„Club der Teufelinnen“ trifft sich absichtlich mit Betrügern – und lässt sie festnehmen

© Dieter Menne

„Club der Teufelinnen“ trifft sich absichtlich mit Betrügern – und lässt sie festnehmen

rnHauptbahnhof

Miss Marple in Dortmund: Dorothea Lange und ihre Mitstreiterinnen haben am Mittwoch drei mutmaßliche Betrüger festnehmen lassen. 40 Mal ließen die Damen schon Handschellen klicken.

Dortmund

, 20.12.2019, 04:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Gleich drei mutmaßliche Betrüger sind am Mittwoch (18.12.) zwischen 11.30 und 14 Uhr am Hauptbahnhof Dortmund festgenommen worden. Und jedes Mal wusste die Polizei schon vorher Bescheid und konnte den Zugriff ausgiebig planen.

Bei jedem Fall war das Vorgehen gleich: Dorothea Lange heißt die Dortmunderin, die sich gerne im Internet mit Betrügern verabredet. Auf Dating-Seiten, über Social Media oder anderen Foren schreibt die 59-Jährige Nachrichten mit Fremden, die sich nach einiger Zeit treffen wollen, um Geld einzusammeln.

Der Kapitän eines schwedischen Handelsschiffes wollte Geld

„Diesmal posierte einer mit gestohlenen Fotos als Kapitän eines schwedischen Handelsschiffes“, schreibt der „Club der Teufelinnen“, wie sich das Team selbst nennt, in einer Mitteilung an unsere Redaktion. 15.000 Euro benötige der Mann, damit er seine Internetbekanntschaft aus Deutschland besuchen könnte, habe er geschrieben.

Jemand anderes gab sich als US-Soldatin in Afghanistan aus, die dringend 30.000 Euro von ihrem neuen Freund brauchte. Dorothea Lange und ihre Mitstreiterinnen nehmen gerne die Freundschaftsanfragen an, die von überall kommen und lassen sich auf eine Beziehung ein, die zur Geldforderung führt.

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Gleich dreimal innerhalb weniger Stunden hat sich Dorothea Lange jetzt mit Verdächtigen, die als Geldboten fungieren sollten, in einem Imbiss am Hauptbahnhof in Dortmund verabredet. „In froher Erwartung setzten sie sich nacheinander zu der Frau an den Tisch und beantworteten geduldig und mit viel Fantasie ihre Fragen zu den Empfängern des Geldes“, heißt es: „Ein paar Minuten später erschien eine weitere Frau mit der Polizei im Schlepptau, und die Boten wurden einer nach dem anderen abgeführt.“

Die Polizei bestätigt auf Anfrage den Einsatz und die Festnahme von zwei Männern und einer Frau. Bei der Frau sehe es aktuell so aus, als sei sie selbst eher Geschädigte eines Betrügers, so Sprecherin Dana Seketa. Chatverläufe wurden sichergestellt, die Ermittlungen dauern an.

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Die Frauen des „Clubs der Teufelinnen“ trafen sich ursprünglich in einem Internet-Forum zum Thema und gründen jetzt eine eigene Plattform. Bereits 40 Festnahmen haben sie nach eigenen Angaben zu verbuchen: „Und die Arbeit geht uns nicht aus.“ Tendenziell nehme der Liebesbetrug im Internet immer weiter zu. Genaue Dortmunder Fallzahlen hat die Polizei nicht, weil Betrugsdelikte in der Statistik nicht diesbezüglich unterschieden werden.

Obwohl die meisten Leute wissen, dass man fremden Menschen kein Geld geben soll, funktioniere die Masche den Teufelinnen zufolge aber sehr häufig. Mit einer plötzlichen Notlage und emotionaler Erpressung setzten die Täter die Opfer massiv unter Druck.