Großbaustelle frustet Inhaberin des Café Rot Selvi hat 43 Prozent weniger Umsatz

Ärger über Baustelle im Kaiserviertel: Selvi vom Café Rot: „Habe 43 Prozent Umsatzeinbußen“
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Aktuell bleibt im Café Rot viel Kuchen übrig. Das ist nicht nur schade um den leckeren Kuchen, sondern für eine Gastronomin bedeutet das auch Geld für Personal und Wareneinsatz, der aus dem Fenster fliegt. Dazu Fixkosten, die bezahlt werden müssen.

Normalerweise freut sich Selvi Aksünger auf den Frühling und den Sommer. Gerade, wenn das Wetter in Dortmund so gnädig ist wie aktuell, läuft es im Café Rot im Kaiserviertel besonders gut. An sonnigen Tagen sitzen die Gäste dann gern im Außenbereich direkt vor dem Café. Die Gastronomin mietet extra Parkplätze von der Stadt an, um den Platz für Tische und Bänke nutzen zu können.

Inhaberin Selvi Aksünger steht zwischen ihrem Café Rot und der Baustelle im Dortmunder Kaiserviertel
Durch die große Baustelle direkt vor der Haustür ihres Cafés hat Selvi Aksünger erhebliche Umsatzeinbußen. © Felix Guth

Die Einnahmen aus den warmen Monaten sind für den gesamten Jahresumsatz wichtig. Ausgerechnet in genau diesem Zeitraum fällt eine Großbaustelle der Wassernetz-Netzbetreiber Donetz. Die Gastronomin spricht von extremen Umsatzeinbußen - und denkt deshalb über einen radikalen Schritt nach.

Großbaustelle im Kaiserviertel

Hier herrschte dringender Handlungsbedarf: Mehrfach überschwemmte ein Wasserrohrbruch die Von-der-Goltz-Straße am Rande des Ostfriedhofs. Donetz reagierte: Die Hauptwasserleitung, die von der Kaiserstraße bis zur B1 führt, wird komplett erneuert. Los ging es am 7. April auf dem Abschnitt zwischen Düsseldorfer Straße und Robert-Koch-Platz.

Ein Auto wird nach dem Wasserrohrbruch in der Von-der-Goltz-Straße in Dortmund im November 2024 mit einem Kran geborgen.
Nach dem Wasserrohrbruch im November 2024 wurden Garagen in der Von-der-Goltz-Straße überflutet. Ein Auto musste geborgen werden. © Lukas Wittland

Eine Woche später startete die Arbeit in der Von-der-Goltz-Straße. Hier wird eine ganz neue 60 Zentimeter dicke Hauptwasserleitung verlegt. Die Kompletterneuerung ist deshalb nötig, weil das alte Rohr fast 100 Jahre alt ist. Bis Oktober sollen die Arbeiten dauern. Dort, wo schon gebaut wurde oder noch nicht gebaut wird, wolle man versuchen, so schnell wie möglich auch wieder Parkplätze freizugeben, sagte Donetz-Projektleiter Marc Jerusel im Gespräch mit der Redaktion Anfang April.

Bagger statt Bänke

Dass die Arbeiten notwendig sind, bestreitet Gastronomin Selvi Aksünger nicht. Ihr bereitet aber Sorgen, wie sich die Baustelle auf ihre Gastronomie auswirkt. Denn aktuell stehen die Bagger quasi direkt vor der Haustür. Außengastronomie ist somit kaum möglich.

Normalerweise hätte sie ihre Tische und Bänke nämlich auf drei Parkplätzen vor dem Café aufgestellt. Die Stadt Dortmund erlaubt es Gastronomen, für diesen Zweck Parkplätze anzumieten und umzufunktionieren. Nicht nur die Parkplätze sind in der Baugrube verschwunden, „sogar der Fußgängerweg ist viel schmaler als vorher“, beschwert sich die 33-Jährige.

Für die Parkplätze zahlt sie für einen Zeitraum von fünf Monaten eigentlich 800 Euro. Ausnahmsweise sei ihr die Gebühr erlassen worden, „weil die zuständige Person vorbeigefahren ist und selbst gesehen hat, wie es hier aussieht.“

Ärgerlich ist auch, dass sie gerade erst rund 4000 Euro in neue Möbel und Deko für den Außenbereich investiert hat. Schließlich sind die warmen Monate normalerweise umsatzstark, „gerade in diesem Jahr, weil das gute Wetter so früh losgegangen ist.“ Im Vergleich zum gleichen Zeitraum im vergangenen Jahr habe sie einen aufsteigenden Trend für das Café Rot verzeichnet.

43 Prozent weniger Umsatz

Mit Beginn der Baustelle sei der Umsatz schlagartig eingebrochen. Ihren eigenen Berechnungen zufolge hat sie Umsatzeinbußen von 43 Prozent. Nicht nur, weil der Außenbereich nicht benutzt werden kann, sondern weil die Gäste im Café nicht mehr verweilen. „Ist doch klar, wenn draußen gebaggert und gebohrt wird, ist es so laut, dass man als Gast nicht sitzenbleiben möchte.“ Dazu blieben viele Gäste aus, weil sie durch die Sperrung der Von-der-Goltz-Straße nicht mit dem Auto anreisen können.

Inhaberin Selvi Aksünger steht zwischen ihrem Café Rot und der Baustelle im Dortmunder Kaiserviertel
Selvi will ihr Café Rot im Kaiserviertel unbedingt retten. Die Baustelle im Kaiserviertel macht ihr schwer zu schaffen. © Felix Guth

Jeden Tag bekomme sie zu spüren, was die Baustelle für ihre Gastronomie bedeutet. An einem durchschnittlichen Sonntag setze sie etwa 1300 Euro um, „weniger als 1000 Euro sind es nie“, sagt sie. Vergangenen Sonntag seien es gerade einmal 540 Euro gewesen, „und das, obwohl der Sonntag eigentlich unser stärkster Tag ist.“

Radikale Lösung für das Café Rot

Fest steht, dass die Baustelle so schnell nicht verschwinden wird. Selvi muss sich also eine Lösung einfallen lassen. Sie hoffe auf ein Entgegenkommen des Vermieters, sei aber auch bereit, zur Not drastische Schritte zu gehen. Zunächst denkt sie über reduzierte Öffnungszeiten nach, um Geld zu sparen. Für nächste Woche Donnerstag (8.5.) plant sie eine ganztägige 1-Euro-Aktion, bei der es alles, also das Stück Kuchen, der Cappuccino und so weiter, für einen Euro gibt. „Danach gucken wir uns die Situation noch zehn Tage an. Wenn es sein muss, machen wir das Café zu.“

Leicht falle ihr diese Entscheidung nicht, „das Café ist schließlich mein drittes Kind. Aber ich bin alleinerziehende Mutter und die jetzige Situation ist existenzbedrohend für uns.“ Sechs Wochen halte sie mit ihren Rücklagen noch durch, danach müsste sie aus eigener Tasche dafür bezahlen, dass das Café überlebt. Das möchte Selvi vermeiden, denn „sobald ich draufzahle, leiden am Ende meine Kinder finanziell mit.“

Nicht zum ersten Mal sorgt sich die Dortmunderin um ihren Laden. Im September 2023 stand das Café Rot kurz vor der Schließung, ehe die Gastronomin das Café schließlich doch noch retten konnte.

Fotos vom Wasserrohrbruch in Dortmund: Auto wird geborgen - Garagen überflutet