
© Dieter Menne (Archivbild)
Bürgerdienste in Dortmund wollen Wartezeiten für Bürger verkürzen - mit Selbstbedienung
Erklär-Video
Wer in Dortmund einen Ausweis verlängern will, sollte Monate im Voraus einen Termin vereinbaren. Jetzt gibt es einen neuen Automaten zur Selbstbedienung. Im Video wird das Gerät vorgestellt.
Bis zum Jahr 2022 müssen Bund, Länder und Städte mehr als 550 Dienstleistungen auch online anbieten. Das ist mit dem sogenannten Onlinezugangsgesetz geregelt worden. Die Stadt Dortmund arbeitet auf dieses Ziel und ein komplett neues Bürgerportal hin - und hat am Freitag (29.11.) einen neuen Service bei den Bürgerdiensten vorgestellt.
Der aktuelle Personalausweis im Scheckkartenformat verfügt über eine Online-Funktion, die man bei Erhalt freischalten lassen kann. „Das erspart Bürgern den Weg zum Amt und ist gleichzeitig eine Entlastung der Bürgerdienste“, so Stadtsprecher Maximilian Löchter.
Terminvereinbarung zwei Monate im Voraus
Viele Bürger können von dem Thema ein Klagelied singen: Teilweise kommt es zu extrem langen Schlangen in der Berswordt-Halle am Friedensplatz. „Das Problem tritt saisonal auf“, sagt Christian Uhr, bei der Stadt Dortmund für Personal und Organisation zuständig.
Im Frühjahr wollen viele Dortmunder zum Beispiel ihr Motorrad anmelden oder bemerken vor dem Urlaub, dass ihr Ausweis abläuft. Wer Ende November einen Termin für Einwohnermelde- oder KFZ-Angelegenheiten machen will, kann frühestens für den 30. Januar zuschlagen.
Um die Schlangen in den Ämtern möglichst kurz zu halten, bittet Bürgerdienste-Chef Norbert Dahmen die Dortmunder, möglichst viel übers Internet zu erledigen. Das geht zu Hause oder unterwegs mit einem aktuellen Smartphone und der „AusweisApp2“, wenn das Handy eine sogenannte NFC-Schnittstelle hat. Dieser Chip kann die Daten des Ausweises lesen, wenn man ihn nur ans Telefon hält.
Um ein Lesegerät aber tatsächlich allen Bürgern zur Verfügung zu stellen, hat die Stadt gemeinsam mit dem Verein buergerservice.org ein Service-Terminal bei den Bürgerdiensten am Südwall aufgestellt.
Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, die Nutzung des elektronischen Personalausweises zu verstärken. Verschiedene Kommunen sind darin Mitglied. Eine spezielle Software soll den Datenschutz gewährleisten - jeder Nutzer des Terminals kann das Gerät nach Abschluss der Arbeit neu starten. Dabei werden alle persönlichen Daten gelöscht.
Als Feldversuch sei das Gerät ab sofort sechs Monate lang nutzbar, Bürger müssen sich nicht an die normalen Schlangen anstellen, erklärt Dahmen. An dem Terminal sind alle Funktionen nutzbar, die auch übers Smartphone erreichbar sind.
Bewährt sich der Einsatz des Selbstbedienungs-Geräte, könnte man darüber nachdenken, sie anderswo aufzustellen. Zum Beispiel sei denkbar, sie in Krankenhäusern zu installieren, wo die Eltern ihre neugeborenen Kinder direkt online anmelden können.
Wer sein persönliches Passwort verloren oder die Onlinefunktion noch nicht aktiviert hat, kann das nachholen - muss das nur persönlich bei den Bürgerdiensten tun. Dieser Service gehöre aber zum „schnellen Geschäft“, man müsse nicht im allgemeinen Bereich anstehen, verspricht Norbert Dahmen.
Diese und weitere Funktionen sind bereits online verfügbar:
- Punkteauskunft beim Kraftfahrtbundesamt
- Bewohnerparkausweis beantragen oder verlängern
- Wunschkennzeichen reservieren
- Kita-Anmeldung
- Terminvereinbarung der Bürgerdienste
- Beantragung eines polizeilichen Führungszeugnisses
- Fundsachen-Portal
- BAföG-Anträge
- Steuererklärung
Die Anmeldung eines neuen Autos soll „demnächst“ möglich sein. Was dieses Thema angeht, gibt es Probleme bei dem von der Stadt Dortmund beauftragten Dienstleister.
Gleichzeitig sollen übrigens auch viele unbesetzte Stellen bei den Bürgerdiensten neu besetzt werden. „Das Gerät wird nicht dafür sorgen, dass sich die Schlangen in Luft auflösen“, so Uhr: „Aber wir sind auf dem Weg, es besser zu machen.“
Kevin Kindel, geboren 1991 in Dortmund, seit 2009 als Journalist tätig, hat in Bremen und in Schweden Journalistik und Kommunikation studiert.
