Nach zweieinhalb Monaten Corona-Lockdown ist ab Montag, 8. März, eine zaghafte Öffnung im Handel möglich. Geschäfte sind, geknüpft an Terminbuchungen, wieder zugänglich. © dpa
Corona-Krise
Einzelhandels-Lockerungen: Thier-Galerie-Chef kritisiert „Scheinlösung“
Grundsätzlich wurde der Lockdown am Mittwoch bis zum 28. März verlängert. Shoppen mit Termin ist allerdings ab Montag (8.3.) möglich. Aber: Machen die Dortmunder Händler da mit?
Nur zaghafte Öffnungsschritte hat der Corona-Gipfel am Mittwoch für den Einzelhandel beschlossen. Während Buchhandlungen auf Basis einer Begrenzung der Kundenzahl am Montag (8.3.) wieder wie gewohnt öffnen dürfen, dürfen andere Geschäfte Kunden nur nach vorheriger Terminvereinbarung empfangen.
Bei einem Inzidenzwert zwischen 50 und 100, so wurde es von der Bund-Länder-Konferenz beschlossen, ist nur dieses „Click & Meet“-Angebot erlaubt. Und in NRW liegt die Inzidenz eben nicht unter 50, sondern bei 64. „Und er wird auch noch lange über 50 bleiben. Insofern bietet der Beschluss keine echte Öffnungsperspektive, sondern ist eine Fortsetzung des Lockdowns“, sagt Heinz-Herbert-Dustmann, der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Dortmund.
Bei Karstadt wird dennoch „mit Hochdruck“, wie der Dortmunder Betriebsratsvorsitzende Gerhard Löpke sagt, an der Umsetzung des Terminshopping-Angebots gearbeitet. „Das muss jetzt schnell gehen und es ist ein logistischer Wahnsinnsaufwand, aber ich denke, wir versuchen alles“, so Gerhard Löpke.
Click & Meet: Ein Kunde pro 40 Quadratmeter
Er vermutet, dass am kommenden Montag alle Verkäuferinnen und Verkäufer im Karstadt-Haupthaus wieder ihre Arbeit aufnehmen werden. „Vor dem Lockdown durften wir ja einen Kunden pro 20 Quadratmeter im Geschäft haben. Jetzt ist ein Kunde pro 40 Quadratmeter erlaubt. Das sind bei uns dann aber immer noch 500 Kunden. Und die haben Fragen und müssen bedient werden“, sagt Gerhard Löpke.
In der Firmenzentrale von Peek & Cloppenburg in Düsseldorf begrüßt man, dass nun „Pläne für die Rückkehr zur Normalität“ vorliegen. Man sei „jederzeit vorbereitet, unsere Häuser mit den bekannten und funktionierenden Hygienekonzepten wiederzueröffnen.“ Das Termin-Shoppen allerdings bereitet dem Handelsunternehmen mit seinem großen Textilkaufhaus am Westenhellweg gerade Kopfzerbrechen. „Das Einkaufen nach Terminvereinbarung prüfen wir aktuell“, heißt es.
Bei der IHK kann man nachvollziehen, was da bei den Eigentümer der großen Kauf- und Warenhäuser gerade in den Köpfen vor sich gehen muss. „Das Modell Click & Meet ist für die Mehrheit der Einzelhändler nicht zu realisieren. Es führt zu hohem Personalaufwand und Energieverbrauch bei nur geringen Umsätzen und somit zu weiteren Verlusten“, sagt Kammerpräsident Heinz-Herbert Dustmann.
Click & Meet bringt den Menschen kein Shopping-Erlebnis
Auch für die Kunden sei das doch nicht wirklich attraktiv. „Wie will ich denn mit Freude in die Stadt gehen? Die Gastronomie ist ohnehin nicht geöffnet und für die Menschen gibt es kein Shopping-Erlebnis, kein Wohlbefinden und keine Spontaneität, sondern nur Plankäufe“, so Heinz-Herbert Dustmann.
Äußerst unzufrieden sind IHK-Präsident Heinz-Herbert Dustmann (l.) und IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber (r.) mit den Ergebnissen des Corona-Gipfels: „Click&Meet kann bei kleinen Geschäften gehen, bei großen Kauf- und Warenhäusern wissen wir nicht, wie das sinnvoll funktionieren soll.“ © IHK
Er sorgt sich darum, dass die nach seiner Ansicht viel zu zaghafte Öffnungsstrategie die Dortmunder Innenstadt zu einer Geisterstadt machen könnte: „Wir sind bereits jetzt in der dritten Saison ohne Umsatz – viel schlimmer noch: Die Ware liegt seit vergangenem Frühjahr, Weihnachten und Januar dieses Jahres in den Häusern und Lagern. Dies hat auch Konsequenzen für die Innenstädte und Nebenzentren, deren Zukunft sich deutlich verschlechtert.“
Auch für IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber ist das „Click & Meet“-Angebot viel zu wenig und in der Praxis nur schwer umsetzbar. Er betont, dass der Einzelhandel kein Infektionstreiber sei. „Wie kann man einem Händler erklären, dass er bei weniger Kontakten als in einem Supermarkt nicht öffnen darf?“, fragt er. Dies sei einfach nicht möglich.
„Es ist richtig“, sagt Berthold Schröder, der Präsident der Handwerkskammer Dortmund, „dass Bund und Länder das Impfen forcieren wollen. Gleichzeitig werden Aspekte wie der Impffortschritt, der R-Wert, die Verfügbarkeit von Schnell- und Selbsttests oder die von den Betrieben erarbeiteten Hygienekonzepte bei den Öffnungsschritten nicht berücksichtigt. Hier wäre deutlich mehr Spielraum für ein beherzteres Hochfahren des wirtschaftlichen Lebens gewesen.“
Cityring-Händler bereiten sich auf Termin-Shopping vor
Deutlicher formuliert es Markus Haas, der Center-Manager der Thier-Galerie. „Scheinlösungen wie Shopping auf Terminvereinbarung helfen keinem“, sagt er.
Auch im Cityring ist man skeptisch, ob „Click & Meet“ etwas bringt, macht aber wohl zum großen Teil mit. Als Inhaber des Kunsthauses Zimmermann & Heitmann am Hansaplatz sagt Cityring-Vorsitzender Tobias Heitmann: „Wir versuchen unser Glück und sind für Montag gerüstet.“
Vom Schuhhaus Vogelsang am Westenhellweg ist zu hören: „Auch wir werden natürlich anbieten. Zwei Mitarbeiter sind eh immer im Geschäft. Versprechen tun wir uns davon aber nicht sonderlich viel.“
Mitmachen werden auch die Einrichtungshäuser Wim Gelhard und Büker. Bei Büker hängt Geschäftsführerin Monika Graf bereits ein Info-Blatt ins Schaufenster mit dem Hinweis, dass das Einrichtungshaus ab Montag wieder besucht werden kann. „Bitte vereinbaren Sie vorab per E-Mail oder telefonisch einen Besuchstermin“, steht dort.
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