Lärm-Zoff oder EM-Freude nach Public Viewings? „Dagegen ist Juicy Beats harmlos“

Westfalenpark-Anwohnende ziehen Bilanz nach vier Wochen Public Viewing
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Während der Fußball-EM haben sich regelmäßig Zehntausende zum Public Viewing im Westfalenpark versammelt, zuletzt für das Halbfinalspiel Niederlande gegen England am 10. Juli. Hinzu kamen die Konzerte im Rahmenprogramm - etwa mit Clueso am Samstag sowie den Fantastischen 4 und Alice Merton am Sonntag. Für die Menschen, die am Westfalenpark leben, sei das laut einem anonymen Hinweis an die Redaktion „einfach nur unerträglich“ gewesen. Ein Grund: die Lärmbelästigung.

Um dem nachzugehen, haben wir uns bei den Anwohnenden in der Nähe des Westfalenparks umgehört: Wie haben sie die vergangenen vier Wochen wahrgenommen?

Ole Nowak (42) wohnt seit fünf Jahren in der Baurat-Marx-Allee, direkt am Westfalenpark. In der Vergangenheit habe er einige Veranstaltung im Westfalenpark besucht oder als Anwohner erlebt: „Wenn man hier wohnt, bleibt etwas Lärm natürlich nicht aus, wir kennen das.“

„Trotzdem waren die Public Viewings während der EM die krassesten Events bisher, dagegen ist das Juicy Beats harmlos“, sagt Nowak. Sein Nachbar Rodrigo Dickschat (38) schließt sich seiner Kritik an: „Je nach Ergebnis spielten sich vor unserer Haustür wilde Szenen ab, das habe ich so noch nicht erlebt.“ Fans hätten immer wieder ihre Automotoren aufheulen lassen und gehupt.

Konzerte im Westfalenpark verliefen dagegen in der Regel ruhiger: „Danach fahren die Leute ja direkt wieder nach Hause.“ Wäre das Ende der EM nicht absehbar gewesen, hätte er es nicht ausgehalten: „Ich bin froh, dass weder Deutschland noch die Türkei das Finale erreicht haben, sonst wäre hier Ramba Zamba gewesen.“

„Nicht lauter als Konzerte“

Viktoria Albers (33) wohnt in der Baeumerstraße am Westfalenpark. Den Lärm während der EM habe sie nicht stärker empfunden als den von den Konzertreihen im Sommer: „Die letzten beiden Konzerte, die mit Genehmigung bis Mitternacht gingen, waren auch schon etwas anstrengend.“

Viktoria Albers und ihr Dackel
Die Parksituation sei laut Viktoria Albers (33) gut organisiert gewesen: „Es haben nur wenige von außerhalb bei uns geparkt.“ © Antonia Strotmann

Während der EM seien regelmäßig Fangruppen durch ihre Straße gelaufen: „Das war natürlich ein bisschen lauter. Aber die Veranstaltungen im Park selbst waren alle im Rahmen.“ Auch weil die vier Wochen absehbar waren: „Permanent wäre das nicht ok gewesen, das stört schon enorm. Je nachdem wie der Wind steht, kriegt man das hier volle Breitseite ab.“

Sie freut sich auf das Ende der Sommerveranstaltungen, auch wenn sie ihre Daseinsberechtigung haben: „Der Park muss sich ja auch tragen.“

„Lärmbelästigung immer harmlos“

Peter Gierok (74) wohnt ebenfalls am Westfalenpark: „Bei uns in der Winterfeldtstraße ist die Lärmbelästigung immer harmlos.“ Auch das Halbfinalspiel, das Zehntausende Niederländer in den Westfalenpark gezogen hat, habe er als friedlich wahrgenommen.

Peter Gierok auf seinem Balkon
Für Peter Gierok (74) sind die Veranstaltungen im Westfalenpark kein großes Problem: Das sind ja nur ein paar Events im Jahr." © Antonia Strotmann

Bodi Jan (27) hat die Public Viewings ebenfalls bis zu seiner Wohnung am Rheinlanddamm gehört: „Bis 22 Uhr ging es noch, danach war es schon anstrengend. Wir mussten die Fenster schließen und dann war es zu warm.“

Bodi Jan und sein Hund
Die vielen Scherben rund um den Westfalenpark seien für den Hund von Bodi Jan ein Problem gewesen. © Antonia Strotmann

Das sagt die Stadt

Die Stadt Dortmund habe laut eigenen Angaben nur eine Beschwerde vorliegen, in der es um die Lautstärke ging. „Für den Westfalenpark gab es während der EURO so etwas wie eine Ausnahmegenehmigung. Nach der Gesetzesänderung durften Großveranstaltungen im Zusammenhang mit der EM 2024 insgesamt lauter sein als sonst gesetzlich festgelegt.“

Außerdem sei die Nachtruhe verschoben worden: „In bis zu neun Nächten durften die Veranstaltungen bis 1 Uhr des Folgetages dauern sowie in bis zu weiteren 13 Nächten zwischen 22 und 24 Uhr stattfinden, ohne dass hierfür Einzelausnahmen notwendig waren.“

Die Stadt habe außerdem im Vorfeld der EM an die Bürgerinnen und Bürger appelliert, eventuellen Lärmbelästigungen durch Fußballfans mit Toleranz und Nachsicht zu begegnen.

Grundsätzlich könne die Lautstärke laut der Pressestelle der Stadt während einer Veranstaltung aufgrund der Witterung, insbesondere der Windverhältnisse, variieren und unterschiedlich wirken.