
© Stephan Schuetze
„Das Infektionsgeschehen ist nicht besorgniserregend“
Covid-Infektionen
Die Corona-Inzidenz sei „in etwa gleichbleibend“, sagte Gesundheitsamtsleiter Dr. Frank Renken Anfang der Woche. Dann schoss der Wert in die Höhe. Wie passt das zusammen?
Man gab sich zufrieden am Dienstag. Nach der wöchentlichen Sitzung der Rathaus-Spitze freute sich Dortmunds Gesundheitsamtsleiter Dr. Frank Renken über recht stabile Werte.
Auch wenn man kürzlich für Dortmund noch eine Corona-Inzidenz von etwa 100 gehabt habe – von einer Explosion der Zahlen sei man doch noch weit entfernt. Zwischen 120 und 130 liege man. „In etwa gleichbleibend“, nannte es Renken wörtlich, auch wenn es natürlich eine leicht steigende Tendenz gebe.
Rund 200 Neuinfektionen pro Tag
An den Tagen danach, auch schon parallel zu den Sätzen von Renken am Dienstagmittag, gab es in die öffiziellen Corona-Tabellen viel einzugeben für die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes:
188 Neuinfektionen für den Dienstag, 210 für Mittwoch, 190 für Donnerstag. Die Zahlen werden immer am Tag danach offiziell veröffentlicht, die Zahl für den Freitag lag entsprechend bei Redaktionsschluss dieses Artikels (Freitag, 12.11., 17.30 Uhr) noch nicht vor. Die Folge bleibt aber eindeutig: Die Dortmunder Inzidenz schoss hoch auf knapp 160 am Donnerstag. Wie passt das zusammen? Hat man sich bei der Stadt geirrt? Ist die Corona-Lage in Dortmund doch schlechter als erwartet?
Direkte Antworten hatte Renken am Dienstag darauf natürlich noch nicht geben können. Aber doch ein paar Erklärungen aus fachlicher Sicht, die sich aus seinen Ausführungen am Dienstag ableiten lassen - und die helfen, die Lage einzuschätzen.
Ein zweiter Wert ist für Renken entscheidend
Zunächst einmal: „Wir haben es in Dortmund – Gottseidank – nicht mit so einem Infektionsgeschehen zu tun, wie es gerade bundesweit zu erkennen ist“, so Renken. Während viele Kreise in Bayern, Sachsen und Thüringen schon über die 500 geschossen sind, einige sogar über die 1000er-Marke, bleibt Dortmund weit, weit darunter. Entscheidend für Renken: ein anderer Wert.
„Der R-Wert ist über 1“, erklärte Dortmunds Gesundheitsamtsleiter. Der sogenannte R-Wert gibt an, wie viele weitere Personen ein Infizierter ansteckt, rechnerisch betrachtet. Ein R-Wert von 1 bedeutet: Ein Infizierter steckt im Mittel eine weitere Person an.
Daraus folgt: Der R-Wert kann derzeit nur über 1 liegen, ansonsten gäbe es ja keinen schnellen Anstieg der Fallzahlen und Inzidenzen. Allerdings: „Der R-Wert schwankt um die Linie von 1 herum, was auch bedeutet, dass wir keinen sehr starken Anstieg der Inzidenz haben“, so Renken.
„Ein großer Unterscheid zur vierten Welle“
Liegt Renken richtig? Die Zahlen vom Freitag deuten dann wieder darauf hin. Von 158,8 fiel die offiziell für Dortmund gemeldete Inzidenz wieder leicht – auf 157,2. Ob sich die Lage weiter entspannt, muss sich zeigen.
Renken jedenfalls befand noch am Dienstag: „Das Infektionsgeschehen ist nicht besorgniserregend.“ Und sei damit anders zu bewerten als noch vor einigen Wochen:
„Das ist ein großer Unterschied zu der vierten Welle, die wir ja schon im September hatten“, sagt Renken mit Blick auf die Zeit kurz nach Ende der Sommerferien, als die Zahlen stiegen. „Da war der Verlauf des R-Wertes ganz anders.“
„Inzidenz ist höher, als wir sie haben wollen“
Nicht nur, dass der R-Wert sehr stark angestiegen sei. „Er blieb auch über einen längeren Zeitraum sehr hoch, bevor er dann wieder abgefallen ist“, erläuterte Renken. Aktuell bleibe das „Infektionsgeschehen in Dortmund nennenswert, die Inzidenz ist auch höher, als wir sie haben wollen“.
Allerdings würde es bisher nach starken Anstiegen auch immer wieder eine Phase mit recht gleichbleibenden Werten geben, also keine grundlegende Explosion der Inzidenz über viele Tage oder Wochen.
Jahrgang 1977 - wie Punkrock. Gebürtiger Sauerländer. Geborener Dortmunder. Unterm Strich also Westfale.
