Risse, Schlaglöcher und Tempo 10: Die Obermarkstraße in der Berghofer Mark gilt als besonders drastisches Beispiel für eine Schlaglochpiste. Seit etlichen Jahren warten die Anwohner auf die Erneuerung. Die ist zwar regelmäßig angekündigt worden. Doch getan hat sich diesbezüglich nichts.
„Ich bin entsetzt, wie das vorwärtsgeht“, monierte vor Kurzem Barbara Blotenberg Grüne) in der Aplerbecker Bezirksvertretung. Sie habe das Gefühl, in den vergangenen 8,5 Jahren sei in Aplerbeck „nicht eine Straße gemacht worden“, kritisierte Blotenberg.
Sie ist nicht die einzige. Weite Teile des 1.800 Kilometer langen Dortmunder Straßennetzes befinden sich in einem erbarmungswürdigen Zustand und müssten eigentlich erneuert werden. Teer drauf und fertig – das reicht schon lange nicht mehr. Der Sanierungsstau auf Dortmunds Straßen ist offensichtlich. Vor allem in den Vororten.
Die Beschwerden sind auch OB Westphal nicht verborgen geblieben: Unabhängig vom jährlichen Arbeitsprogramm der städtischen Tiefbauer will er sich der Sache nun selbst annehmen, wie er am Montag (8.5.) gegenüber unserer Redaktion erklärte.
Dabei liege sein Hauptaugenmerk auf Neben- und Stichstraßen in den Außenbezirken. „Überall dort, wo eine Sanierung der Deckschicht angezeigt ist“, sagte der SPD-Politiker. „Ich erwarte innerhalb der kommenden zwei Wochen ein Konzept aus dem Tiefbauamt“, so Westphal.
Welche Straßen sind betroffen? Welche Schäden treten auf? Um wieviel Kilometer geht es insgesamt? All diese Fragen sollen beantwortet werden. „Ich möchte eine systematische Auswertung über die gesamte Stadt“, stellt der OB klar.

In einem zweiten Schritt soll eine Prioritätenliste aufgestellt werden. Wo sind die Schäden am größten? Welche Straßen in welchem Stadtbezirk sollen als erste repariert werden – und welche landen gegebenenfalls hinten?
Anhand dieser Daten werde die Verwaltung eine solche Liste aufstellen, die „im zweiten Halbjahr 2023 in die politischen Beratungen gehen soll“, kündigt der OB an. Wohlwissend, dass sie ein gewaltiges Hauen und Stechen innerhalb der Politik auslösen dürfte.
Unzufriedenheit mit Baustellenmanagement?
Die Straßensanierung ist ureigene Aufgabe der Tiefbauverwaltung, die regelmäßig ein „Jahresarbeitsprogramm“ vorlegt. Dass der OB das Thema Straßensanierung dennoch an sich zieht, werten Beobachter als Signal der Unzufriedenheit mit der Tiefbauverwaltung. Das betrifft auch das Baustellenmanagement in der City.
„Zuletzt war es eine Überlastung“, stellt Westphal mit Blick auf die zahlreichen Baustellen an beinahe jeder Ecke fest. Dazu hat auch der Ausbau des DEW21-Fernwärmenetzes beigetragen. „Ich bin ein Fan des Fernwärme-Ausbaus“, meint Westphal, „aber insgesamt betrachtet, war es zu viel.“
Was die Erweiterung des Netzes in Richtung Süden angeht, sagt Westphal: „Die Bauzeiten müssen kürzer werden“.
Wie es mit der Märkischen Straße weitergeht
Aus diesem Grund habe er auch entschieden, die Erneuerung der Märkischen Straße im ersten Abschnitt von der Kreuzung Neutor bis zur B1 nach hinten zu scheiben – und sie eben nicht im 1. Halbjahr 2023 starten zu lassen. Wegen diverser Baustellen musste ein Teil der Märkischen Straße 2021 und 2022 zeitweise gesperrt werden – was prompt zu massiven Verkehrsproblemen geführt hatte.

Mit seiner Entscheidung, die Erneuerung auf Jahre hinaus zu verschieben, eckte Westphal vor allem bei der CDU an. Der Grund: Die bereits bewilligten Fördermittel in Höhe von gut 1,7 Mio. Euro sind erstmal futsch. Für Westphal ist das Argument: „Wir können jederzeit neue Mittel beantragen.“ Die Frage ist, wann?
Auf Vorstoß der CDU soll nun mit dem zweiten Bauabschnitt von der B1 bis zur Einmündung Semerteichstraße begonnen werden. Fördermittel sind beantragt, aber noch nicht bewilligt. Der Start für die Bauarbeiten soll 2024 sein, sagt Wesphal.
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