Fans von Borussia Dortmund gehen derzeit ohnehin mit einem Dauerlächeln durch den Alltag. Schließlich steht „ihr“ BVB am Samstag (1. Juni) im Finale der Champions League gegen Real Madrid. Damit gehört ihr Team zu den zwei besten Vereinsmannschaften Europas. Gespielt wird das Finale im Wembleystadion, das sage und schreibe 90.000 Zuschauer fasst. Weil Barcelonas Kult-Spielstätte Camp Nou (99.354 Plätze) umgebaut wird, ist Wembley derzeit das größte in Europa. Und mittendrin wird André Thyret, Beauftragter für das Stadt-Marketing in Oer-Erkenschwick, sein. „Das wird ein ‚once in a lifetime‘-Erlebnis sein“, ist er überzeugt.
Die Zeiten, in denen André Thyret jedes Heimspiel seiner Borussia dank Dauerkarte erleben durfte, waren mit der Geburt seiner beiden Töchter passé. An Heimspieltagen ging einfach zu viel Zeit drauf, zumal unter der Woche dann auch Champions-League-Spiele auf dem Programm standen. „Die Dauerkarte ist aber in den Freundeskreis gewandert und so war ich in der vergangenen Saison vier-, fünfmal im Stadion“, erzählt der Schwarz-Gelbe.
Zuletzt war er am 1. Mai im „schönsten Stadion der Welt“, dem Signal-Iduna-Park, als der BVB durch das Tor von Niclas Füllkrug in der 36. Minute die Weichen für den Finaleinzug gegen Europas Top-Klub Paris St. Germain stellte. „Das Rückspiel habe ich dann ganz alleine von der Couch aus geschaut. Da war ich sehr angespannt“, erinnert sich der 50-Jährige. Und nachdem der BVB durch Mats Hummels‘ Tor (50.) den Finaleinzug perfekt machte, folgte erst die pure Freude, dann die entscheidende Frage: Wie komme ich an eine Karte für Wembley?

„Ibrahim Özcan, ein Freund von mir, hat tatsächlich als Dauerkartenbesitzer den Code für zwei Tickets bekommen“, berichtet André Thyret. Es sind Tickets der Kategorie II. Und wie viel kostet eines? „460 Pfund, als rund 500 Euro. Aber das war mir egal, denn es wird ein einmaliges Erlebnis werden.“
Jetzt ging es darum, wie das Oer-Erkenschwicker Duo nach London kommt? „Flüge ab Düsseldorf waren utopisch teuer. Die wollten alleine für den Rückflug 600 Euro haben.“ Also wurde Plan B entworfen. Und der sieht so aus: Am Freitagmorgen (31.5.) geht es mit dem Auto nach Amsterdam, von dort mit dem Flieger nach Birmingham, um dann mit dem Zug Londons Zentrum zu erreichen, wo die beiden ein bezahlbares Hotel gefunden haben.
Am Samstag geht es nach Wimbledon
Und für den passionierten Tennisspieler wird am Samstag noch ein zweiter Lebenstraum in Erfüllung gehen: Denn er wird am Vormittag das Tennis-Mekka Wimbledon besuchen. „Und danach geht es in den Hydepark, wo der offizielle BVB-Fan-Treffpunkt sein wird.“ Das Spiel werden André Thyret und Ibrahim Özcan vom Unterrang 108 aus verfolgen. Und wie ist sein Gefühl? „Ich habe tatsächlich ein gutes. Auch wenn es heißt, Real spielt kein Finale, Real gewinnt ein Finale, halte ich es mit Edin Terzic. Er sagt ja, dass seine Mannschaft nur dieses eine Spiel spielen wird. Und dass der ganze Fokus darauf liegt. Ich sehe uns zwar als Underdog, bin aber optimistisch, dass da was geht.“
André Thyret weiter. „Alleine dabei zu sein, ist so großartig. Dann bin ich auch fein damit. Auch wenn es mit dem Sieg nicht klappen sollte, wäre ich total happy.“ Und sollte es tatsächlich so kommen, dass der BVB den CL-Henkelpott gewinnt, wäre das Oer-Erkenschwicker Duo nicht dabei, wenn auf dem Dortmunder Borsigplatz die große schwarz-gelbe Party stattfinden würde. Denn dann geht ihr Zug von London nach Birmingham, der Flieger nach Amsterdam, ehe die Rückreise mit dem Auto ansteht. Aber die beiden BVB-Fans waren live dabei: bei dem ultimativen Spiel der Spiele. Und das in Wembley.