Beliebter Lotto-Laden in Dortmund geschlossen "Es sind viele Tränen geflossen"

„Beates Lotto-Tref“ geschlossen: „Es sind viele Tränen geflossen"
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Corona, explodierende Energiekosten, Inflation – die aktuellen Krisen haben ein neues Opfer gefordert: Die Dortmunder Geschäftsfrau Beate Owerberg musste nach über 20 Jahren aufgeben. Denn: „Die Menschen sind vorsichtig geworden, spielen weniger Lotto und kaufen kaum noch Zeitschriften“, sagt die 63-Jährige. Am 5. November hat sie ihren Laden „Beates Lotto-Treff“ an der Limbecker Straße in Lütgendortmund deshalb für immer schließen müssen.

Ein Schritt, der Beate Owerberg alles andere als leicht gefallen ist. Doch angesichts gravierender Umsatzeinbußen sei er alternativlos gewesen. „Ich bin gerade neben der Spur. Der Laden war mein Wohnzimmer und so habe ich es auch an die Kunden weitergegeben.“ Jeder sollte sich bei ihr wie zu Hause fühlen. Jeder habe bei ihr einen Kaffee bekommen.

„Beate war vor allem der Liebling der Senioren“, sagt der benachbarte Drogist Wilhelm Mohrenstecher. Lütgendortmund habe einen Betrieb verloren, der mit seiner sozialen Kompetenz vor allem für viele ältere Bürgerinnen und Bürger eine wichtige Anlaufstelle gewesen sei.

„Ich hatte für jede und jeden ein offenes Ohr. Wer zu Hause nicht zurecht kam, der hat meine Telefonnummer bekommen“, erzählt Beate Owerberg. Entsprechend geschockt war die Stammkundschaft, als sie am Samstag von der dauerhaften Schließung erfuhr. „Es sind viele Tränen geflossen“, sagt die scheidende Geschäftsfrau.

Berufliche Zukunft ungewiss

An die große Glocke habe sie ihr Vorhaben im Vorfeld nicht gehängt. „Das hätte ich nervlich nicht verkraftet. Genauso wenig, noch bis Ende des Jahres weiterzumachen“, erzählt Bate Owerberg traurig.

Wie es für sie nun beruflich weitergeht, wisse sie noch nicht: „Ich kann mir aber nicht vorstellen, ab jetzt zu Hause zu bleiben.“ Ihr Plan sei ein ganz anderer gewesen. „Ich habe immer gesagt, dass ich so lange arbeiten werde, bis ich in der Kiste lande. Das war mir leider nicht vergönnt.“

„Das Dorf ist tot“

Wie hoch ihre Umsatzeinbußen in den letzten Monaten und Wochen konkret waren, kann Beate Owerberg während des Telefonats mit unserer Redaktion am Montag (7.11.) nicht sagen. „Dafür habe ich gerade keinen Kopf. Ich muss das erstmal alles sacken lassen und mich sortieren.“

Schuld an den negativen Entwicklungen sei aber nicht nur die gegenwärtige Energiekrise. „Das Dorf ist tot, viele Kunden gehen nicht mehr durch den Ortskern.“ Das geplatzte Konze-Projekt habe sie in ihrem Entschluss bestärkt. Als gebürtige Lütgendortmunderin sei der ruhige Ortskern für sie nur schwer zu ertragen. „Früher habe ich im Textilgeschäft Machol gearbeitet und hier ganz andere Zeiten erlebt.“

Beate Owerberg geht mit zwei weinenden Augen. „Ich möchte mich bei allen Kunden und Freunden für ihre langjährige Treue bedanken.“

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