Professor Carsten Watzl leitet den Bereich Immunologie am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung in Dortmund.

© Oliver Schaper

Lohnt die vierte Impfung? Experte Carsten Watzl klärt auf

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Eine vierte Impfung kann zusätzlichen Schutz vor einer Erkrankung mit dem Coronavirus bieten. Doch ist sie für alle sinnvoll? Der Dortmunder Immunologe Carsten Watzl hat dazu einen Expertenrat.

Dortmund

, 11.02.2022, 11:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Ständige Impfkommission hat einen Entwurf für eine Empfehlung vorgelegt, nach der für einige Menschen eine vierte Impfung angezeigt sein könnte. Die Folge ist aktuell eine Debatte darum, ob sich die Deutschen auf eine vierte oder vielleicht noch weitere Corona-Impfungen einstellen müssen. Der Dortmunder Immunologe Carsten Watzl sieht eine andere Perspektive.

Vierte Impfung höchstens als Empfehlung für Risikopatienten

„Es gibt aktuell keine Daten, die darauf schließen lassen, dass eine vierte Impfung nötig sein wird - zumindest für die allermeisten“, so Carsten Watzl. Wer drei Impfungen habe, habe eine vollständige Immunisierung. Diese halte zwar nicht ein Leben lang, lasse sich aber durch dann in den meisten Fällen relativ mild verlaufende Infektionen auffrischen.

„Höchstens bei älteren Menschen oder Risikopatienten könnte eine Empfehlung zu einer saisonalen Auffrischungsimpfung sinnvoll sein - ähnlich, wie das zum Beispiel bei der Grippeschutzimpfung gemacht wird.“ Diese weiteren Impfungen sollten aber nicht für eventuelle Infektionsschutzmaßnahmen relevant oder gar mit Sanktionen bewehrt sein.

Das Coronavirus wird bleiben

So könnte laut Carsten Watzl auch eine Endemie des Coronavirus in Deutschland aussehen. „Es wird nicht passieren, dass wir nie wieder über Corona reden.“ Statt dessen werde es wohl jeden Winter eine Corona-Saison geben, in der sich viele Menschen auf Basis ihrer bestehenden Immunisierung infizieren.

Bei den meisten werde das dann nicht zu einem schweren Verlauf führen. Aber: „Es ist immer noch kein harmloses Virus.“ Wie auch bei anderen saisonalen Infektionskrankheiten werden laut Carsten Watzl auch am Coronavirus weiterhin Menschen schwer erkranken.

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„Aber die Impfung ist ja nur eine Variante des Schutzes. Auch die Behandlungsmethoden sind schon besser geworden und werden auch weiter besser werden“, so Carsten Watzl.

Auch neue Corona-Varianten werde es wohl weiter geben, so Carsten Watzl. Bestehende Impfstoffe und Therapien könnten allerdings wohl angepasst werden.

Impfquote muss weiter gesteigert werden

„Wir sind sehr weit gekommen mit den Impfungen, das will ich auch mal sagen“, betont Carsten Watzl noch. „Ohne die Impfungen würden wir in der Omikron-Welle aktuell viel schlechter da stehen.“

Zum Erreichen der endemischen Lage sei es nun wichtig, spätestens bis zum nächsten Winter die Impfquote weiter zu steigern. Insbesondere bei den über 60-Jährigen seien 95 Prozent wünschenswert. Dann könne wohl - ähnlich wie aktuell in Dänemark - weitgehend auf Infektionsschutzmaßnahmen verzichtet werden.

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