„Willkommen“, sagt Bodo Holzwurm mit einem strahlenden Lächeln. Der 76-Jährige trägt eine Latzhose. Eine Schirmmütze bedeckt sein graues Haar. Bunte Wollsocken und Sneaker runden das Outfit ab. Bodo Rauhut ist sein richtiger Name. Er erinnert ein wenig an Peter Lustig aus der Sendung „Löwenzahn“.
Seit fünf Jahren werkelt er in einem kleinen Anbau eines mehr als 100 Jahre alten Hauses an der Rottstraße. „Ja, das ist Waltroper Gebiet. Brambauer ist aber nur ein Steinwurf entfernt“, erzählt der in Dortmund lebende Bodo.
Nach einer Hausnummer muss der Besuch nicht suchen. Schon von weit her ist dieses wunderschöne Kleinod zu erkennen. Vor dem Holztor hängen unzählige Nistkästen, auf dem Boden stehen Insektenhotels. „Die bleiben auch hier, wenn ich nicht da bin. Wer eins haben will, ruft mich an, sagt Bescheid und wirft das Geld in den Briefkasten. Das können Sie auch so schreiben - hier kommt nichts wech“, sagt der Dortmunder.

„Eigentlich bin ich ja Klempner. Dabei waren wir eine reine Schreinerfamilie“, erzählt Bodo Rauhut und wirft immer wieder das für Dortmund typische „Woll?“ ein. In den 50er-Jahren war sein Vater durch ein Dach gefallen. „Er war sofort tot. Damals war nicht daran zu denken, dass meine Mutter den Betrieb hätte übernehmen können. ‚Martha, Du musst verkaufen‘, lauteten die Ratschläge. Und sie tat es“, erinnert sich Bodo Rauhut an ihre Erzählungen. „Unser Nachbar war Klempner. Und da lag es auf der Hand, dass ich das auch werden würde.“
Ja, er habe ein Schreiner-Gen, erzählt der heute 76-Jährige. Und neben seinem Klempner-Job schreinerte er Theken für die Union-Brauerei. In Hombruch betrieb er eine kleine Werkstatt. „Unter dem Pfarrsaal, die war richtig schön groß“, erzählt er. Vor fünf Jahren dann das Ende. „Der Pfarrer hat da alles platt gemacht.“
„So gut wie hier habe ich es anderswo nicht“
Über eine Bekannte erfuhr er von der Möglichkeit, nach Waltrop umziehen zu können. In den Anbau dieses „Hexenhäuschens“. Und das, obwohl er in Dortmund-Kley wohnt. „Aber so gut wie hier habe ich es anderswo nicht.“
Wer durch das grüne Tor tritt, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Dort hängen Nistkästen bis unter die Decke. Aber auch Deko-Artikel. Auf einem Tisch liegen vor gesägte Holztafeln. Denn für Bodo Rauhut ist wichtig: „Wenn wir mit den Kindern arbeiten, dass sie dann die Nistkästen und die Insektenhotels fertig machen.“
Kinder an der Arbeit mit Holz teilhaben zu lassen und ihnen die Bedeutung der Nistmöglichkeiten näherzubringen, ist ihm wichtig. „Letztens habe ich was erlebt, das war unglaublich. Bei einem Kurs im Lehnemannshof kam eine Mutter mit dem Rad und fragte nach, ob es ihrem Sohn gut geht. Ich fragte, warum nicht? Ich habe ihm vor 20 Minuten eine Nachricht aufs Handy geschrieben und er hat nicht geantwortet, hat die Mutter gesagt“, erzählt der „Holzwurm“ und schüttelt vehement mit dem Kopf, als wolle er sagen: „Sachen gibbet, die gibbet nicht.“
Seinen Humor unterstreicht die Aufschrift auf einem roten Zettel, der an einem Insektenhotel vor dem Anbau steht: „Zimmer frei“ ist dort zu lesen. Doch so ganz stimmt das nicht. Denn in einigen Nistkästen an der Hauswand sind Meisenpärchen eingezogen, in den Insektenhotels Wildbienen. Das ist daran zu erkennen, wenn die gebohrten Löcher mit einer grauen Masse verschlossen sind.
Apropos Löcher: „Ich arbeite nicht nach Schema F. Eigentlich ist bei mir alles krumm und schief. Die Rinde des Holzes ist ja auch nicht genormt. Aber eines ist wichtig: Wenn man die Löcher bohrt, dann darf man nicht einen billigen Bohrer nehmen. Er muss scharf sein, damit es im Loch nicht splittert. Und die Löcher sollten zwischen drei und sechs Millimeter groß sein. Nicht größer. Sonst kommen die großen Brummer und fressen alles auf.“

Mit Blick auf den Weltbienentag am 20. Mai erklärt Bodo Holzwurm: „Die normalen Bienen haben ihr Zuhause. Die Wildbienen kommen in den Insektenhotels unter. Für die Mauerbienen, die sich in den Fugen alter Ziegelhäuser niederlassen, für die habe ich einen Mauerklotz. Der darf aber nur aus Buchenholz sein.“
Sein Holz - „das ist der Abfall, der sonst zwei Sekunden später geschreddert werden würde“ - erhält Bodo Rauhut von einem Sägewerk im Sauerland. „Erst gestern war ich noch dort“, erzählt der 76-Jährige und löst eine rote Plane von seinem Auto-Anhänger. Es fühlt sich feucht an. „Ja, das wird nass gesägt. Und muss jetzt so ein halbes Jahr trocknen.“

Holzstücke für die Insektenhotels bekommt er von Förstern. Prompt steht er auf und holt eine Futterstelle für Meisen hervor, die er aus Bambusrollen gefertigt hat. „Den Bambus habe ich auf Ebay entdeckt. Man muss halt gucken, was man kriegt“, sagt er mit einem verschmitzten Lächeln.
Für die Stadt Waltrop hat er schon unzählige Nistkästen gefertigt. Er liebt es, Bauhauskurse zu leiten und mit den Kindern zu arbeiten. „Es ist so schön, wenn man das in diesem Alter noch kann.“ Aber er sagt auch: „Freitags, samstags und sonntags bin ich immer von 8 bis 13 Uhr hier. Danach fahre ich nach Hause. Mittagessen.“