Das Sammeln von Pokémonkarten scheint ein hartes Geschäft zu sein. Erst Anfang Januar kam es zu einem Raub auf einen Verkäufer von den Karten. Dem Täter gelang es mit einem Messer mehrere Pokémon-Karten von vierstelligem Wert zu zu erbeuten. Und auch Ben Schaper (11) musste das schon merken. Einmal schon wurde er "abgezockt" und ein weiteres Mal wurden ihm fast „Fake“-Karten zum Tausch angeboten. Jetzt ist er vorsichtiger geworden.
Wie Bens Leidenschaft begann
Mit einer geschenkten Karte fing alles an: Ben sammelt seit 2017 Pokémon-Karten. Angefangen habe er, weil seine Freunde in der Schule darüber gesprochen hatten und untereinander Karten tauschten. Durch eine geschenkte Karte eines Freundes begann dann das Sammel-Fieber bei ihm. Seither habe er hunderte Karten gesammelt.
Seine ältesten Karten seien aus der ersten Generation, Ende der 90er-Jahre. Aber die meisten Karten stammen aus den Jahren zwischen 2008 und 2016. Seine Sammlung wurde schnell sehr groß, denn Ben hatte ein großes Glück: Der Freund seiner Schwester hat die Karten früher ebenfalls gesammelt und konnte ihm somit seinen ganzen Ordner überlassen.

Gespielt habe er das Kartenspiel noch nicht. „Wir haben die Karten nur gesammelt. Das hat uns mehr Spaß gemacht und die dann gegeneinander getauscht.“ Von seinen Freunden habe er noch keine Karten gekauft.
Sobald es Geburtstags-Geld oder Taschengeld gab, war für Ben klar: „Ich möchte mir neue Pokémon-Karten kaufen.“ Und seine Eltern unterstützten ihn dabei und kauften die meisten Karten. Auch wenn die Mutter die Faszination noch immer nicht ganz verstehe: „Ich habe es einfach nie verstanden“, blickt sie zurück. Dennoch unterstützten die Eltern ihren Sohn und kauften ihm regelmäßig neue Sets. Der Preis variierte dabei stark: von zwei Euro bis fünfzehn Euro. Einige Sets kosteten dabei direkt mehr, wenn die Karten darin von einem bestimmten Set stammten. „Auch eigentlich Abzocke", denkt der 11-jährige Dortmunder über die Preise rückblickend. Insgesamt belaufe sich der Einkaufspreis seiner Karten auf 600 Euro.

Er wurde „abgezockt“
Getauscht habe er seine letzte Karte im Sommer 2022, als er auf eine neue Schule gekommen ist. Dort haben einige Mitschüler seine Leidenschaft geteilt. Dafür hat Ben seine Sammlung mit in die Schule genommen – mit einem etwas mulmigen Gefühl. Denn er kannte die neuen Mitschüler noch nicht, und die Sammlung sei sehr wertvoll.
Ben kennt sich mittlerweile aus mit Pokémon-Karten und erkennt unechte. So umging er einmal einem Täuschungsversuch. Denn ein Mitschüler wollte mit ihm ein Tauschgeschäft eingehen. Glücklicherweise bemerkte Ben schnell, dass die Tausch-Karten unecht waren und ging den Deal nicht ein. Leider hatte der 11-Jährige aber auch einmal Pech. Das sei recht am Anfang seiner Sammler-Zeit gewesen. Da wurde er regelrecht „abgezockt“. Denn er kannte zu Beginn den Wert nicht, den die Karten hatten. Das nutzte ein „Kollege“ aus und kaufte ihm, weit unter Wert eine besondere Karte ab – zu Bens Ärgernis. Danach sei es mal zu kleineren Uneinigkeiten unter Freunden gekommen, aber nichts Ernsteres.
Bens besonderste Karte
„Wenn der Rand zu blau ist oder das Pokémon-Zeichen spiegelverkehrt ist“ seien das Anzeichen für unechte Karten. Auch in der überlassenen Sammlung des Freundes der Schwester habe Ben gefälschte entdeckt.
Die Karten können an vielen Stellen gefälscht werden, besonders werden sie aber erst dann, wenn ein Druckfehler vorliege. Das mache eine Karte direkt sehr besonders, weil sie einzigartig wird. Auch Ben hat eine besonderste Karte: M Glurek EX. Die Karte hat er aus einem Set, dass er an dem Geburtstag seiner Oma bekommen hat, erinnert sich der 11-Jährige. Auf Englisch sei diese Karte bis zu 1200 Euro wert, leider hat Ben nur die deutsche Version. Diese werde in Deutschland ab 250 Euro gehandelt.

Bei den Karten-Sets waren auch Spiel-Chips dabei. Die Bedeutung dieser Chips kenne der Fünftklässler nicht – mit ihnen getauscht habe er trotzdem.

Selbst die 71-jährige Oma spielt
Ein ansteckendes Hobby hat Ben nach Hause gebracht. So spielt selbst seine 71-jährige Oma Pokémon Go auf dem Handy und macht dabei lange Spaziergänge. Auch Ben spielt Pokémon Go mit seinen Freunden – vorzugsweise im Sommer, wenn es warm ist. „Weil ihr dann zu diesen special Kämpfen geht“, erklärt Bens Mutter Claudina Schaper. Worauf Ben sie korrigiert: „Kämpfe. Warum special?“ und erklärt weiter „Meine Mutter hat nicht so viel Ahnung“ bezüglich Pokémon und lächelt sie an. Und eine Entwarnung: Bei den Kämpfen handelt es sich um virtuelle Kämpfe, online bei dem Handy-Spiel.
Ben möchte seine Karten gerne verkaufen. Eine exakte Schmerzgrenze habe er dabei nicht. Sie sollte den Einkaufspreis von 600 Euro aber übersteigen. Das will er noch einmal nachrechnen. Dafür muss er erst mal den genauen Wert seiner Sammlung bestimmen. Derzeit biete er vereinzelte Karten im Internet an. Verkauft habe er noch keine, da die Käufer mit perfiden Maschen versuchen, Ben auszutricksen. So reden sie seine Karten schlecht und behaupten: Es seien Fake-Karten oder sie seien in einem schlechten Zustand. Davon lässt sich Ben aber nicht unterkriegen – denn er kennt sich aus.
Tobias Neuhoff (33) sammelt Pokémon-Karten: Der Wert seiner wertvollsten Karte überrascht ihn
Mann mit Messer raubt wertvolle Pokémon-Karten: Comicladen-Inhaber schockt „neue Eskalationsstufe“
Brutale Erpressung wegen Pokémon-Karten: Mann zückt Messer und flüchtet mit wertvoller Beute