„Eine Vollkatastrophe“ wäre es, sollte Borussia Dortmund die Königsklasse verpassen, meint Perpendikel-Betreiber Dimitrios Kalpakidis. Die Kultkneipe am Heiligen Weg sei auf die regelmäßigen Fußballfeste in der Stadt angewiesen. „Gäbe es Borussia nicht, würde es viel düsterer für viele Gastronomen aussehen.“
Das erste Mal seit 2016 droht Borussia Dortmund, die Teilnahme an der Champions League zu verpassen. Das europäische Geschäft komplett verpasst hat der Verein letztmalig 2009. In dieser Saison läuft es sportlich alles andere als rund. Nach dem 29. Spieltag steht der BVB auf dem achten Platz. Mindestens den sechsten Platz müssten die Schwarzgelben erreichen, um auch in der kommenden Saison europäisch zu spielen. Ob das klappt, ist fraglich.
Nicht nur für den Verein hat das Erreichen der internationalen Plätze eine wichtige wirtschaftliche Bedeutung. Auch Gastronomen in Dortmund sind auf den sportlichen Erfolg der Borussia angewiesen.
Wenig Begeisterung für andere Wettbewerbe
Die CL-Teilnahme von Borussia Dortmund ist für Kalpakidis und auch andere Gastronomen wichtig. Eine Teilnahme an einem der anderen beiden europäischen Wettbewerbe (Europa oder Conference League), deren Spiele immer donnerstags ausgetragen werden, sieht der Gastronom kritisch. Denn Spiele am Donnerstag würden bedeuten, dass der BVB darauffolgende Bundesligaspiele sonntags bestreiten müsste. Und am Sonntag, weiß Dimitrios Kalpakidis, falle der Umsatz wesentlich geringer aus als am starken Samstag.
Ganz gleich, ob Heim- oder Auswärtsspiel: Samstags kommen – auch nach Abpfiff – viele Fans für ein oder mehrere Getränke ins Perpendikel. Anders als am Sonntag, sagt Kalpakidis: „Manche schauen Zuhause, ein paar andere spielen dann selbst im Amateurbereich. Und mit dem Schlusspfiff gehen die Leute nach Hause, weil sie am nächsten Tag arbeiten müssen“.
Laufende Kosten hat Kalpakidis aber trotzdem. Lizenz-Kosten, um Fußballspiele zu übertragen, muss er dennoch bezahlen. Die Rechte an der Übertragung der Champions League teilen sich Dazn und Prime Video. Da Dazn in der kommenden Saison 25/25 aber auch die Sonntags-Begegnungen der Bundesliga zeigt, könne er auf diese Lizenz nicht verzichten. Kalpakidis rechnet vor: Nur für Dazn und Sky bezahlt er nach eigenen Angaben kombiniert mehr als 1000 Euro im Monat.
„Trinken mit Handbremse“
Zum letzten Champions-League-Heimspiel am Dienstag (15.4.) gegen Barcelona waren auch viele auswärtige BVB-Anhänger in der Ratsschänke, erzählt Betreiber Omid Ghorbanazar. Gäste aus Österreich, Schweiz und Polen feierten gemeinsam mit Stammgästen in der Kneipe am Rathaus. Der Wirt hofft, dass diese Bilder nicht die letzten für längere Zeit waren.

Sollte der BVB die Champions League oder gar das internationale Geschäft vollkommen verpassen, wäre das eine Katastrophe. Doch auch eine Teilnahme an der Europa oder Conference League würde starke Umsatzeinbußen für die Ratsschänke bedeuten. Die dann zwangsläufig stattfindenden Sonntags-Spiele des BVB sind für Omid Ghorbanazar nur ein kleiner Trost. „Die Leute trinken dann mit Handbremse“. Deshalb drückt Ghorbanazar dem BVB nicht nur als Fan, sondern auch als Wirt die Daumen für die verbleibenden fünf Bundesligapartien.
Die Hoffnung noch nicht aufgeben
„Es wird schwer“, meint Sabrina Heinrichs, Betriebsleiterin vom Gänse Markt. Vor allem das nächste Heimspiel gegen den direkten Konkurrenten, der Borussia aus Mönchengladbach (Sonntag, 17.30 Uhr), sei richtungsweisend. Die Hoffnung will sie aber noch nicht aufgeben.
Auch Heinrichs steht einer Teilnahme an den beiden niederklassigen Europa-Wettbewerben und damit verbundenen Sonntagsspielen kritisch gegenüber. Etwas kann sie Europa und Conference League aber abgewinnen: Dann kämen auch auswärtige Fans von „interessanten Vereinen“, die sonst seltener gegen den BVB spielen, nach Dortmund. Wirtschaftlich kommt es für Heinrichs aber auch auf die Herkunft der Gästefans an. Engländer würden gerne und viel trinken. Italiener verzehren weniger Alkohol, essen stattdessen lieber, meint Heinrichs.