Nach massivem Stromausfall in Spanien Wie wahrscheinlich ist solch ein Blackout in Dortmund?

Wie wahrscheinlich ist ein Blackout in Dortmund?
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Die iberische Halbinsel wurde am Montag (28.4.) überraschend von einem massiven Stromausfall getroffen. Millionen spanische und portugiesische Haushalte hatten stundenlang keinen Strom und teils auch kein Wasser. Die genaue Ursache des Blackouts ist noch nicht klar. Könnte auch Dortmund von einem Blackout getroffen werden?

Professor Christian Rehtanz ist Experte für Energiesysteme und lehrt an der TU-Dortmund. Er hält das Risiko eines großflächigen Stromausfalls in Deutschland nach wie vor für gering. „Blackouts sind immer höchst unwahrscheinliche Ereignisse. Das galt für Spanien und Portugal allerdings auch.“

Besondere Sicherheit gebe das europäische Stromnetz. Dieses sei so aufgebaut, dass bei Unregelmäßigkeiten im Netz einer Region oder eines Staates andere Netzteile einspringen. Also: Gibt es bei Stromversorgern in NRW Probleme, können Versorger aus Belgien oder den Niederlanden einspringen.

„Für einen großflächigen Ausfall müssen immer mehrere Dinge zusammenfallen“, so Christian Rehtanz. Einen mit Spanien und Portugal vergleichbaren Blackout habe es beispielsweise in Italien 2003 gegeben. „Italien ist nur im Norden an das europäische Stromnetz angebunden - also vergleichsweise dünn“, sagt Christian Rehtanz. „Gleichzeitig importiert Italien relativ viel des eigenen Strombedarfs.“ 2003 habe es eine Art Domino-Effekt bei mehreren Netzknotenpunkten im Norden des Landes gegeben, sodass Italien schließlich vom europäischen Netz abgekoppelt war und die heimischen Kraftwerke den Bedarf nicht mehr decken konnten.

Dortmund gut eingebunden

Deutschland sei im Vergleich zu Italien sehr gut in das europäische Stromnetz integriert. „Wir haben viele starke Nachbarn, die im Zweifelsfall das deutsche Stromnetz stützen können: die Niederlande, Belgien und Frankreich beispielsweise.“

Das Ruhrgebiet im Speziellen habe zwar durch die hohe Bevölkerungsdichte und große Industriebetriebe viele Verbraucher, sei aber auch in einer guten Position. Zum einen gebe es in der Region selbst mehrere Kraftwerke, „zum Beispiel die rheinische Braunkohle“. Zum anderen liege NRW quasi in der Mitte zwischen den norddeutschen Windkraft-Anlagen und Erzeugern von Solar- und Wasserkraft in Süddeutschland und der Alpen-Region. Das trage zusätzlich zur Stabilität bei.

Trotzdem: „Es kann durchaus immer mal passieren, dass zum Beispiel ein Stadtteil in Dortmund dunkel wird“, sagt Christian Rehtanz. „Das sind dann aber eher lokale Störungen zum Beispiel an einer Trafo-Station.“

Besondere neuralgische Punkte des Stromnetzes gibt es laut dem TU-Professor in Dortmund nicht. Das Dortmunder Unternehmen Amprion ist zwar einer der wichtigsten deutschen Betreiber für Stromnetze auf der obersten Ebene (sogenannte Übertragungsnetze). Die Leitwarte von Amprion befindet sich allerdings in Brauweiler bei Köln.

Vorräte anlegen

Eines zeige der Blackout in Spanien und Portugal aber: Es sei wichtig, insbesondere für kritische Infrastruktur wie Krankenhäuser eine Notstromversorgung vorzuhalten und auch instand zu halten. „Das passiert in Dortmund aber auch“, so Christian Rehtanz.

„Es ist für Bürgerinnen und Bürger außerdem durchaus sinnvoll, einige Nahrungsmittel vorzuhalten, die man auch ohne Strom und Wasser essen kann“, sagt Christian Rehtanz. Denn so unwahrscheinlich ein großflächiger Stromausfall auch sei, der jüngste Fall zeige eben auch, dass sie in seltenen Fällen eben doch vorkommen können.