Sie ist die vielleicht prominenteste Baustelle im Herzen der Einkaufsmeile: Eigentlich sollte der Umbau der Ex-Mayerschen Anfang 2025 beendet sein. Doch der Zeitplan ist überholt. „Es ist zu Verzögerungen gekommen, auf die wir keinen Einfluss hatten“, sagt eine Sprecherin des Immobilieneigentümers R+V-Versicherung. Während der Fußball-EM musste beispielsweise der Baukran abgezogen und die Baustelle verkleinert werden. Die Arbeiten liefen auf Sparflamme. Nun ist die Eröffnung der früheren Mayerschen für Herbst 2025 geplant – rechtzeitig zum dann startenden Weihnachtsgeschäft.

Die ersten Mieter stehen fest: Das Modehaus Zara soll bleiben. Gleichzeitig zieht mit C&A ein weiterer Modeanbieter in die prägnante Immobilie: C&A gibt seinen langjährigen Standort am Ostenhellweg auf. Laut der aktuellen Pläne siedelt sich die Modekette auf drei Etagen in der früheren Mayerschen an.
C&A belegt das Unter- und Erdgeschoss sowie das erste Obergeschoss (OG). Alles in allem bis zu 3.000 Quadratmeter Verkaufsfläche – die Modekette verkleinert sich deutlich.
Zudem teilt sich C&A die Flächen im Unter- und im Erdgeschoss mit einem weiteren Mieter, der die Ex-Mayersche zum Platz von Netanya hin beleben soll. Angaben, welcher Nutzer dort einzieht, gab es noch nicht. Er soll aus dem Bereich „Handel“ kommen.
Ins zweite OG zieht die Zahnärztepraxis Alldent. In dem für Dortmund neuen „Zahnzentrum“, wie sich Alldent selbst nennt, arbeiten Ärzte auf rund 1.000 Quadratmetern zusammen.
Die oberen Geschosse der früheren Mayerschen inklusive des „Turms“ (vom 3. bis 8. OG) sind u.a. für weitere Ärzte sowie für Büros, Verwaltung und Technik vorgesehen. Darüberhinaus bekommt das Gebäude ein neues Entree und präsentiert sich nach Fertigstellung im Herbst mit einem neuen Eingang an der Kampstraße. Nach dem Auszug der Mayerschen Buchhandlung steht die prägnante City-Immobilie seit 2021 leer.
"Katzentempel" im Ex-Conradhaus
In Verzug geraten ist auch der Umbau des früheren Elektronikhauses Conrad am Westenhellweg 95 bis 101. Selbst die zuletzt angestrebte Fertigstellung Ende 2024 konnte nicht gehalten werden.
„Es läuft jetzt auf Ende 2025 hinaus“, sagt Architekt Ulrich Jansen von der Deilmann Planungsgesellschaft. Vorgesehen ist aber, einzelne Flächen schon vorher freizugeben – etwa für Gastronomie. „Wir versuchen, erste Flächen bereits im Juni/Juli an die neuen Mieter zu übergeben“, sagt Jansen.
Das Gebäude gehört der Andreas Deilmann Familienstiftung. Das Besondere daran: Den klassischen Handel wird es dort nicht mehr geben – die Immobilie wird zu einer Wohn-, Büro- und Gastroadresse umfunktioniert. Die ersten Mieter stehen fest – und überraschen.

Zum Westenhellweg hin soll es einen Lebensmitttel-Verkauf geben: Die asiatische Supermarktkette Go Asia zieht ins Ex-Conrad-Gebäude. Zieht Go Asia dann aus dem früheren Kaufhof-Gebäude aus? Das läge zumindest nahe. Eine Auskunft war jedoch trotz Anfrage bei Go Asia nicht zu bekommen. „Ich selbst kann dazu nichts sagen“, so Jansen. „Der Mietvertrag bei uns jedenfalls ist unterschrieben.“
Es ist nicht der einzige: Auch die Restaurantkette „Umami“ will südostasiatische Küche, gemischt mit europäischen Einflüssen, nach Dortmund bringen und kommt ins Ex-Conradhaus. Das erste Restaurant eröffnete Umami 2014 in Berlin – und gilt dort inzwischen als renommierte Gastro-Adresse.

Ein weiteres für Dortmund bislang unbekanntes Gastro-Higlight entsteht im Eckbereich von Kampstraße und Weddepoth: Dort siedelt sich die Restaurantkette „Katzentempel“ an. Nicht nur, dass dort vegane Speisen angeboten werden: Die Attraktion der auf Franchise-Basis geführten Restaurants sind frei laufende Katzen aus dem Tierschutz, die von Besuchern nach Lust und Laune gestreichelt werden können. Laut Homepage gibt es aktuell 16 Katzentempel-Restaurants, darunter eins in der Nachbarstadt Bochum.
Kein Handel, dafür Wohnungen
Zum Westenhellweg hin präsentiert sich die Ex-Conrad-Immobilie in den 1. bis 4. OG als Bürogebäude: Der Cornelsen Verlag, bisheriger Mieter, bleibt. Neu hinzu kommt der Online-Shop „Prinz Sportlich“, der per Internetvertrieb u.a. Sneakers und Sportswear anbietet.
Ein gänzlich anderes Gesicht bekommt die Immobilie an der Kampstraßenseite: Anstelle von Verkaufsflächen entstehen dort Wohnungen. In Vorbereitung sind 135 möblierte Apartments, je 25 bis 40 Quadratmeter groß. Sie erstrecken sich vom 1. OG bis zum oberen Staffelgeschoss. Zu Mietpreisen wollte sich Architekt Jansen aktuell nicht äußern.
Auch die Vorvermietung sei noch nicht gestartet. In „rund drei Monaten“ (Jansen) soll es eine erste Musterwohnung für Besichtigungen geben. Zuletzt genanntes Investitionsvolumen für die frühere Conrad-Immobilie: bis zu 25 Mio. Euro.
Verzug auch im Ex-Appelrath-Cüpper-Haus
Der kuriose wie spektakuläre Streit um das frühere Domizil von Appelrath Cüpper am Westenhellweg 59 bis 63 ist lange beendet. Der Eigentümer, Aachener Grundvermögen, hatte dem Modehaus gekündigt. Appelrath Cüpper hätte Ende 2023 ausziehen müssen – doch der Modeanbieter weigerte sich. Aachener Grundvermögen musste erst den Gerichtsvollzieher bemühen und mit der Zwangsräumung drohen, bis Appelrath Cüpper die Handelsimmobilie im ersten Quartal 2024 schließlich verließ und ins Westfalenforum wechselte.

Das Schuhhaus Deichmann und dessen Tochter Snipes standen lange vorher als Nachmieter fest und verfolgten den Konflikt aufmerksam. Sie setzten darauf, Mitte 2025 ins Gebäude zu kommen und dort einen komplett neuen Store, aber mit getrenntem Verkauf, zu etablieren.
Deichmann-Umzug erst 2026
Doch auch dieser Zeitplan geht nicht mehr auf: Nach der „Entrümpelung“ des Gebäudes in 2024, heißt es vonseiten Aachener Grundvermögen, laufe aktuell die Kernsanierung mit Rohbau- und Stahlbauarbeiten. Zudem werde die Haustechnik auf Vordermann gebracht, bevor im letzten Schritt die Gläser an der Fassade (EG und 1. OG) ausgetauscht würden. Läuft alles glatt, „sollen die Flächen zum Jahreswechsel 2025/2026 übergeben werden“, sagt Sonja Nees von Aachener Grundvermögen.
Deichmann/Snipes ziehen dann in einen „veredelten Rohbau“ – dessen Inneres sie in der Folge in eigener Regie für ihren Store ausbauen müssen. Das könne weitere „drei bis sechs Monate dauern“, wie es heißt. Mit anderen Worten: Mit der Eröffnung ist nicht Herbst/Ende 2025 zu rechnen, sondern irgendwann im 1. Halbjahr 2026.
Gleichwohl will Deichmann am Umzug und am neuen Store-Konzept festhalten, wie Sprecher Christian Hinkel betont. „An unseren Plänen hat sich grundsätzlich nichts geändert“, sagt Hinkel. Der Standort sei ideal – auch mit Blick auf den Ausbau des Omnichannel-Angebots und der Verknüpfung von stationärem Geschäft und Onlinehandel. „Auch Snipes ist bei den Planungen weiterhin an Bord“, so Hinkel.
Was aus C&A wird
Umzugspläne schmiedet auch C&A. Der Moderiese will sein Geschäft am Ostenhellweg 18 bis 24 nach Jahrzehnten aufgeben und bis auf 3.000 Quadratmeter Verkaufsfläche in der Ex-Mayerschen schrumpfen. Zum Vergleich: Das Gebäude am Ostenhellweg hat eine Gesamtfläche zwischen 15.000 und 20.000 Quadratmeter – die allerdings nie in Gänze für den Verkauf genutzt wurden.
Dennoch: Vom Modeanbieter C&A, wie man ihn in Dortmund kennt, bleibt nur ein Bruchteil. Auch das spiegelt den Wandel und strukturellen Umbruch der City deutlich.
C&A wird deutlich kleiner
Und: Allzu lange dauert’s nicht mehr, bis der C&A-Standort Geschichte ist: „Die Schließung der Filiale ist nach wie vor für das Frühjahr 2025 geplant“, sagt C&A-Sprecherin Claudia Junge.

Ein konkreter Termin allerdings war auf Nachfrage nicht zu erfahren. Die Eröffnung der neuen Filiale in der Ex-Mayerschen am Westenhellweg sei dann „für Herbst 2025 vorgesehen“, so Junge. Und die Monate dazwischen? Verabschiedet sich der Modeanbieter während der „Überbrückungszeit“ in Dortmunds Innenstadt vom Markt? Auch das bleibt offen. Genauere Angaben und Details zur Schließung und Eröffnung könnten aktuell nicht mitgeteilt werden, so Sprecherin Junge.
Zukunft am Ostenhellweg
Droht der City am Ostenhellweg dann ein neuer Leerstand, und das in einem riesigen Klotz? Wohl nicht. Eher dürfte das Gebäude zu einer weiteren riesigen Baustelle werden. Der Eigentümer, Values Real Estate, ein renommierter Projektentwickler aus Hamburg, hat große Pläne: Values will die Immobilie 2026 komplett umbauen und in ein modernes, transparentes Gebäude verwandeln. Zu möglichen Mietern oder auch nur Miet-Interessenten hält sich Values noch bedeckt.
Nur so viel: Eine reine Handelsimmobilie wie bislang soll am Ostenhellweg nicht mehr entstehen. Values will das Gebäude mit neuen Nutzungen versehen – auch das ein deutliches Zeichen für den Turnaround auf Dortmunds Einkaufsmeile.
Stadt will altes Kino beleben
Der dürfte auch so schnell nicht enden. Unmittelbar gegenüber von C&A soll ebenfalls Neues entstehen: Die Stadt Dortmund hat das in den 50er Jahren eröffnete Film Casino gekauft. Sie möchte das seit einem Vierteljahrhundert leerstehende Kino mit dem Saal und den weiteren Räumen umbauen und dort „kulturelle Nutzungen“ einquartieren. Die frühere Musikschule, inzwischen „Dortmund Musik“, hat bereits Interesse angemeldet.

Der Umbau beschränkt sich nicht allein auf die Räume im Film Casino – auch die zur Immobilie gehörende Ladenzeile am Ostenhellweg neben dem Passageneingang soll deutlich aufgewertet werden. Die Stadt will ausloten, welche neuen Angebote und Geschäfte dorthin könnten. „Dabei soll es um ergänzende Nutzungen gehen, die gut mit dem Vorhaben im früheren Kino vereinbar sind“, lässt Verwaltungssprecher Christian Schön wissen.
Der Wermutstropfen dabei: Das alles wird dauern. Die Stadt hat eine Machbarkeitsstudie vergeben, mit deren Ergebnissen „nach aktueller Einschätzung frühestens im 3. Quartal 2025 zu rechnen ist“, so Schön. Bis dahin soll das am Ostwall beheimatete Büro Spital-Frenking + Schwarz u.a. klären, in welchem Zustand das Gebäude ist und welche Umbau- und Sanierungskosten auf die Stadt zurollen.
Am Ende des Prozesses soll ein auf die Nutzungen abgestimmtes Raumprogramm sowie ein Entwurfs- und Realisierungskonzept stehen. Wann im früheren Film Casino konkret der erste Stein bewegt werden kann, bleibt erst einmal offen und dürfte auch von den Diskussionen in den Ratsgremien abhängen. Den Zugriff aufs Gebäude jedenfalls hat die Stadt
Gespräche über Ex-Kaufhof
Anders beim früheren Kaufhof: Die Immobilie am Westenhellweg steht weitgehend leer. Nach dem Aus für Kaufhof 2020 eröffnete erst das Modehaus Sinn und anschließend ein Outlet-Verkauf – längst vorbei. Im Erdgeschoss und in den oberen Etagen herrscht gähnende Leere. Einzig im Untergeschoss verkauft aktuell Go Asia Lebensmittel.

Das sanierungsbedürftige Gebäude, das in eine Objektgesellschaft eingebracht ist, wird dem auseinander gefallenen Imperium des früheren österreichischen Immobilienmoguls René Benko zugerechnet. Der Ex-Kaufhof soll sich aktuell in Händen eines Insolvenzverwalters befinden und angeblich bald verkauft werden.
Einfach dürfte das nicht sein: Das Kaufhof-Gebäude steht auf einem Grundstück, das wiederum anderen Eigentümern gehört. Und das gleich mehreren. Wie zu hören ist, soll die Stadt mit ihnen weiter in Gesprächen über eine neue Nutzung sein.
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