40 Bundeswehrsoldaten helfen seit Donnerstag (15.10.) bei der Kontaktnachverfolgung im Gesundheitsamt – und das sehr effektiv. © Gaby Kolle

40 Soldaten im Einsatz

Corona-Hilfe der Bundeswehr in Dortmund zeigt schon jetzt erste Erfolge

40 Bundeswehrsoldaten und -soldatinnen helfen seit einigen Tagen bei der Corona-Kontaktnachverfolgung in Dortmund. Doch steigen die Zahlen weiter, muss das Gesundheitsamt die Strategie wechseln.

Dortmund

, 20.10.2020 / Lesedauer: 3 min

Wie dringend die Unterstützung der Bundeswehr zur Kontaktnachverfolgung von Corona-Infizierten für Dortmund ist, machte Norbert Dahmen, Leiter des städtischen Krisenstabs, eindringlich klar: „Wir brauchen Hilfe“, sagte er am Dienstag (20.10.) bei einer Pressekonferenz im Gesundheitsamt.

„Wir legen in Dortmund Wert auf eine rasche Kontaktnachverfolgung.“ Es gelte, Infektionsketten schnell zu unterbrechen und weitere zu vermeiden.

In Dortmund sei die Inzidenz von 35 (7-Tage-Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner) innerhalb von einer Woche auf über 70 gestiegen, ergänzte Gesundheitsamtsleiter Dr. Frank Renken. Auch wenn man nicht mit so einem rasanten Anstieg gerechnet habe, habe der Krisenstab bereits am Montag vergangener Woche (12.10.) entschieden, das Angebot von Bundeskanzlerin Merkel anzunehmen und die Bundeswehr zur Hilfe zu rufen, so Dahmen.

Seit Donnerstag am Telefon

Bereits einen Tag später wurden Details abgestimmt, die 40 Soldaten und Soldatinnen am Mittwoch geschult, und am Donnerstag saßen sie schon in zwei Schichten in Tarnuniform an den Telefonen und Computern im Gesundheitsamt, um Kontakte von Neuinfizierten aufzuspüren – und das äußerst erfolgreich, betonte der Krisenstabsleiter.

Da das Gesundheitsamt trotz Personalaufstockung wegen der expotentiell gestiegenen Fallzahlen bei der Kontaktverfolgung nicht mehr hinterhergekommen war, hatten sich rund 2000 Kontakte von 250 Meldefällen aufgestaut, die abtelefoniert werden mussten.

Dieser Berg konnte mithilfe der Bundeswehr innerhalb der wenigen Tage - einschließlich des Wochenendes - abgearbeitet werden. Trotz der weiterhin hohen Fallzahlen könne das Gesundheitsamt aktuell noch am selben Tag die Fälle erledigen, sagte Dr. Renken.

Das gelinge bis zu einer Inzidenz von 100, so der Amtsleiter. Wie das aussehen würde, falls die Inzidenz über 100 steigt, könne er nicht sagen. Noch sei man dabei, das Personal und die Infrastruktur weiter aufzustocken.

150 Menschen helfen bei Kontaktverfolgung

Zurzeit sind insgesamt rund 150 Personen, einschließlich der Soldatinnen und Soldaten, im Gesundheitsamt mit der Kontaktnachverfolgung beschäftigt. Bis zu 200 könnten im Amt selbst eingesetzt werden. Renken: „Darüber hinaus wären wir hier nicht mehr arbeitsfähig.“

Deshalb denke die Stadt darüber nach, sollten die Fallzahlen weiter deutlich steigen, ein weiteres Kontaktnachverfolgungszentrum entweder in der Innenstadt oder in den Westfalenhallen aufzubauen, berichtete Krisenstabsleiter Dahmen.

Bislang werden die positiv Getesteten für die Kontaktverfolgung vom Amt angerufen und interviewt und dann das von ihnen angegebene Umfeld recherchiert. Dabei werden auch die Querbeziehungen untersucht, die auf besondere Ereignisse und Hotspots hinweisen könnten.

Das erfordere Zeit und Erfahrung, sagt Renken, sei aber „der Goldstandard“, den es möglichst weiter durch zusätzliche Personalaufstockung zu verfolgen gelte. „Man sollte das nicht aufgeben.“ Doch bei weiter steigenden Inzidenzen müsse man womöglich die Strategie wechseln und zuerst die Kontakte mit der höchsten Gefährdung verfolgen wie Krankenhäuser und Pflegeheime.

Der Einsatz der Bundeswehr läuft zunächst bis zum 15. November. Es handle sich nicht um einen sogenannten Bundeswehreinsatz im Inland, sondern um Amtshilfe, unterstrich Oberstleutnant Stefan Heydt, Sprecher des Landeskommandos NRW.

Und mit Blick auf die Glückauf-Kaserne in Unna, aus der die Soldaten kommen, sagte Heydt: „Das ist Nachbarschaftshilfe ‚at its best‘. Auf uns können Sie sich in der Krise verlassen.“

Bindeglied zwischen Stadt und Bundeswehr ist das Kreisverbindungskommando Dortmund in Person von Oberstleutnant Detlev Lachmann, der ehrenamtlich als Reserveoffizier für die Bundeswehr tätig ist und im Zivilberuf bei der Dortmunder Wirtschaftsförderung arbeitet. Zu der zivilmilitärischen Zusammenarbeit gehörten in der Vergangenheit unter anderem 44 Drehscheiben während der Flüchtlingskrise.

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