Der Bauernladen „farm2city by Hof Dahlhoff“ im Kreuzviertel in Dortmund schließt nur zehn Monate nach der Eröffnung. Schon am 25.9. (Mittwoch) ist Schluss mit dem Verkauf an der Lindemannstraße 56. Ende des Monats muss Betreiber und Landwirt Sebastian Becker-Dahlhoff das Ladenlokal geräumt haben.
Sein Traum von einem Hofladen in der Dortmunder City ist damit vorerst geplatzt. Dabei war er im vergangenen Winter mit großen Hoffnungen gestartet. Der erste Monat lief noch super. Sebastian Becker-Dahlhoff verzeichnete rund 30.000 Euro Umsatz. „Im Januar und Februar waren wir dann bei 14.000 Euro und es wurde weiterhin weniger.“ Während der Sommerferien habe er die monatlichen Kosten von rund 10.000 Euro nicht mehr decken können.
Deshalb hat Sebastian Becker-Dahlhoff die Reißleine gezogen. „Wir müssen kostendeckend arbeiten können“, erklärt er.
Woran hat es gelegen? „Es war zu wenig los“, antwortet der Landwirt. Zwar habe er stets mit Flyern für sein Geschäft geworben. Und die Kunden, die dort gekauft haben, seien auch zufrieden gewesen, ergänzt Sebastian Becker-Dahlhoff. „Viele Stammkunden werden jetzt traurig sein.“ Letztlich seien aber nicht ausreichend viele Leute in den Laden gekommen.
Ackerbau, Viehzucht und Gemüse
An der Qualität habe es nicht gelegen. Da ist sich der Landwirt sicher. Fast alles, was er im „farm2city by Hof Dahlhoff“ anbietet, stammt von seinem Hof in Ostbüren zwischen Fröndenberg und Unna. Der Hof Dahlhoff wirbt mit nachhaltigen Erzeugnissen, die sich am Tierwohl orientieren und hochwertige Produkte versprechen. Sebastian Becker-Dahlhoff betreibt Ackerbau, Viehzucht und Gemüseanbau. Sein Hähnchenfleisch beispielsweise stammt von frei laufenden Hähnchen.
Die schlechten Umsatzzahlen macht der Landwirt an unterschiedlichen Faktoren fest. Er nennt die Gemüseernte, die wegen des ungünstigen Wetters erst recht spät Fahrt aufgenommen habe. Zudem sei der Standort an der Ecke Kreuzstraße / Lindemannstraße „schwierig“, ergänzt Matthias Fabry, der die Filiale an der Lindemannstraße leitet. „Netto ist gleich gegenüber. Und manche Leute machen den direkten Preisvergleich. Da können wir natürlich nicht mithalten.“ Er erwähnt auch die „angespannte Parkplatzsituation“. Durch parkende Autos auf dem Streifen vor dem Laden sei dieser ein bisschen versteckt. „Und hier ist ständig Baustelle.“
Online-Shop geplant
Aber auch gesamtgesellschaftliche Entwicklungen hätten eine Rolle gespielt, sagt Sebastian Becker-Dahlhoff. „Die Kaufkraft lässt nach und der Konsum geht zurück. Für Leute mit einem mittleren Einkommen ist es schwierig, ihren ganzen Wocheneinkauf bei mir zu tätigen.“ Die Menschen sparten an den Kosten für Lebensmittel.

Bis März/April hatte Sebastian Becker-Dahlhoff noch einige Fremdprodukte in den Regalen, um den Kunden ein möglichst umfassendes Sortiment anzubieten. Die hatte er zugekauft, weil er in Deutschland wetterbedingt nur während der Saison anbauen kann. „Wir waren mit den Fremdprodukten aber nicht zufrieden“, stellt der Landwirt klar. Also habe er sie aus dem Sortiment entfernt. Danach seien aber noch weniger Kunden ins Geschäft gekommen.
Aktuell ist der Landwirt dabei, einen Online-Shop einzurichten, der auf einer speziellen Plattform angesiedelt ist. Hier sollen Kunden die Möglichkeit bekommen, sich die bestellten Produkte nach Hause liefern zu lassen. „Damit die Menschen nicht auf uns verzichten müssen“, sagt Becker-Dahlhoff.
Mittelfristig will er aber auch wieder mit einem Laden in Dortmund präsent sein. „Wir möchten relevant für den Wochen- und Tageseinkauf der Menschen sein.“ Gesucht wird ein neues Ladenlokal von einem Vermieter, „der unser Projekt unterstützen will“. Das heißt im Klartext: Die Miete müsste deutlich geringer sein als an der Lindemannstraße.
Sebastian Becker-Dahlhoff könnte sich einen Neustart im Kaiserviertel vorstellen. „Ich fand es immer klasse in Dortmund“, betont er.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 17. September 2024.