
© Tobias Weckenbrock
Corona-Impfen mit Übersetzerin, freundlichen Ordnern und wenig Wartezeit
Aktion von Vereinen
Eine Impfaktion des Heimatvereins, von Rot-Weiß Germania und weiteren Mitstreiterin auf dem Westerfilder Markt lockte Samstag 350 Menschen zur Immunisierung. Alles lief unkompliziert in Zelten ab.
Samstag, 11.10 Uhr: Auf dem Westerfilder Markt sieht es anders aus als sonst. Keine Autos parken hier, sondern es ist abgesperrt für eine Warteschlange. Menschen in orangen Westen behalten bei knapp 4 Grad die Übersicht. In der Schlange stehen mal 20, mal 30 Menschen. Sie warten auf ihre Corona-Impfung oder die Booster-Spritze.
Es ist eine Aktion, von Vereinen ins Leben gerufen, weil die Stadt Dortmund es nicht schaffe, einen Impfbus in den Ortsteil im Westen zu schicken, dem immer mal wieder ein kleines Schmuddel-Image angeheftet wird. Zwei Wochen lang plante man und organisierte, an der Spitze angeführt von Gerd Obermeit vom Heimatverein Westerfilde und Bodelschwingh. Am Samstag um 11.10 Uhr ist man zufrieden.

Dr. Ulrich Kozianka aus der Arztpraxis am Rohdesdieck im Gespräch mit Gerd Obermeit, dem Vorsitzenden des Heimatvereins (r.). Die beiden organisierten mit vielen Helfern die Impfaktion auf dem Westerfilder Markt. © Tobias Weckenbrock
Die Menschen warten vor einem Pavillon-Zelt, an dem sie ihre Impf-Unterlagen bekommen. Die nehmen sie dann mit in einen zweiten Pavillon, wo ein Arzt mit ihnen die Dinge durchschaut und offene Fragen klärt. Geimpft wird mit dem mRNA-Impfstoff von Moderna. Nebenwirkungen und Vorerkrankungen sind Themen, die man fachlich besprechen muss.
Drei Impfkabinen im grünen Zelt
Dann willigen die Impflinge ein, gehen ein paar Schritte und sitzen danach in einer von drei Kabinen in einem grünen Zelt. Dort machen sie einen Oberarm frei, es pikst kurz, dann bekommen sie ihren Aufkleber in den Impfpass und sind fertig. In einem dritten Pavillon sollen sie noch ein paar Minuten auf einem der Plastikstühle ausharren. Das war’s.
Corona-Impfaktion der Vereine in Westerfilde
„Es läuft reibungslos und gut“, sagt Gerd Obermeit. Er sei gar überrascht, dass so viele Menschen, die hierher kommen, noch gar nicht geimpft seien. „Das bestätigt uns in unserem Engagement“, freut er sich.

Mitarbeiter des Integrationsnetzwerks "Lokal Willkommen" wie Hiba Manla (l.), die arabisch spricht, halfen ehrenamtlich bei der Impfaktion in Westerfilde. © Tobias Weckenbrock
An der Warteschlange stehen Ehrenamtler von „Lokal willkommen“, dem Dortmunder Integrationsnetzwerk. Wie Hiba Manla, die Frau in der orangen Weste, die Arabisch und Deutsch spricht und hier helfen soll, wenn Menschen mit Migrationshintergrund kommen. Das ist um 11.15 Uhr noch nicht der Fall, aber sie harrt aus. „Ich bin gefragt worden und helfe gerne“, sagt sie unserer Redaktion.
Das sagt auch Ulrich Kozianka, der Sohn von Folker. Beide sind niedergelassene und bekannte Hausärzte vom Rohdesdieck in Bodelschwingh. Folker Kozianka muss an diesem Samstag zwar selbst krank zu Hause bleiben, doch sein Sohn, der Internist, ist vor Ort. Er spricht Fachfragen ab, impft auch selbst mit anderen Kollegen, auch Augen- und Zahnärzten, und stellt das Personal aus der Gemeinschaftspraxis, das die Impfstoffe aufbereitet – sprich: die Spritzen aufzieht.
„In der aktuellen Pandemielage“, sagt Ulrich Kozianka, „ist es dringend wichtig, hier solche Aktionen anzubieten.“ Auch wenn er in der Praxis schon sehr viel impfe, zum Beispiel gerade am Samstag parallel zu dieser Aktion.
Das Problem mit den Erwachsenen unter 30 Jahren
Menschen unter 30 Jahren werden an diesem Tag in Westerfilde nicht geimpft. Der Grund: Der Impfstoff von Moderna wird von der Ständigen Impfkommission gerade noch nicht empfohlen für diese Altersgruppe und für Schwangere. Doch nach einer Aussage aus dem Landes-Gesundheitsministerium von Freitag soll er auch bald für Jüngere zugelassen werden. „Wir sagen den Menschen unter 30, die hierher kommen, dass sie am Montag einfach zu mir in die Praxis kommen sollen. Da impfen wir sie dann mit“, sagt Kozianka.

Klaus Begoll (79) aus Mengede kam zum Boostern am Samstag nach Westerfilde. Nun freut er sich auf sicherere Weihnachten. Bei seiner Hausärztin hätte er einen Termin im Februar bekommen. © Tobias Weckenbrock
Klaus Begoll (79) ist aus Mengede in den Nachbar-Stadtteil gekommen. Er hält den gelben Impfpass hoch, sagt, er sei vor einem halben Jahr in Hörde, im städtischen Impfzentrum, schon gut zurecht gekommen. Dass er es jetzt so nah hat, freut ihn. „So kann ich doch in Ruhe Weihnachten feiern“, sagt er. Und: „Beim meiner Hausärztin hätte ich einen Termin erst im Februar 2022 bekommen.“ Nach rund 45 Minuten an der frischen Luft in Westerfilde ist er geboostert.
Mehr als 350 Menschen sind es am Ende der Aktion gegen 17 Uhr. „Etwa zehn Prozent waren Erstimpfungen“, bilanziert Gerd Obermeit. „Keine langen Wartezeiten, keine Störer, keine Unzufriedenheiten – die Aktion war ein voller Erfolg.“
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
