Neue Messehallen werden erst nach der EM 2024 gebaut Das sind die Gründe für die Verzögerung

Baustart für neue Messehallen erst nach der EM: Das sind die Gründe
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Die vorbereitenden Arbeiten haben längst begonnen: Die Stallungen und Gebäude auf dem früheren Gelände des Reitervereins sind abgerissen. Der Verein selbst hat sein Domizil bereits 2022 nach Löttringhausen verlegt – und damit Platz gemacht für die Erweiterung des Kongress- und Veranstaltungszentrums. Zwei neue Messehallen, die Hallen 9 und 10, sollen dort und auf der Parkplatzfläche im Rücken von Halle 4 entstehen.

Ergänzt werden die Neubauten um einen „Eingang Süd“ sowie um ein Kongresszentrum, das unterhalb der aufgeständerten neuen Hallen gebaut wird. Schon das ist ein großer Schritt in Richtung Zukunft für die Unternehmensgruppe Westfalenhallen: Die aktuell zur Verfügung stehende, rund 60.000 Quadratmeter große Bruttofläche wird mit dem Vorhaben um weitere 11.000 Quadratmeter aufgestockt.

Die Neubauten sind elementarer Bestandteil des 2019 vorgestellten Rahmenplans für den mittel- und langfristigen Ausbau und die Modernisierung des nahezu gesamten Messe-, Sport- und Veranstaltungszentrums entlang der Strobelallee. Sie sollten quasi den Auftakt des Baureigens machen und nach anfänglichen Überlegungen zur EM 2024 fertig sein. Der Zeitplan ist natürlich längst überholt – die Hochbauarbeiten haben nicht einmal begonnen.

Kostensprung von 51 Mio. Euro

Bei der Frage nach dem „Warum“ gab sich die Westfalenhalle bislang verschlossen. Sprecher Robin Uhlenbruch kündigte zuletzt lediglich eine „aktualisierte Planungsphase“ zur Information an den Rat der Stadt an. Der bekommt darüber hinaus weitere Neuigkeiten zu lesen: Die Kosten für den Neubaukomplex (Hallen 9 und 10, Kongresszentrum und „Eingang Süd“) sind im Vergleich zur Machbarkeitsstudie 2019 von 164 Millionen Euro auf aktuell rund 215 Millionen Euro nach oben geschnellt, wie aus einem Papier an die politischen Gremien hervorgeht.

Damit wird das Vorhaben um rund 51 Millionen Euro teurer – fast ein Drittel mehr als die ursprüngliche Kalkulation. Das Hauptproblem: Die Westfalenhallen GmbH (beziehungsweise die Stadt) kann sich der dramatischen Preissprünge auch bei diesem Bauvorhaben nicht entziehen.

Finanziert wird die Investition tatsächlich von der Stadt als 100-prozentiger Mutter der Unternehmensgruppe Westfalenhallen GmbH. Dabei kommt das Geld aber nicht aus dem allgemeinen Haushalt: Die Mittel fließen aus einem Investitionsdarlehen des „Sondervermögens Grundstücks- und Vermögensverwaltungsfonds“; einer Art Nebenhaushalt, mit dem die Stadt inzwischen etliche Immobilienprojekte stemmt.

Stadt-Kämmerer Jörg Stüdemann: Die Kosten für die Erweiterung des Veranstaltungszentrums trägt zunächst die Stadt.
Stadt-Kämmerer Jörg Stüdemann: Die Kosten für die Erweiterung des Veranstaltungszentrums trägt zunächst die Stadt. © RN

Zwar findet Kämmerer Jörg Stüdemann naturgemäß wenig Freude am Kostensprung. Dennoch: „Die Neubauten werden zu einer sehr guten Adressenbildung für das Messe- und Veranstaltungszentrum beitragen“, sagt Stüdemann auf Anfrage. Zumal die neuen Hallen benötigt werden, um in einem späteren Schritt den Bestand zu modernisieren – und das Messe- und Veranstaltungsgeschäft währenddessen ohne Unterbrechung weiterzubetreiben.

Man habe die Zeit genutzt, die ursprünglichen Pläne anzupassen und den Anstieg der Mehrkosten zumindest zu begrenzen. Die Maßnahmen reichen von Änderungen an den Flucht- und Rettungswegen über die Technik-Ausstattung bis hin zur Neudimensionierung des Kongresszentrums.

Fertigstellung jetzt 2028?

Der Hintergrund: Ohne diese Maßnahmen lägen die Kosten noch deutlich höher als die aktuell in Rede stehenden 215 Millionen Euro, die nun tatsächlich das Ende der Fahnenstange sein sollen. Die exorbitant in die Höhe geschnellten Baukosten machen zwar den Löwenanteil der Mehrausgaben aus. Sie sind aber nicht alles.

Für den Neubau der Halle wird auch das Gelände des früheren Reitervereins benötigt.
Für den Neubau der Halle wird auch das Gelände des früheren Reitervereins benötigt. © RN

Beispielsweise musste der Anschluss zur Halle 7 um einen zusätzlichen Übergang erweitert – und eine Anbindung an Halle 8 überhaupt erst in die Pläne eingepflegt werden. Auch die Feuerwehr meldete Bedarf an: Zwischen den bestehenden Hallen 7 und 4 und den Neubauten muss eine befahrbare Ost-West-Achse eingeplant werden. Folge: Die Neubauten werden um sieben Meter Richtung Süden versetzt – und müssen nun entsprechend längere Übergänge zu den bestehenden Hallen bekommen.

Uwe Waßmann, Aufsichtsratsvorsitzender der Westfalenhallen GmbH, wollte sich mit Blick auf seine Verschwiegenheitspflicht nicht weiter äußern. Nur so viel: Die Investition werde sich lohnen. Es gebe reichlich Nachfrage. „Die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmensgruppe ist gut und zeigt deutlich nach oben“, betont Waßmann. Ausweislich der Unterlagen für den Rat soll der Neubaukomplex nun 2028 fertig werden. Das bedeutet: Der Baustart könnte 2024 kurz nach der EM folgen; spätestens jedoch 2025.

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