Car-Friday 2025 So steht es um die Poser- und Raser-Szene in Dortmund

Car-Friday 2025: So steht es um die Poser- und Raser-Szene in Dortmund
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Der Karfreitag wird für Auto-Enthusiasten und Tuner alljährlich zum Car-Friday. Für die Szene ist der umbenannte Feiertag eine Art Pflichttermin. Vor allem sind es aber Poser und Raser, die zu diesem Anlass negativ auffallen. Wie steht es um die Gruppen in Dortmund? Und worauf müssen Anwohner an Wall und Phoenix-See sich am Car-Friday einstellen? Fragen und Antworten.

Tuner sind nicht gleich Poser, sind nicht gleich Raser. Wo liegt der Unterschied?

„Tuner gehen ihrem Auto-Hobby nach. So wie der Angler angelt und der Marathonläufer einen Marathon läuft“, erklärt Harald Schmidtke, Geschäftsführer des Verbandes Automobil Tuner. Das Auto soll nicht uniformiert sein, sondern sich von der Masse abheben. Dafür wird es technisch und optisch verändert.

Klassische Merkmale eines getunten Autos sind ein tiefergelegtes Fahrwerk, größere Felgen, flachere und damit breitere Reifen, Folien und Anbauteile wie Spoiler. Auch die Leistung von Motoren kann zum Beispiel durch Chiptuning erhöht werden. Veränderungen wie diese sind nicht illegal, müssen aber allgemein zugelassen, also zum Beispiel ab Werk verfügbar sein oder durch Prüforganisationen abgenommen und in die Fahrzeugpapiere eingetragen werden, heißt es von Tuning-Experten.

Echte Tuner bewegen sich also innerhalb legaler Grenzen. Poser tun das nicht. Im Gegenteil, sagt Harald Schmidtke. „Poser ignorieren bewusst bestehende Regeln und belästigen so ihre Mitbürger. Sie fahren sinnlos ums Karree, lassen den Motor aufheulen und geben übermäßig viel Gas. Dafür brauchen sie nicht einmal ein umgerüstetes Fahrzeug.“

Typischerweise würden Poser jedoch ein hochmotorisiertes Auto fahren, dessen Abgasanlage zudem manipuliert worden sei, erklärt Daniel Exner-Hoffmann, Pressesprecher von „Tune it safe“, einer Kampagne, an der unter anderem das Bundesverkehrsministerium, die Polizei NRW und Hersteller wie BMW beteiligt sind. Außerdem fielen Poser auf, indem sie hupen, laute Musik spielen oder mit quietschenden Reifen anfahren, ergänzt Polizeisprecher Peter Bandermann.

Raser indes tun nur das, was ihr Name vorgibt: Sie rasen. Auch dafür braucht es theoretisch kein getuntes Auto. „Man kann auch auf 50 PS mit 100 Sachen durch die Stadt fahren“, sagt Harald Schmidtke.

Ein Polizist begutachtet den Motorraum eines Autos.
Am Car-Friday 2024 haben die Einsatzkräfte auch die Motorräume verdächtiger Fahrzeuge kontrolliert. (Archiv) © Pohl

Wie steht es um die Gruppen in Dortmund?

Der Wall, der Phoenix-See und das Gelände Phoenix-West machen Dortmund zu einem attraktiven Treffpunkt für Tuner, Poser und Raser. Zumal die Stadt gut an die Autobahn angebunden ist. Allerdings ist mittlerweile bekannt, dass die Polizei in Dortmund regelmäßig kontrolliert und Schwerpunkteinsätze durchführt. Dies schrecke ab, sagt Sprecher Joschua Pollmeier. Poser und Raser würden deshalb vermehrt auf andere Orte ausweichen. „Abhängig von Jahreszeit, Wochentag oder Wetterlage schwankt das Aufkommen zwischen 20 und 400 Fahrzeugen“, sagt Pollmeier.

Die „echte“ Tuner-Szene indes sei in Dortmund überschaubar, berichtet Pollmeier. Auch, weil ihre Angehörigen fürchten, mit Posern und Rasern gleichgestellt zu werden. „Für die Kontrolle veränderter Fahrzeuge sind nicht alle Polizisten sattelfest geschult“, sagt Harald Schmidtke vom Tuner-Verband. „Deshalb passiert es immer wieder, dass einem Fahrzeug die Betriebserlaubnis entzogen wird, obwohl alle Vorschriften eingehalten wurden.“

Wie geht die Polizei gegen illegale Tuner, Poser und Raser vor?

Kontrolliert wird die Geschwindigkeit der Autos auf den Straßen – auch außerorts – sowie deren Aufmachung. Im Falle eines Falles leiten die Einsatzkräfte entsprechende Verfahren ein, stellen Fahrzeuge sowie Führerscheine sicher und ahnden etwaige Verstöße. 2021 hat die Polizei dafür einen neuen „strategischen Arbeitsschwerpunkt“ für Dortmund eingeführt – gegen die „Raser, Poser und illegale Tuningszene“.

Dass Poser und Raser stark beschleunigen, Geschwindigkeitsgrenzen deutlich überschreiten und Hupkonzerte geben, könne an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten passieren. Bis die Einsatzkräfte vor Ort eintreffen, seien die Verursacher häufig schon verschwunden, erklärt Polizeisprecher Peter Bandermann. Den Verkehr flächendeckend zu überwachen und Verstöße zu verfolgen, „gestaltet sich deshalb in der Praxis häufig schwierig“.

Eine Polizistin im Einsatz gegen Poser und Raser in Dortmund
In ganz NRW gibt es am Car-Friday pauschal einen Sondereinsatz der Polizei und weiteren kommunalen Behörden. (Archiv) © Pohl

Wie viele illegale Rennen zählte die Polizei in den vergangenen Jahren in Dortmund?

2024 zählte die Polizei am Wall 16 Rennen und damit genauso viele wie 2021. Im vergangenen Jahr wurde dabei jedoch eine Person leicht verletzt; 2021 blieben die Beteiligten unbeschadet. 2022 und 2023 fiel die Zahl der Rennen am Wall höher aus: 2022 gab es 21 mit drei leicht Verletzten, im Jahr darauf waren es 23 Rennen. Eine Person wurde leicht verletzt.

Laut Paragraf 315d des Strafgesetzbuches sind Autorennen im Straßenverkehr illegal und werden mit einer Geldstrafe oder mit bis zu drei Jahren Freiheitsentzug belegt. Für ein Rennen braucht es im Übrigen nicht einmal einen Gegner: Man kann auch angezeigt werden, wenn man allein unterwegs ist.

Im Mai und August 2022 ahndete die Polizei auf dem Rheinlanddamm zwei Tempo-Verstöße, bei denen die Fahrer mit jeweils 103 und 107 Kilometern pro Stunde unterwegs waren. Erlaubt ist dort eine Geschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde.

Am Wall gilt mitunter sogar Tempo 30. Im Juni 2023 erwischte die Polizei am Schwanenwall, Ecke Brüderweg einen Autofahrer mit 82 Kilometern pro Stunde auf dem Tacho. Im September 2024 fuhr eine Person an derselben Stelle 67 Kilometer pro Stunde. Einen Monat später ahndete die Polizei einen Tempo-Verstoß in Höhe von 70 Kilometern pro Stunde auf dem Schwanenwall. Auffällig ist, dass die Fahrer damals allesamt unter 30 waren.

Wie viele Verstöße im Straßenverkehr zählte die Polizei Dortmund am Car-Friday 2024?

Der Car-Friday bringt in jedem Jahr nicht nur Tuner zusammen, sondern lockt auch Poser und Raser auf die Straße. In ganz NRW gibt es deshalb pauschal einen Sondereinsatz der Polizei und weiteren kommunalen Behörden.

2024 wurde in Dortmund am Wall, am Hafen, auf Phoenix-West und am Phoenix-See kontrolliert. 70 typische Fahrzeuge fielen den Einsatzkräften an dem Abend auf. 164 Verwarnungsgelder wegen Geschwindigkeitsüberschreitung wurden berechnet, 13 Platzverweise ausgesprochen und acht Autos sichergestellt.

Trotzdem: Der Einsatz verlief damit vergleichsweise ruhig. Vermutlich auch, weil viele Tuner zu einem Szenetreffen an der niederländischen Grenze gefahren waren, hieß es damals von der Pressestelle der Polizei.

In den Nächten zu Ostersonntag und Ostermontag gab es weitere Kontrolleinsätze – und dabei mehr zu sehen und zu hören. Rund 400 Fahrzeuge seien den Beamten aufgefallen, sagte Sprecher Peter Bandermann. Zum Vergleich: 2021 waren allein auf dem Wall bis zu 1000 Fahrzeuge unterwegs.

Polizisten kontrollieren die Reifen an einem verdächtigen Auto am Wall in Dortmund.
Typische Merkmale eines getunten Autos sind unter anderem flachere und damit breite Reifen. Auch diese haben die Polizisten am Car-Friday 2025 bei verdächtigen Autos kontrolliert. (Archiv) © Pohl

Was plant die Polizei Dortmund anlässlich des Car-Friday 2025?

Ihr genaues Vorgehen am Car-Friday 2025 teilt die Polizei mit der Öffentlichkeit nicht. Fest steht aber, dass es Kontrollen geben wird. Auch, wie viele Autos im Stadtgebiet unterwegs sein werden, kann die Behörde nicht prognostizieren. Ein Szene-Insider vermutet jedoch, dass in der Nacht zu Ostersamstag bis zu 2000 Autos über den Wall fahren werden.

Die Höhe eines Verwarnungs- oder Bußgeldes richtet sich nach dem Verstoß. Das sinnlose Hin- und Herfahren ohne Ziel kann zum Beispiel eine Ordnungswidrigkeit darstellen und mit einem Bußgeld von 120 Euro geahndet werden.

Anwohner indes sollten sich darauf gefasst machen, in Staus und Sperrungen zu geraten, die in Zusammenhang mit den Kontrollen entstehen könnten. „Gehört das Fahrzeug jedoch offensichtlich nicht zur Szene, werden die Einschränkungen auf ein Mindestmaß reduziert.“