
Der Dortmunder Gesundheitsamtsleiter Dr. Frank Renken appelliert an die Bevölkerung, sich zum zweiten Mal boostern zu lassen. © Montage CDC/unsplash.com/Schütze
Leiter des Gesundheitsamtes: Lassen Sie sich boostern – aber am besten beim Arzt!
Corona-Pandemie
20 Corona-Ausbrüche in Pflegeeinrichtungen in Dortmund, steigende Infektionszahlen bei Senioren – der Chef des Gesundheitsamtes appelliert: Lassen Sie sich boostern, aber lieber nicht bei der Stadt.
„Corona ist über die Herbstferien ganz offenkundig auch nicht liegen geblieben“ – so startete Dortmunds Gesundheitsdezernentin Birgit Zoerner am Dienstag (18.10.) ihren Bericht über die Entwicklung der Coronazahlen in Dortmund während der vergangenen drei Wochen.
Die Zahlen der Neuinfektionen steigen. 324 Neuinfektionen waren es vor drei Wochen, am Dienstag schon 1021. „Und das sind die, die wir kennen“ Da seit der Veränderung der Testverordnung, die Schnelltests häufig 3 Euro kosten, gehe sie von einer wesentlich höheren Dunkelziffer aus, sagte Zoerner.
Der Anstieg der Neuinfektionen lässt sich auch an den Inzidenzen ablesen. So hatte Dortmund vor drei Wochen laut Robert-Koch-Institut eine Inzidenz von 258 und aktuell von 681. Damit liegt die Stadt im Trend von Bund und Land.
Mehr Patienten in den Krankenhäusern
„In Teilen spiegelt sich das erhöhte Infektionsgeschehen auch in den Krankenhäusern wider. Vor allem bei den Menschen, die mit Corona im Krankenhaus liegen“, sagte Zoerner. Zurzeit werden 211 Patienten mit einer Corona-Infektion in den Krankenhäusern behandelt, davon 13 intensivmedizinisch und vier beatmet. Vor drei Wochen waren es 95, davon acht auf der Intensivstation und ein Patient beatmet.
„Von Tag zu Tag und von Woche zu Woche bestehen immer mehr Infektionen in der Bevölkerung, darunter auch einige schwerwiegende“, betonte Dr. Frank Renken, Leiter des Gesundheitsamtes, und appellierte, sich impfen, beziehungsweise boostern zu lassen, vor allem bei Kontakten zu älteren und vulnerablen Personen.
Aktuell gebe es 20 Ausbrüche in Pflegeeinrichtungen, mit insgesamt 400 bis 500 betroffenen Personen – Personal und Bewohnern. Und das sei das eigentliche Problem der aktuellen Infektionswelle, sagte Renken. Kinder und ganz junge Menschen seien zurzeit nicht so stark betroffen, sondern die Inzidenzen seien vor allem in der Gruppe der 25- bis 70-Jährigen hoch. Auch bei den 70- bis 80-Jährigen gebe es zu hohe Inzidenzen, „die auch dazu führen, dass Menschen sterben.“
Ärzte haben anderen Entscheidungsspielraum
Die Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko), sich mit der vierten Impfung boostern zu lassen, gilt momentan für alle Menschen ab 60 Jahre und nicht für jüngere. „Das führt dazu, dass immer wieder Menschen an den öffentlichen Impfeinrichtungen abgewiesen werden“, erklärte der Gesundheitsamtschef.
Denn die Stadt sei als öffentliche Impfstelle verpflichtet, nach der generellen Stiko-Empfehlung zu impfen, erläuterte Renken. Dagegen könne ein Hausarzt oder Facharzt mit Blick auf den einzelnen Patienten und seinen möglichen Vorerkrankungen wie Rheuma, Diabetes oder einer Herzkrankheit anders entscheiden und auch Jüngere zum vierten Mal boostern. „Wir in der öffentlichen Impfstelle sind nicht in der Lage, die individualmedizinische Indikation zu überprüfen.“
Renken: „Hätte mir eine andere Stiko-Empfehlung gewünscht“
Er wolle die Empfehlung der Stiko nicht kommentieren, sagte der Amtschef, aber es spreche nichts dagegen, dass man sich auch als jüngerer Mensch impfen lasse. Nur so viel: „Ich hätte mir gewünscht, dass die Stiko eine andere Empfehlung gibt. Das ist mein Wunsch als Arzt.“
Die Empfehlung für eine zweite Booster-Impfung sei „dringend,“ unterstrich Renken: „Denn wir wissen ganz eindeutig, dass der Schutz durch die Impfung nachlässt. Das gilt für jede Impfung. Wenn wir jünger sind, heißt das nur, dass wir etwas länger von diesem Immunschutz profitieren, aber ein Jahr nach der Boosterimpfung ist der auch schon wieder deutlich zurückgegangen.“
Die Stadt wolle mit Impfständen an ausgewählten Stellen aufklären, ergänzte Gesundheitsdezernentin Zoerner. Momentan stiegen die Impfzahlen zwar wieder, aber von den 614 Impfungen der vergangenen Woche in der städtischen Impfeinrichtung in der Thier-Galerie und den Impfbussen seien 525 Booster-Impfungen gewesen.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
