Nette © Oskar Neubauer

Aktionsplan Soziale Stadt

Besorgniserregende Armut: 45 Prozent der Kinder in Nette leben in Hartz-IV-Familien

Was Politiker schon lange befürchten, zeigt nun der städtische Bericht zur sozialen Lage: Nette ist dabei sozial abzudriften. Die Stadt Dortmund entwickelt einen Plan, um das zu verhindern.

Nette

, 22.07.2019 / Lesedauer: 3 min

Die soziale Lage in Nette gibt reichlich Anlass zur Sorge: 44,8 Prozent der Kinder unter 15 Jahren leben in Hartz-IV-Familien. Diese Zahl nennt der städtische Bericht zur sozialen Lage. Offiziell heißt es da „Kinder in SGB II-Bezug“, konkret bedeutet das Armut. Nette ist nicht ohne Grund einer von 13 städtischen Räumen des Aktionsplans Soziale Stadt.

Noch besorgniserregender ist allerdings diese Zahl: Trotz Aktionsplan stieg die Quote der jüngsten Hatz-IV-Empfänger in den vergangenen zehn Jahren um 11,1 Prozent an. Das heißt: Die soziale Lage der Kinder hat sich markant verschlechtert – weit mehr als in den anderen Aktionsräumen (plus 3,2 Prozent im Durchschnitt) oder der gesamten Stadt (plus 1,8 Prozent).

Ein Indikator könnte die Bevölkerungsentwicklung sein. „Nette ist ein vergleichsweise junger Stadtteil“, schreibt die Stadt auf Anfrage der Redaktion. Mit 19,4 Prozent ist in Nette der Anteil der Unter-18-Jährigen höher als in anderen Aktionsräumen (18,6 Prozent) und in ganz Dortmund (16,1). Auch nahm hier der Anteil der Kinder und Jugendlichen um 0,6 Prozent zu – mehr als in den Aktionsräumen (keine Veränderung) und in der Gesamtstadt (minus 0,4 Prozent).

Kommunale Arbeitsmarktstrategie soll helfen

Die Kinderarmut ist wohl eine Folge des Anteils der Hartz-IV-Empfänger in Nette, der von 2007 bis 2017 ebenfalls anstieg: auf 28,4 Prozent, ein Plus von 6,7 Prozent. Auch hier ist die Entwicklung eine markant andere als in den anderen zwölf Sozialräumen (plus 0,4 Prozent) und in der Stadt (minus 0,2 Prozent).

„Wir wissen, dass nicht alle Menschen von ihrer Arbeit leben können“, schreibt die Stadt. „Auch deswegen haben wir die Kommunale Arbeitsmarktstrategie entwickelt.“ Damit sollen Menschen befähigt werden, einer Arbeit nachzugehen, der Übergang von der Schule in den Beruf verbessert und neue Beschäftigungsmöglichkeiten für An- und Ungelernte gefunden werden.

Politik beobachtet die Entwicklung schon länger

Zwar sank von 2007 bis 2017 auch in Nette die Arbeitslosigkeit – aber nur um 0,3 Prozent auf eine Quote von 11,5 Prozent (Aktionsräume: -3,9 Prozent; Stadt: -2,5 Prozent). „In Nette ist der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zwischen 2007 und 2017 sogar gestiegen“, erklärt die Stadt. Doch auch die Entwicklung fällt im Vergleich schwächer aus.

Driftet Nette also sozial ab? Die örtliche Politik befürchtet das schon länger. Im Herbst letzten Jahres forderte die Bezirksvertretung ein Integriertes Handlungskonzept – wie im Nachbar-Stadtteil Westerfilde. In der gemeinsamen Sitzung mit dem Verwaltungsvorstand versprach Oberbürgermeister Ullrich Sierau, dass die Stadt sich kümmern werde.

Die Stadt will im Herbst ein Konzept vorlegen

„Wir sind da tätig“, erklärt die Leiterin des Amtes für Stadterneuerung, Susanne Linnebach. Ob es nun ein Handlungskonzept sei oder das Konzept einen anderen Namen trage, lässt sie bewusst offen. Sozial- und Planungsdezernat hätten sich „auf den Weg gemacht“ und wollen im Herbst mit Ergebnissen an die Öffentlichkeit gehen.

Aus städtebaulicher Sicht sei in Nette „vieles in Ordnung“, erklärt Susanne Linnebach. Handlungsbedarf bestehe allerdings in der Großwohnsiedlung rund um die Butzstraße und es fehle an städtischen Flächen, wo Menschen ihre Freizeit verbringen können. Beispiel für eine gute Entwicklung sei das katholische Gemeindehaus.

Dort treffen sich nach dem Schließen des evangelischen Gemeindezentrums auch eine Reihe weltlicher Gruppen. Das Gemeindehaus spiegelt allerdings auch die soziale Entwicklung Nettes: Das wöchentliche Frühstück und der 14-tägige Mittagstisch, zu denen die katholische und evangelische Gemeinde einladen, sind stark besucht.

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