Feuer, Wasser und Corona - diese drei Geißeln der Menschheit haben in den letzten drei Jahren vermehrt eine Hausgemeinschaft in der Nordstadt heimgesucht: Die Laden-Zeile Münsterstraße 107-109 am Mehmet-Kubasik-Platz wurde in den letzten drei Jahren von zwei Bränden, technischen Defekten und drei Überschwemmungen heimgesucht. Am Dienstag, 27. Juni, brannte es erneut - diesmal im Keller des Anwesens. Die Folge: Das beliebte portugiesische Restauant „Churrasco Grill“ ist so verraucht, dass es auf unbestimmte Zeit geschlossen ist. Die benachbarte Buchhandlung „Litfass“ musste alle Bücher aus den Regalen entfernen und verkauft nun an der Ladentür - wie während der Corona-Krise.

„Die Hauptsache ist, dass kein Mensch zu Schaden gekommen ist“, sagt „Litfass“-Geschäftsführer Karsten Schulz. Einer seiner Mitarbeiter hatte am Dienstagmorgen Rauchgeruch in dem Mehrfamilien-Doppelhaus gemerkt. Als der immer stärker wurde, rief er die Feuerwehr. Die kam gegen 8 Uhr und verschaffte sich durch die Glastür Zutritt zum Lokal. „Im Keller brannte eine Waschmaschine, der Rauch zog durchs ganze Gebäude“, sagte Feuerwehr-Sprecher Martin Rammelmann unserer Redaktion.
Am Freitag, 30. Juni, liegen immer noch die Scherben der aufgehebelten Glastür auf dem roten Backsteinboden. Die bodentiefen Fenster sind geöffnet, rot-weißes Trassierband signalisiert: kein Zutritt. Es riecht immer noch stark nach Rauch. Der Gestank ist auch im Nachbargebäude zu riechen - kein Wunder: Das Lokal und die Buchhandlung trennt nur eine Rigips-Wand.

Die Polizei hat nach dem Brand die Städtische Lebensmittelüberwachung alarmiert. Die hat mit dem Betreiber eine Luftreinigung vereinbart, nach einer eventuellen Sanierung kommen die Kontrolleure noch einmal zur Freigabe. Das „Litfass“ hat die Feuerwehr hingegen freigegeben - zum normalen Verkaufsbetrieb will und kann Karsten Schulz hingegen noch nicht übergehen: Die Bücher lüften gerade in einen Hinterhof aus, ein Gutachter soll sich die Räume anschauen. „Die Versicherung ist alarmiert, die haben aber auch gerade nach den Starkregenfällen der letzten Tage alle Hände voll zu tun“, sagt Karsten Schulz.
Weil die Versicherung sich nun nicht melde, hinge man „ein wenig in der Luft“ und wisse nicht, ob man nächste Woche schon öffnen könne. Unklar ist auch, wer für den Schaden aufkommt und die Verdienstausfälle zahlt. Solange es noch nach Rauch riecht, nimmt die Buchhandlung Bestellungen telefonisch oder an der Ladentür entgegen. Ein Service wie zu Corona-Zeiten - ein Buchladen im Krisenmodus.
Apropos Starkregen: „Bei den letzten drei starken Regenfällen waren entweder das Litfass, das Churraso oder alle beide betroffen“, erinnert sich Karsten Schulz. Das war zum Beispiel der Fall, als vor zwei Jahren Tief „Bernd“ über Dortmund hinwegzog. „Der ganze Kellerbereich wurde überflutet“, postete Inhaber Sidonio Rodrigues, der den Familienbetrieb seit 2009 führt, im Juli 2021 auf Facebook. Zehn Monate zuvor - der erste Lockdown war gerade überstanden - stand plötzlich die ganze Außenanlage in Flammen, Wieder einmal blieb das Lokal geschlossen.
Nach einem weiteren Wasserschaden schloss man im Februar 2022 für eine Sanierung. Am 10. Juni dieses Jahres schloss das Restaurant erneut wegen eines nicht näher erläuterten „Betriebsschadens“. Am 21.6. öffnete es wieder, sechs Tage später brannte es im Keller.
„Unsere Existenz hing am seidenen Faden“, hatte Inhaber Sidonio Rodrigues schon vor den letzten Vorfällen unserer Redaktion im Juli 2022 gesagt. Unsere Redaktion hat ihn aktuell nicht erreicht, „Er ist total fertig“, weiß Karsten Schulz vom „Litfass“.
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