schule in Hörde, gleichzeitig Sprecher der Hauptschulen in Dortmund.
„Aber das haben wir so nicht bei uns.“ Was wiederum auch mit der neuen Ausstattung zu tun haben dürfte: „Wir sind unmittelbar vor Weihnachten noch mit iPads ausgestattet worden.“ Soweit die technischen Voraussetzungen, doch bei denen bleibt es nicht.
Als Struktur: Erste Stunde immer als Video
„Wir machen jede erste Stunde verpflichtend als Video“, erklärt Schlagowski: „Ich hatte heute Morgen alle da.“ Diese Struktur zu erhalten in einer unruhigen Zeit – das sei enorm wichtig.
Doch, natürlich, auch an seiner Schule sind nicht alle Mädchen und Jungen zugeschaltet. Deshalb müssten die Lehrer die Fehlenden melden. „Und die Sozialarbeiter telefonieren die dann ab.“
„Es rüttelt an der Chancen-Gerechtigkeit“
Klar: Schulverweigerer gebe es immer, das sei auch vor Corona schon so gewesen. „Da ist die Sache kompliziert“, weiß Schlagowski. Aber im Distanzlernen gehe die „Schere immer weiter auseinander“, ergänzt Gymnasiums-Sprecher Katthagen.
Technische Ausstattung, genug Wohnraum, eigener Schreibtisch, funktionierender Internet-Zugang – all das spiele eine wichtige Rolle. „Es rüttelt an der angestrengten Chancen-Gerechtigkeit“, unterstreicht Katthagen.
Jahrgang 1977 - wie Punkrock. Gebürtiger Sauerländer. Geborener Dortmunder. Unterm Strich also Westfale.
