Morgens beim Bäcker einen Kaffee zum Mitnehmen im wieder verwendbaren Becher kaufen, den Kaffee im Büro trinken und den leeren Becher beim Mittagessen in einem Restaurant wieder abgeben. So einfach könnte der Kreislauf für die Kunden bei Mehrweg-Verpackungen und -Geschirr sein - wären da nicht das Pfand und die damit einhergehenden unterschiedlichen Systeme.
Seit Jahresbeginn gilt für größere Gastronomie-Betriebe: Wenn diese Getränke und Essen zum Mitnehmen oder Liefern anbieten, müssen sie auch Mehrweg-Verpackungen bereitstellen. Mehrweg-Angebotspflicht heißt das im neuen Verpackungsgesetz. Anbieter für Mehrweg-Pfandsysteme scharren deshalb schon lange mit den Hufen.
Sechs Systeme in Dortmund
In Dortmund sind mindestens sechs unterschiedliche Systeme vertreten. Sie heißen Recup, Cuna, Vytal, Relevo, Recircle und Fair Cup.
Recup ist nach eigenen Angaben mit 16.400 Aus- und Rückgabestellen das deutschlandweit größte Mehrwegsystem für die Gastronomie. Laut Recup-Webseite gibt es das System in Dortmund unter anderem in Filialen der Bäckerei Kamps sowie in den Cafés Herr Liebig und Kieztörtchen im Kreuzviertel. Zudem verwenden es zahlreiche Tankstellen und einige Bio-Supermärkte. Bis Ende November gab es Recup auch in Filialen von Malzers Backstube.
Allerdings hat sich das Unternehmen aus Gelsenkirchen für den Konkurrenten Fair Cup entschieden, das auch die Dortmunder Kaufland-Filialen als Standorte listet. Zuvor hatte Malzers beide Systeme in unterschiedlichen Filialen getestet. Von der Funktionsweise sind Recup und Fair Cup gleich. Der Kunde zahlt beim Einkauf Pfand, gibt den Becher oder die Schüssel später wieder ab und bekommt dann sein Geld zurück.
Cuna baut Angebot aus
Cuna funktioniert genauso. Das System des Dortmunder Unternehmens mit Sitz am Alten Hellweg in Marten ist eigenen Angaben zufolge in vielen Städten in NRW und auch in Berlin vertreten. Für Dortmund zeigt die Karte auf der Webseite allerdings aktuell nur das vegane Restaurant Beezou in Hörde.
Recircle ist laut der Unternehmens-Webseite bislang nur einmal in Dortmund vertreten: bei Kelbaßa Feinkost in Kirchhörde. Das System funktioniert wie die zuvor genannten.
Relevo und Vytal hingegen sind App-basierte Systeme, die zunächst ohne eine Pfandzahlung auskommen. Man scannt lediglich einen QR-Code. Zahlen muss der Kunde nur, sofern er sein „geliehenes“ Geschirr nicht innerhalb einer 14-tägigen Frist zurückgibt.
App-basierte Systeme
Vytal-Verpackungen bekommt man laut Unternehmenswebseite unter anderem im Lokal Nosh im Saarlandstraßenviertel sowie im Pasta Heaven an der Kleppingstraße. Auch BurgerMe, KFC, BurgerMe sowie einige Unternehmenskantinen findet man in der zugehörigen App.
Relevo ist beispielsweise im Sausalitos an der Kleppingstraße und bei Nordsee auf dem Westenhellweg vertreten. Zudem vertrauen etliche Einrichtungen der TU Dortmund auf dieses System.
Lars Martin, der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Westfalen, sagt, dass ein einheitliches System für Mehrweg-Verpackungen wünschenswert sei. Ein Flickenteppich mit zahlreichen unterschiedlichen Systemen mache Mehrweg-Verpackungen „unattraktiv für die Kunden“. Insbesondere die Unterschiede in den Funktionsweisen bei digitalen Systemen wie Vytal und Relevo auf der einen sowie analogen Systemen wie Recup und Fair Cup auf der anderen Seite machten die Sache kompliziert.
Frankfurt als Vorbild
Auch Selvi Aksünger, die Inhaberin des Café Rot, spricht sich für ein einheitliches System aus. Sie verweist in diesem Zusammenhang auf Frankfurt am Main. Das dortige Entsorgungsunternehmen FES hatte in der Stadt bereits 2019 den „Mainbecher“ eingeführt. Inzwischen ist „Mainbecher“ eine Kooperation mit Vytal eingegangen. Das System für Gastronomie in Frankfurt heißt jetzt „Mainmehrweg“.
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