Wegen des Verdachts auf mehrere Blindgänger in der südlichen Innenstadt steht Dortmund womöglich eine Großevakuierung bevor. Etwa 8.400 Anwohnerinnen und Anwohner könnten nach Angaben der Stadt Dortmund davon betroffen sein. Der aufwendige Entschärfungseinsatz ist für den 6. April (Sonntag) geplant.
Betroffen sind auch zwei Seniorenresidenzen im Umfeld der B1 sowie ein Callcenter der Kassenärztlichen Vereinigung, das rund um die Uhr besetzt ist.
Die zwei Senioreneinrichtungen sind das Wohnstift auf der Kronenburg und das Pflegezentrum am Westfalentor. Beide werden von dem Unternehmen Alloheim Senioren-Residenzen betrieben.
Rund 256 Bewohnerinnen und Bewohner müssen nach Angaben der Stadt am Sonntagmorgen ihr Seniorenwohnheim verlassen. Zunächst lag auch noch das Wohnstift auf der Kronenburg im Evakuierungsbereich, der sich aber entgegen erster Informationen verkleinert hatte. Eine Sprecherin des Alloheims ging damals davon aus, dass bei den drei Heimen insgesamt rund 40 Bewohnerinnen und Bewohnern bettlägerig seien.
Notfalltaschen packen
Noch vor der offiziellen Bestätigung aller Verdachtspunkte bereitete sich Alloheim auf die mögliche Evakuierung vor.
Die Unternehmenssprecherin berichtet von einem eng getakteten Ablaufplan, der am frühen Morgen des 6. April greifen soll, „um die Bewohnerinnen und Bewohner koordiniert und sicher aus den Einrichtungen zu bringen“. Der Transport erfolge „bedarfsgerecht“. So sollen neben Niederflurbussen für mobilere Seniorinnen und Senioren auch Krankenwagen für liegende Transporte und Kleinbusse für den Rollstuhltransport bereitstehen.
In den Einrichtungen würden Notfalltaschen für die Bewohnerinnen und Bewohner gepackt, die notwendige Medikamente und andere wichtige Utensilien enthalten, ergänzt die Sprecherin. Auch die Versorgung mit Essen werde in den Ausweichunterkünften „vollumfänglich“ organisiert. „Unsere Pflegekräfte werden mit unseren Bewohnerinnen und Bewohnern mit in die Ausweichunterkünfte fahren und diese vor Ort betreuen, sodass die Seniorinnen und Senioren ihre vertrauten Betreuer an ihrer Seite haben.“
Alloheim plant für den 6. April mit zusätzlichem Personal, um die mögliche Evakuierung zu stemmen. Die geplanten Maßnahmen würden durch die Unterstützung von Schwesterneinrichtungen aus der Region sowie der örtlichen Feuerwehr, Johanniter, Polizei, Ordnungsamt und Heimaufsicht ermöglicht.
Bewährter Evakuierungsplan
Immer wieder werden in Dortmund Blindgänger im Umfeld der B1 entdeckt. Zuletzt musste das Pflegezentrum am Westfalentor Ende Januar des vergangenen Jahres evakuiert werden.
Der Betreiber spricht aufgrund der Erfahrung von einem „bewährten Alloheim-internen Evakuierungsplan“. Dieser stelle „eine strukturierte, sichere und reibungslose Verlegung“ der Bewohnerinnen und Bewohner sicher.
Die Sprecherin lobt in diesem Kontext die Zusammenarbeit mit der Stadt und deren Institutionen. Auch diesmal funktioniere diese einwandfrei. „Die Sicherheit und das Wohl unserer Bewohner stehen bei der Evakuierung an erster Stelle“, versichert die Sprecherin.

Unsere Redaktion hat die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe gefragt, wie diese sich auf eine mögliche Evakuierung ihres Callcenters vorbereitet. Die Pressestelle wollte sich jedoch nicht äußern. Man stelle die telefonische Erreichbarkeit auch im Fall einer Evakuierung sicher, hieß es nur.
Insgesamt wurden fünf Verdachtspunkte via Luftaufnahmen identifiziert. Diese befinden sich an der Märkischen Straße/Wenkerstraße, dem Parkplatz Friedrich-Uhde-Straße, dem Rheinlanddamm auf dem Gelände des Westfalenparks sowie der Friedenstraße/Markgrafenstraße und der Karl-Marx-Straße/Ecke Westfalendamm (B1). Während an den ersten drei Punkten bereits Anomalien im Erdreich festgestellt wurden, stehen die Sondierungen an den beiden letzten Punkten noch aus.
Sollte sich der Verdacht im Bereich der Karl-Marx-Straße / Ecke Westfalendamm (B1) nicht bestätigen, wäre eine Evakuierung des Seniorenhauses Gartenstadt nicht erforderlich, teilt die Stadt mit.

Anmerkung der Redaktion (5.4.): Dieser Artikel erschien ursprünglich am 21.2.25. Wir haben ihn anlässlich der Groß-Evakuierung am 6.4. mit den neuesten Informationen aktualisiert und erneut veröffentlicht.