Aus einer Vermutung ist eine Tatsache geworden: In Dortmunds möglicherweise bekanntestem Neubaugebiet werden so schnell keine Bagger auftauchen. Die 105 Häuser, die im Westen der Stadt entstehen sollen, lassen vielmehr noch einige Jahre auf sich warten.
Grund für den erneuten beziehungsweise weiteren Stillstand ist die Normenkontrollklage einer Privatperson. Sie richtet sich gegen den Bebauungsplan Lü148n Steinsweg in Dortmund-Oespel. Das teilte auf Anfrage Stadtsprecher Christian Schön mit.
Weiterbau gerichtlich gestoppt
Damit wird einer einzigartigen Baugeschichte ein weiteres Kapitel hinzugefügt. Denn der Streit zwischen der Stadt und Bebauungsgegner dauert mittlerweile über 20 Jahre. Bereits dreimal wurde der Weiterbau auf dem Areal zwischen Steinsweg, Ewald-Görshop-Straße und Universitätsstraße gerichtlich gestoppt.
2005, 2007 und 2017 erklärten die zuständigen Richter den Bebauungsplan Lü148 und seinen Nachfolger Lü148n für unwirksam. Bis 2008 wurden hier 42 Häuser gebaut, seitdem ruhen die Bauarbeiten.
Mit einer vierten Klage hat die Stadt Dortmund gerechnet und die Annahme auch offen kommuniziert. Die Konsequenz: Obwohl der Bebauungsplan Lü 148n Steinsweg seit Mai 2022 rechtskräftig ist, hat das zuständige Amt alle weiteren Aktivitäten bislang ruhen lassen. In einem nächsten Schritt sollen hier Lärmschutzwälle im Süden und Osten des Plangebiets errichtet werden.

Doch bereits im Dezember 2022 teilte der Dortmunder Planungschef Stefan Thabe während seines Besuchs in der Sitzung der Bezirksvertretung Lütgendortmund mit, dass man zunächst die Frist von einem Jahr (ab Bekanntmachung der Rechtsvorschrift) für einen Normenkontrollantrag abwarten wolle. „Wir warten ab, ob was kommt oder nicht kommt“, sagte Thabe da.
Langes Warten auf 105 Häuser
Nun ist der Fall eingetreten, den sich die Stadt und die Mehrheit im Dortmunder Rat (außer Grüne, die Partei und die Linke+) nicht gewünscht haben. Alle Befürworter der Bebauung in Oespel und alle möglichen Häuslebauer müssen erneut einen langen Atem haben. Denn erfahrungsgemäß dauert ein Normenkontrollverfahren vor dem Oberverwaltungsgericht (OVG) bis zur Entscheidung rund zwei Jahre. Vor 2026/27 sind hier also voraussichtlich keine Bauaktivitäten zu erwarten.
„In dem Normenkontrollverfahren werden sowohl formelle als auch inhaltliche Aspekte geprüft“, berichtete Stadtsprecher Christian Schön. Eine endgültige Klagebegründung liege der Stadt noch nicht vor.
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