Corona-Impfung für Kinder unter 12? Was Dortmunder Experten Eltern raten

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Corona-Impfung für Kinder unter 12? Was Dortmunder Experten Eltern raten

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Noch ist kein Covid-19-Impfstoff für Kinder unter 12 Jahren zugelassen. Trotzdem wird unter Eltern diskutiert, ob sie jüngere Kinder impfen lassen. Zwei Experten aus Dortmund haben dazu einen klaren Rat.

Dortmund

, 28.09.2021, 11:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Vielversprechender Covid-19-Schutz für Kinder unter 12 Jahren? Oder verantwortungsloses Wagnis entgegen der Vernunft? Der Off-Label-Use der Corona-Schutzimpfung wird unter Eltern diskutiert. „Ich habe schon von Eltern gehört, die ihre Ärzte danach fragen“, bestätigt Hendrike Frei, Sprecherin der Dortmunder Kinderärzte.

Off-Label-Use meint den Einsatz von Medikamenten außerhalb ihrer Zulassung, im Fall der Covid-19-Impfung also für Kinder unter 12 Jahren. Ein wenig kann die Kinderärztin Eltern verstehen - insbesondere, wenn die älteren Kinder in der Familie schon geimpft sind „und die jüngeren dann auch wollen.“

Zu viele Unbekannte beim Impfen von Kindern

Trotzdem fällt ihre Antwort, wie sie den Off-Label-Use einschätzt, sehr deutlich aus: „Es ist nicht erlaubt und nicht sinnvoll. Und dazu noch rechtlich schwierig.“ Ihr sei in Dortmund kein Arzt bekannt, der Kinder unter 12 gegen Corona impfe.

Zwei entscheidende Unbekannte gibt es nach heutigem Kenntnisstand zu beachten: „Wir wissen nicht, was die passende Dosis ist und wie die Verträglichkeit ist“, sagt Frei. Ein Kind sei „kein kleiner Erwachsener, hat ein anderes Immunsystem“.

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Bei älteren Kindern, die schon geimpft werden dürfen, beobachte man durchaus Fälle, denen es nach der Impfung nicht gut gehe. „Vor allem die jüngeren haben massiv Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Schüttelfrost. Müssen zwei, drei Tage nach der Zweitimpfung zuhause bleiben.“

Dem stehe gegenüber, dass Kinder weiterhin nur in seltenen Fällen schwer an Covid-19 erkranken. „Ein Kind darf durch die Impfung nicht kränker werden als durch die Krankheit.“

Jüngere Kinder erkranken selten schwer

Weiterhin gebe es nur vergleichsweise wenige Fälle, in denen Kinder mit Corona-Infektion auf Intensivstationen behandelt werden müssen oder gar sterben. „Für diese wenigen Fälle und dafür, dass Kinder sich gut erholen, ist der Off-Label-Use fraglich zu sehen“, so Frei.

So argumentiert auch Prof. Dr. Dominik Schneider, Direktor der Dortmunder Kinderklinik. „Wir wissen, je jünger die Kinder sind, umso leichter ist der Krankheitsverlauf.“ Dafür sprächen auch die bisher übersichtlichen Behandlungszahlen in der Kinderklinik.

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Grundsätzlich komme ein Off-Label-Use im Bereich der Kindermedizin durchaus vor: „Wir geben auch Medikamente off-label“, sagt er, ergänzt aber: „Die wir seit Jahren kennen, wo wir Dosierung und Nebenwirkungen kennen.“

Das sei bei den Covid-19-Impfstoffen aber eben nicht so: Man kenne weder die optimale Dosis noch die Verträglichkeit. „Da kann man nicht wie ein Cowboy hingehen und die Dosierung aus der Hüfte schießen.“

Aus Astrazeneca-Entwicklung lernen

Prof. Schneider verweist dabei auch auf bisherige Erkenntnisse bei der Impfung von Erwachsenen: Die Verträglichkeit kann nach Geschlecht und Altersgruppe durchaus unterschiedlich sein. „Das haben wir bei Astrazeneca gelernt“, sagt er und erinnert an nach und nach abgeänderte Empfehlungen, für wen der Impfstoff besser oder schlechter geeignet ist.

Beide Ärzte empfehlen eindeutig, die Studien der Pharma-Firmen und die Zulassung abzuwarten. „Was gar nicht geht, ist, dass man eine Impfung der Kinder propagiert, in einer Phase, wo Erwachsene zu faul oder zu querdenkend zum Impfen sind“, so Prof. Schneider.

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Und was gilt für Kinder, die Vorerkrankungen haben, die das Risiko schwer an Corona zu erkranken, erhöht? Auch hier gelte das Prinzip, erst die Risiken zu benennen. „Wenn es keine Studien gibt, kann ich die Risiken nicht benennen.“ Zudem gebe es auch in Risikogruppen wenige extrem schwere Verläufe.