„Schandfleck“ auf Dortmunder Schulhof soll verschwinden Eltern und Lehrer können es kaum fassen

Nach jahrelangem Stillstand: Bauarbeiten an HBG-Brunnen beginnen bald
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Für die Schüler, Lehrer und Eltern der Heinrich-Böll-Gesamtschule (HBG) in Lütgendortmund ist es wie ein verspätetes Weihnachtsgeschenk – Rektor Tobias Schnitker kann im Januar eine frohe Botschaft verkünden: Der Brunnen auf dem Schulhof wird bald weitergebaut. Das habe die Stadt ihn nun wissen lassen.

Welche Dimension diese Nachricht hat, kann nur ermessen, wer die lange Vorgeschichte kennt: Seit Jahren warten die Gesamtschüler auf ihren neuen Brunnen. Der alte war 2007 still gelegt worden, seit 2013 ist das Areal umzäunt, seitdem müssen die Schüler in den Pausen auf Teile ihres Schulhofs verzichten. Abgerissen wurde der Brunnen 2019. Längst hätte sein Nachfolger eingeweiht werden sollen. Doch immer wieder kam es zu Verzögerungen.

Die Gründe dafür waren laut Stadt vielfältig: Personalknappheit beim Grünflächenamt spielte eine Rolle sowie die Folgen von Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg: Lieferengpässe und gestiegene Materialkosten zwangen die Stadt letztlich sogar dazu, Aufträge komplett neu ausschreiben, wie sie im Oktober auf Anfrage mitteilte.

Die Schuleltern wurden im Herbst richtig deutlich. Die große Dauerbaustelle ist „ein Schandfleck für die Schule“, kritisierte Schulpflegschaftsvorsitzende Simone Putzig. Die HBG habe einen so guten Ruf, aber der Schulhof sei so nicht vorzeigbar. Und vielleicht gar gefährlich. So war der Zaun an vielen Stellen sichtlich schief und kaputt, Drähte schauten hervor. „Ich sehe da eine Unfallgefahr“, sagte die Mutter einer Tochter damals.

Drähte schauten im Herbst aus dem Bauzaun an der Brunnenbaustelle auf dem Schulhof der Heinrich-Böll-Gesamtschule in Lütgendortmund
Nicht verkehrssicher: Diesen Anblick bot der Bauzaun im Herbst. Mittlerweile ist er ausgebessert worden. © Natascha Jaschinski

Zaun wurde ausgebessert

Die Stadt versprach im Herbst, den Zaun rasch ausbessern zu wollen. Und das ist auch passiert: „Der Zaun ist ausgebessert, neu ausgerichtet und die Baustelle gesäubert worden“, sagt er. Und eventuell verschwindet die Absperrung bald ganz: Denn im Februar, so Schnitker, sollen die Bauarbeiten am neuen Brunnen starten. Der Anfang vom Ende eines jahrelangen Provisoriums.

Richtig glauben kann es dann auch keiner so recht: „Wir freuen uns hier natürlich alle sehr“, sagt der Lehrer. Aber die Freude bleibe „gebremst“. Das sei nur logisch: „Schließlich waren wir schon etliche Male in der gleichen Situation: Wir haben uns gefreut und dann hat es doch nicht geklappt.“ Gerade bei den Kindern sei die Enttäuschung immer groß gewesen.

Tobias Schnitker, Leiter der Heinrich-Böll-Gesamtschule in Lütgendortmund
Seine Freude ist noch gebremst: Tobias Schnitker, Leiter der HBG in Lütgendortmund, war schon öfter in Aussicht gestellt worden, dass der Brunnen auf dem Schulhof saniert werde. Immer kam etwas dazwischen. © Natascha Jaschinski

Deswegen mag er auch in der Schule gar nicht an die große Glocke hängen, dass es bald losgehen soll. „Die Kinder werden es schon mitbekommen“, so der Lehrer. Eine Frage treibe ihn besonders um: Hat das Grünflächenamt nun wirklich genügend Personal, die Baustelle zu stemmen? Der Brunnen ist ein Azubi-Projekt. Zuletzt hatte die Stadt erklärt, dass die Lehrlinge immer wieder an anderen Stellen gebraucht wurden. Schnitker versucht dennoch, optimistisch zu sein: „Ich hoffe, dass es dieses Mal klappt“.

Genauso wie Simone Putzig. Allerdings sagt auch sie: „Ich glaube es erst, wenn ich die Arbeiten mit eigenen Augen sehe.“ Das jahrelange Warten hat die Schulpflegschaftsvorsitzende skeptisch werden lassen. Deswegen konkretisiert sie: „Und es reicht nicht, einen Bagger hinzustellen.“ Das habe man schon erlebt, ohne dass es vorangegangen sei.

Im Sommer fertig?

Dann schließlich beginnt Putzig aber doch zu träumen: „Wenn es jetzt losgeht, könnte meine Tochter ihre Abschlussfeier nach Klasse zehn auf dem Schulhof vor einem sanierten Brunnen feiern.“ Das wäre in anderthalb Jahren – Putzigs Tochter ist in Klasse acht.

Möglicherweise fließt noch eher Wasser am HBG-Schulhof. Wenn nun alles glattläuft, soll die Sanierung im Sommer abgeschlossen sein, sagt Schnitker. Dann würde auch der Schulleiter zum ersten Mal einen intakten Brunnen sehen. Das hat er bisher noch nicht. Er ist seit 2010 an der Schule.

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