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Brasilianische Corona-Variante: Probleme mit Tests und Impfungen?
Covid-19
Welche Corona-Mutation bereitet Dortmund gerade am meisten Sorgen? Die brasilianische Variante ist zwar bisher kaum nachgewiesen - aber es könnte Probleme mit Tests und Impfungen geben.
Andere Mutationen sind weiter verbreitet in Dortmund: Die englische Variante B.1.1.7 etwa ist bisher mehr als 2700 Mal nachgewiesen, bei insgesamt rund 23.500 Corona-Fällen. Doch auch die aus Südafrika und Brasilien bereiten den Verantwortlichen der Stadt Sorgen.
Und das obwohl die südafrikanische erst acht, die brasilianische Mutation erst drei Mal in der Statistik auftauchen. Aber der Knackpunkt wird deutlich, wenn man sich die Abkürzungen anschaut: Die südafrikanische wird als B.1.351 bezeichnet, die brasilianische Variante als P.1 – beides liefert Hinweise auf den genetischen Aufbau der speziellen Virus-Version.
Genetische Unterschiede sind entscheidend
„Die Südafrikanische erkennen wir mit der aktuellen Mutations-PCR“, erklärt Dr. Frank Renken, der Leiter des Gesundheitsamts in Dortmund: „Bei der Brasilianischen ist es schwieriger, denn die genetischen Unterschiede sind größer.“ Und die wiederum seien wichtig für Tests und Impfungen.
Bei Schnelltests werde geschaut: Gibt es im Körper ein Antigen, der zum passenden Virustyp gehöre? Der also darauf schließen lasse, dass eine Infektion mit einer bestimmten Virus-Variante vorliege und das Immunsystem des Körpers darauf reagiert habe?

Dr. Frank Renken ist Leiter des Gesundheitsamtes in Dortmund. © Stephan Schuetze
„Impfstoff wird wahrscheinlich nicht gut passen“
„Ein Schnelltest hat aber nicht 25 Antigen-Muster, sondern ein oder zwei, die charakteristisch sind“, so Renken weiter. Es könne also sein, dass ein Schnelltest die brasilianische Variante gar nicht erkenne, weil bei einer solchen Infektion die Antikörper, die der Getestete gebildet hat, anders aussehen.
Das sei noch das kleinere Problem, erklärt Renken: „Ich kann ja auch Antigen-Tests umstellen. Aber was noch schlimmer ist: Unser Impfstoff wird wahrscheinlich nicht gut passen.“
Verhindert ein Antikörper auch die Mutations-Ansteckung?
Die Impfstoffe seien nun einmal gegen das ursprüngliche Corona-Virus entwickelt worden, gegen das, was man mittlerweile Wildtyp nenne. „Die britische Variante B.1.1.7 wird durch den Antikörperschutz in der Regel mit umfasst“, sagt Renken, „wenn auch nicht in gleicher Weise wie bisher.“
Noch einmal allgemein: „Durch eine Infektion kommt es zu einer natürlichen Immunität. Und die ist nicht immer in der Lage, die Zweitinfektion mit einer etwas anderen Variante zu verhindern.“
Würde ein neuer Impfstoff helfen?
Weitere Daten hätten zudem gezeigt, „dass das Gleiche passieren kann mit einer Impfung. Bei der britischen Variante ist es so, dass Geimpfte bei einer Re-Infektion einen deutlich milderen Krankheitsverlauf haben. Aber: Sie kommen als Überträger in Frage.“
Aber bei der brasilianischen Mutation lasse „vieles die Vermutung zu, dass sie so unterschiedlich ist, dass die bisherigen Impfstoffe noch wesentlich weniger wirksam sind“, befürchtet Renken. Generell könne man sich darauf einstellen.
Ein neuer mRNA-Impfstoff müsse her. Doch selbst wenn man einen solchen aktuell hätte, würde man ihn nicht verabreichen. „Dann würde ich die brasilianische Variante erfassen, aber die anderen nicht mehr.“
Bei steigenden Zahlen „bekämen wir Probleme“
Deshalb wiederum seien die Fallzahlen der einzelnen Mutationen wichtig: Die englische Variante verbreite sich offenbar nicht nur schneller als der Wildtyp, sondern auch als die südafrikanische und die brasilianische Variante.
„All das führt dazu, dass wir sagen: Ja, das ist besorgniserregend, aber nur grundsätzlicher Art und noch nicht auf die Dortmunder Verhältnisse“, urteilt Renken. Doch er fügt auch hinzu: „Wenn diese Varianten deutlich zunehmen würden, bekämen wir mehrere Probleme.“
Jahrgang 1977 - wie Punkrock. Gebürtiger Sauerländer. Geborener Dortmunder. Unterm Strich also Westfale.
