Gerda Westphal ist auf Bus und Bahn angewiesen. Die 77-jährige Dortmunderin arbeitet noch. Sie ist als Botin für eine Anwaltskanzlei tätig und ist deshalb viel unterwegs, allein zweimal pro Woche in Richtung Bochum.
Deshalb trifft sie die Kürzung des Busfahrplans hart. Ihr Wohnort Wellinghofen ist besonders gebeutelt: Zwei von fünf Buslinien wurden dort gestrichen, die Linien 441 und 443. Dadurch seien die verbliebenen Busse überlastet. Auch die 447 fahre nicht immer alle 20 Minuten, sondern manchmal nur alle 40 Minuten. „Das ist eine Katastrophe“, sagt die ÖPNV-Nutzerin.
DSW21 erklärt Ausfälle
Gerda Westphal findet es nicht richtig, dass die Buslinien so ausgedünnt werden, denn viele, vor allem ältere Leute müssten beispielsweise zur Bank oder Sparkasse in andere Stadtteile fahren. In Wellinghofen wurden erst kürzlich die Sparkassen-Filiale und die der Volksbank geschlossen.
DSW21 habe ihr auf Nachfrage den Hintergrund für die radikale Maßnahme erklärt. Einverstanden ist sie trotzdem nicht. Die Probleme würden „auf dem Rücken der kleinen Leute“ ausgetragen. „Das ist nicht fair.“ Sie zahle 93 Euro für ihr Monatsticket. Gerda Westphal meint, DSW21 hätte wohl mehr Personal einstellen müssen.

Was heißt „Verstärkerlinien“?
Man habe sie darauf hingewiesen, dass die 441 und 443 Verstärkerlinien seien. „Ich weiß gar nicht, was das ist“, sagt die Wellinghoferin. Sie weiß nur, dass sie vor der Kürzung viel besser planen konnte und nun jeden Morgen improvisieren muss. „An manchen Tagen bin ich jetzt nur gerannt. Es ist ein regelrechtes Jonglieren mit den Bussen.“
DSW21 verteidigt wie vielfach die Maßnahme, die dem hohen Krankenstand geschuldet ist. Von 650 Busfahrerinnen und -fahrern seien derzeit über 100 erkrankt, teilt das Unternehmen mit.
„Das kann man auch mit einer guten Reserve und unermüdlichem Einsatz nicht mehr kompensieren. Statt hier und da tagesaktuell Fahrten ausfallen zu lassen, haben wir uns deshalb entschlossen, unser Angebot gezielt und für einen begrenzten Zeitraum anzupassen. Das macht es für unsere Fahrgäste nicht schöner, aber die Fahrten sind zumindest planbar.“

In Wellinghofen gebe es mit den weitgehend parallel fahrenden Linien 442 (Hörde – Syburg) und 447 (Huckarde – Hacheney) gute Alternativen zu den ausfallenden Linien, deshalb wurden der 441 und 443 als Verstärkerlinien für die Streichung ausgewählt. „Verstärkerlinien sind Linien, die nicht neue Linienwege erschließen, sondern bestehende Linien verstärken und ergänzen“, erklärt DSW21-Sprecherin Britta Heydenbluth.
„Die Streichungen hat unsere Verkehrsplanung danach ausgewählt, wo einerseits betrieblich der größte Nutzen entsteht, und andererseits die Auswirkungen auf die Fahrgäste am geringsten sind und wo – wie in diesem Fall – möglichst Fahrtalternativen bestehen.“
Planung für vier Wochen
Von montags bis samstags müssen die Wellinghofer und alle anderen Betroffenen also auf die Busse der Linien 441 und 443 verzichten. Vier Wochen lang soll die offiziell am 24. Oktober in Kraft getretene Einschränkung gelten.
Gerda Westphal aber macht sich Sorgen: „DSW behält sich vor, den Zeitraum zu verlängern. Ich habe einfach Angst, dass es nicht bei vier Wochen bleibt.“
Aktuelle Infos zum Fahrplan finden sich unter www.bus-und-bahn.de