200 Wohneinheiten

Kritik an Bebauungsplan in Dortmund: „Plan völlig aus der Zeit gefallen“

Auf einer Grünfläche im Dortmunder Westen sollen 200 Wohneinheiten entstehen. Dieser Plan bekommt immer mehr Gegenwind. Ein Grund: Bei Starkregen soll hier der „höchste Gefährdungsindex“ gelten.

Lütgendortmund

, 22.08.2022 / Lesedauer: 3 min

Die Gegner eines geplanten Bebauungsgebiets im Dortmunder Westen können sich über weitere Unterstützung freuen. Die Bürgerinitiative (BI), die sich schon lange für den Erhalt der Fläche einsetzt, hat nun auch namhafte Naturschutzverbände an ihrer Seite.

Es geht um den Bebauungsplan Lü 141 „Auf dem Toren“ in Lütgendortmund. Er sieht auf dem rund 40.000 Quadratmeter großen Areal nahe dem Bezirksfriedhof den Bau von über 200 Wohneinheiten vor. Die BI „Biotope am Grüngürtel Lüdo“ möchte das verhindern.

Im Zuge ihrer Beteiligung als Träger öffentlicher Belange haben sich die Naturschutzverbände (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Naturschutzbund Deutschland, Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt) ablehnend zum Bebauungsplan Lü 141 „Auf dem Toren“ geäußert. Damit schließen sie sich der kritischen Haltung des Naturschutzbeirates vom 12. Mai 2021 an.

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Hochwassergefahr und Verkehrszunahme

Die Naturschützer begründen ihre Ablehnung mit der Bedeutung der Fläche im Biotopverbund und für den Klimaschutz. Unverständlich sei aus ihrer Sicht, „dass diese Fläche als Wohnbaufläche entwickelt werden soll, obwohl sie im Erläuterungsbericht zum Flächennutzungsplan erst als nachrangig zu bebauen gekennzeichnet ist“, schreibt der Dortmunder BUND-Sprecher Thomas Quittek. Ferner verweist er auf die Hochwassergefahr und die Zunahme des Verkehrs.

„Mit dem Bebauungsplan Lü141 soll eine Fläche versiegelt werden, die sich im Laufe der Jahre naturnah entwickelt hat, einen hohen Baumbestand aufweist und eine wichtige Rolle in der Vernetzung der westlichen Freiflächen von Dortmund hat“, so Quittek. Dies ermögliche nicht nur den genetischen Austausch für die Pflanzen- und Tierwelt, auch die Bewohner nutzten die gebietsübergreifende Verbindung oft und gerne.

„Außerdem weisen wir dringend darauf hin, dass die Idastraße in der Starkregengefahrenkarte der Stadt Dortmund mit dem höchsten Gefährdungsindex (>0,5 m Wasserstand) gelistet ist und die Keller der Anwohner regelmäßig bei stärkeren Regenfällen überflutet sind“, so Quittek. Das geländemäßig höher liegende Areal Lü 141 zu bebauen, widerspreche allen städtebaulichen Ansätzen zu mehr Klima-Resilienz.

Die Bürgerinitiative "Biotope am Grüngürtel" will die Umsetzung des Bebauungsplans "Lü 141 Auf dem Toren" verhindern. © privat

Die Stadt Dortmund habe doch gerade erst ein neues Schutzkonzept aufgelegt, das im Kampf gegen Starkregen und Hochwasser helfen soll. „Das im Plan vorgesehene konventionelle Regenrückhaltebecken greift angesichts der zu lösenden Probleme viel zu kurz“, betont der BUND-Sprecher.

„Verkehrskollaps ist vorprogrammiert“

Auch die verkehrliche Planung im B-Plan Lü141 beanstanden die Naturschutzverbände. „Die Straßen in dem betreffenden Viertel sind ohnehin sehr schmal“, so Quittek. Bereits jetzt komme es regelmäßig zu erheblichen Engpässen bei dem ruhenden und fließenden Verkehr in den Straßen. Der Verkehrskollaps sei vorprogrammiert.

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Zudem sei der Planung nicht zu entnehmen, „dass sie in der neuen Siedlung auf ein klimagerechtes Verkehrskonzept umsetzen wird, dass sie anstelle auf Pkw auf gute ÖPNV-Anbindung und Rad- und Fußverkehr setzt.“ Unter verkehrlichen Gesichtspunkten sei die bisherige Planung daher weder geeignet noch zeitgemäß.

Das Fazit fällt hart aus: „Zusammenfassend ist festzustellen, dass der Bebauungsplan LÜ141 völlig aus der Zeit gefallen scheint.“ Denn: Der Klimawandel mache sich inzwischen massiv bemerkbar, mit Dürre- und Hitzeperioden und Starkregen. Längst sei klar, dass man umdenken müsse, wenn man insbesondere in den Städten mit den Klimafolgen Schritt halten wolle, so Quittek.

„Kurz gesagt: Flächenversiegelung war gestern, heute bräuchten wir maximales Wasserrückhaltevermögen in den Städten (,Schwammstadt‘) und da sind alle Freiflächen von unschätzbarem Wert.“ Man wünsche sich, dass die Verantwortlichen in Verwaltung und Politik die Zeichen der Zeit endlich erkennen.

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