Caterpillar schließt überraschend Werk in Dortmund - Trotz 40-Millionen-Euro-Investition

© Stephan Schütze (Archivbild)

Caterpillar schließt überraschend Werk in Dortmund - Trotz 40-Millionen-Euro-Investition

rnBergbauzulieferer

Bergbauzulieferer Caterpillar schließt sein Werk in Dortmund. Die Nachricht vom Aus traf die 650 Beschäftigten am Donnerstag völlig unvorbereitet. Auch zwei weitere Standorte sind betroffen.

Dortmund

, 05.03.2020, 12:17 Uhr / Lesedauer: 2 min

Das Caterpillar-Werk in Dortmund-Dorstfeld steht vor dem Aus: Der Bergbauzulieferer beabsichtigt, seinen Dortmunder Standort zu schließen, ebenso wie seine Werke in Lünen und Wuppertal. Das gab das amerikanische Unternehmen am Donnerstagmittag bekannt. Insgesamt sind rund 1300 Beschäftigte betroffen, laut Caterpillar rund 650 davon in Dortmund.

Die Nachricht vom Aus wurde der Morgenschicht auf dem Dorstfelder Werksgelände gegen 11 Uhr zeitgleich mit den anderen betroffenen Werken mitgeteilt: Ein Vertreter des global agierenden US-Konzerns verlas eine kurze Ansprache auf englisch, die parallel auf deutsch übersetzt wurde.

„Erst war alles still, dann kamen schnell Buh-Rufe und Pfiffe auf“, berichtet IG-Metall-Gewerkschaftssekretär Olaf Kamhöfer, der bei der Bekanntgabe vor Ort war. Danach zerstreute sich die Zuhörerschaft, viele Mitarbeiter gingen vorzeitig nach Hause. Damit folgten sie einem Angebot der Geschäftsführung, bis Montag bei vollen Bezügen frei zu machen, um die Nachricht zu verarbeiten.

„Wir sind geschockt und überrascht“

Im Gegensatz zu dem Werk in Lünen, in dem Untertagebautechnik wie Bohrer produziert werden, gab es um die Großbagger-Sparte von Caterpillar in Dortmund im Vorfeld keinerlei Schließungsgerüchte. „Wir sind geschockt und überrascht“, so Kamhöfer. Ähnliche Äußerungen sind aus der Belegschaft zu hören. „Es waren im Vorfeld keinerlei Anzeichen erkennbar“, so der stellvertretende Betriebsrats-Vorsitzende Markus Schlegel.

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An den Zahlen liege es nicht, behauptet Kamhöfer: „Die Auftragslage ist gut“, sagt der Gewerkschaftssekretär. „Caterpillar Dortmund ist kein Patient, der auf der Intensivstation liegt, die sind noch nicht einmal im Wartezimmer des Hausarzts.“

Caterpillar investierte 40 Millionen Euro in Dortmunder Werk

Caterpillar hatte in den vergangenen Jahren massiv in den Standort Dortmund investiert. Seit 2012 waren rund 40 Millionen Euro unter anderem in eine neue Fertigungshalle gesteckt worden, die die Montagezeit der Bagger halbierte.

2017 wurde die zum Dorstfelder Werk führende Straße Iggelhorst in „Caterpillarstraße“ umbenannt. Das sei „ein gutes Signal für die Belegschaft“, sagte der Dortmunder Geschäftsführer Norbert Auffarth damals, „wir wollen hier bleiben.“ Jetzt ist klar: Diese Aussage hatte lediglich eine Haltbarkeit von weniger als drei Jahren.

Als Gründe für die Werksschließung nannte der Caterpillar-Vertreter auf der Betriebsversammlung am Donnerstagvormittag „mangelnde Wettbewerbsfähigkeit“ und die „Kostenstruktur“, berichtet Gewerkschaftssekretär Kamhöfer.

In der ähnlich unkonkret gehaltenen Pressemitteilung des US-Unternehmens ist die Rede von „Restrukturierung des Groβhydraulikbaggergeschäfts“ und die „Konsolidierung der Produktion an anderen Standorten“. Auf Nachfrage zu den genaueren Beweggründen antwortete Unternehmens-Sprecher Eric De Leye, dass er „noch keine Antworten“ habe. Kamhöfer vermutet eine strategische Entscheidung aus der Konzernzentrale in den USA dahinter.

Schließungstermin noch nicht bekannt

Ungeklärt ist, wann genau die Caterpillar-Standorte geschlossen werden. Laut Unternehmens-Sprecher Eric De Leye beginnen jetzt die Verhandlungen mit dem Betriebsrat. Auch IG-Metall-Gewerkschaftssekretär Olaf Kamhöfer kennt den Zeitrahmen der Abwicklung des Werkes nicht, ebenso gebe es bisher keine Informationen darüber, wie es mit den Mitarbeitern weitergehe.

Er hofft, dass sich das bis zum 16. März ändert. Dann ist nämlich die nächste, schon länger geplante Betriebsversammlung.

HISTORIE

Älter als der BVB

  • Seit etwa 1895 werden an dem Dorstfelder Standort Groß-Bagger gebaut, damals von der Firma „Orenstein & Koppel“, die ihr Dortmunder Werk zu ihrer Zentrale machte – damit ist das Werk „älter als Borussia“, wie es Olaf Kamhöfer von der IG-Metall formuliert.
  • Zwischenzeitlich arbeiteten rund 2000 Menschen im „O&K“-Werk.
  • Ab 1998 folgten mehrere Besitzerwechsel, bis es 2010 Caterpillar übernahm.
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