Karstadt-Schließung in Dortmund Unternehmer will das Haus neu beleben - Es gibt schon ein Konzept

Neuer Mieter? Dortmunder Unternehmer will Karstadthaus neu beleben
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Seit Montag (13.1.) ist klar: Der Galeria-Konzern hat das Karstadthaus am Westenhellweg mit weiteren bundesweit 51 Filialen auf die Streichliste gesetzt. Dortmunds größtes Warenhaus soll mit Ablauf des 31.1.2024 dicht gemacht werden. Hinter den Kulissen aber geht der Kampf weiter: Die Betriebsräte, die Gewerkschaft Verdi, OB Westphal und weitere Akteure der Stadtgesellschaft wollen ausloten, ob sich nicht doch noch eine Lösung finden lässt - und der Vermieter, die RFR Mangement GmbH in Frankfurt, bereit ist, dem Galeria-Konzern Nachlass zu gewähren.

Sollte das Vorhaben scheitern, könnte ein anderes Unternehmen in die Bresche springen und die Immobilie nach der „Ära Karstadt“ mit Leben füllen: Das Modehaus „Aachener“ signalisiert hohes Interesse an einer Anmietung des Hauses, um dort sein neues „Aachener Department-Store“-Konzept auszurollen. Hinter „Aachener“ steht der Dortmunder Unternehmer Friedrich-Wilhelm Göbel.

Bis 2021 Chef und erstes Gesicht des Hagener Modehauses Sinn gründete Göbel 2022 die TEH Textilhandel GmbH mit Sitz in Aplerbeck. Sie ist Betreibern der inzwischen sieben Standorte von „Aachener“ – darunter bereits drei frühere Galeria-Häuser in Brühl, Göppingen und Flensburg. Mitarbeiterzahl: rund 300.

Es könnten bald erheblich mehr werden: Wie Göbel auf Anfrage bestätigt, wolle er „eine Vielzahl“ jener Galeria-Filialen übernehmen, die nun geschlossen werden sollen. Die Bandbreite erstrecke sich von „10 bis 25 Filialen“. Wobei Göbel davon ausgeht, dass die „Schließungsliste noch nicht endgültig ist“. Das Dortmunder Karstadthaus jedenfalls steht aktuell drauf. Göbel selbst zeigt sich überrascht, dass es überhaupt auf der Liste gelandet ist. „Wir halten Dortmund nach wie vor für einen der attaktivsten Standorte“, sagte er am Mittwoch (15.3.) gegenüber dieser Redaktion.

Kommt der „Aachener“ zum Zuge?

„Wir haben großes Interesse an einer Nachfolgenutzung, sollte Galeria das Haus tatsächlich schließen und uns die Immobilie zu marktüblichen Konditionen zur Verfügung gestellt werden“, gibt Göbel zu Protokoll. Für den Fall, dass „Aachener“ in Dortmund zum Zuge kommt, „werden alle derzeitigen Karstadt-Mitarbeiter ein Übernahmeangebot erhalten“, kündigt Göbel an. Aktuell sind es rund 160, die im Warenhaus am Westenhellweg direkt in Diensten von Karstadt stehen.

Göbel, Ex-Banker und Unternehmer, kennt sich im Handel aus. Er sei nach wie vor von der Zukunft eines Warenhauses in Form eines Fast-Vollsortimenters überzeugt, sagt er. Bislang konzentriert sich sein „Aachener“ in allererster Linie auf Mode. Sollte es in Dortmund klappen, will Göbel die Marke „Aachener“ ausbauen – und das Sortiment deutlich ausweiten.

Friedrich-Wilhelm Göbel, Ex-Chef bei Sinn, baut mit dem "Aachener" ein neues Modehaus auf - und würde das Sortiment in Dortmund deutlich ausweiten.
Friedrich-Wilhelm Göbel, Ex-Chef bei Sinn, baut mit dem "Aachener" ein neues Modehaus auf - und würde das Sortiment in Dortmund deutlich ausweiten. © privat

Bedeutet: Neben Damen-, Herren- und Kindermode würden unter der Regie des „Aachener“ weitere Sortimente wie beispielsweise Schuhe, Accessoires, Sport- und Beauty-Artikel angeboten. Haushalts- und Schreibwaren gehören ebenso zum Repertoire wie Kinderspielzeug. Ergänzt wird das Konzept um ein Restaurant und einen Lebensmittelmarkt im Untergeschoss. Die Zielgruppe des „Aachener“ sind Menschen im Alter „ab 30 Jahren“.

Im Modebereich will „Aachener“ nach den Worten von Göbel „namhafte nationale und internationale Marken mittleren bis gehobenen Niveaus“ anbieten. „Was es nicht geben wird, sind Discount- und Luxusangebote“, sagt er. Im Gegensatz zu Karstadt werde „Aachener“ ein „Bedienkonzept“ fahren, kündigt der Unternehmer an. Das ist für ihn ein Schlüssel zum Erfolg. Die Kunden sollen sich nicht selbst überlassen bleiben, sondern tatsächlich bedient und beraten werden, so Göbel. Weshalb „Aachener“ im Falle einer Anmietung des Hauses das Personal sogar noch aufstocken will.

Eröffnung könnte im März folgen

Zu möglichen Geldgebern und Investoren mochte sich Göbel aktuell nicht äußern. Nur so viel: Seit Beginn des Schutzschirmverfahrens stehe man in Gesprächen mit Vermietern, potenziellen Lieferanten, Dienstleistern und Finanzierern. „Heute kann ich sagen: Wir sind in jedem Bereich vorbereitet“, so Göbel. „Abhängig vom Zeitpunkt und der Zahl der Filialen, die wir übernehmen können, werden unsere Partner die möglicherweise notwendigen Mittel zur Verfügung stellen“, sagt der Dortmunder Unternehmer.

Er habe in den zurückliegenden Monaten zahlreiche Galeria-Standorte besucht und sehr viele Gespräche unter anderem mit Vermietern und Galeria geführt. „Gleichzeitig haben wir im Hintergrund die Voraussetzungen für die Aufnahme des operativen Geschäftes geschaffen“, sagt Göbel. Ohne Logistik, IT und Waren lasse sich Einzelhandel eben schwerlich betreiben. „Wir konnten uns nicht vorstellen, dass Galeria auch den Standort Dortmund kündigen würde“, sagt Göbel. Daher habe es bislang auch keine Gespräche mit dem Vermieter gegeben. Das solle nun umgehend nachgeholt werden.

Sollte am Ende tatsächlich das Signet „Aachener“ am heutigen Karstadt-Gebäude hängen? Im Fall der Schließung am 31.1.2024 geht Göbel nach akutellem Stand von einer „Neueröffnung Mitte März“ aus.