Bevor ein UEFA-Turnier in einem Spielort stattfindet, muss die betreffende Stadt für die perfekten Rahmenbedingungen für die Fans sorgen – so will es die UEFA. In Dortmund bedeutet das nicht nur die Schaffung von Fanzonen, nein, auch Baugerüste sollten während der EURO aus dem Stadtbild verschwinden.
Hinter der skurrilen Regel steckt vordergründig ein Sicherheitsbedenken: Man wolle nicht, dass die vielen Menschen in einer möglicherweise von einem Sieg der eigenen Mannschaft oder auch zu viel Bier berauschten Fans auf die Gerüste klettern und sich eventuell verletzen. Zuletzt hat sich ein Gerüstunternehmen beschwert: 40.000 Euro Mehrkosten sollen durch diese Regel entstehen. Nun fällt bald die Frist für den Gerüstabbau. Wie gut geht es voran? Und wie teuer wird es nun?
Viele Gerüste bleiben
Zuerst die Überraschung: Einige Gerüste werden stehenbleiben. Zum Beispiel das der Firma Deilmann aus Münster, also diejenigen, die die hohen Kosten erwartet hatten. „Wir sind mit dem Tiefbauamt in Kontakt getreten und haben einen Kompromiss geschlossen“, heißt es von Linda Reddig, die als Bauzeichnerin direkt mit dem Bauleiter vor Ort alles koordiniert.
Deilmann müsse nun während des Turniers einen 2,50 Meter großen Bauzaun aus Holz um das Gerüst aufbauen, sodass niemand unbefugt an die Baustelle herankommt. „Damit konnten wir auch die erwarteten Kosten glücklicherweise minimieren.“ Auch die Bauarbeiten dürften wie geplant am Ex-Conrad-Haus am oberen Hellweg weitergehen; trotz der EURO.
Unterm Strich gute Kommunikation
Andere Firmen, wie das Unternehmen Bönninger aus Brackel, das nicht nur in der Dortmunder Innenstadt durch teils sehr kreative Plakate auffällt, haben bereits mit der EM kalkuliert. „Wir liegen super in der Zeit. Wir haben uns eine eigene Frist gesetzt und wollen bis zum 31. Mai mit allen Vorhaben fertig sein.“
Zum Juni sollten also alle Gerüste von Bönninger von öffentlichem Grund verschwunden sein. „Und aufbauen müssen wir sie danach nicht mehr, so wie es aussieht, werden wir auch passend zur Frist mit den betreffenden Bauvorhaben fertig und haben so keine extra Kosten“, heißt es von Bönninger. Stadt und Tiefbauamt soll schon sehr früh auf die Firma zugekommen sein. Man sei mit der Kommunikation zur EM sehr zufrieden.
Dieses Gefühl zieht sich auch durch. Charlotte Petersen, in der fünften Generation beim Unternehmen Weise, erklärt, dass auch die Gerüste von Weise rechtzeitig abgebaut werden können. „Wir müssen nach der EM wieder aufbauen, aber die Organisation und Kosten übernimmt der Bauherr.“ Kommunikation und Planung seien nicht immer ideal und teils sehr zäh gewesen; aber unterm Strich, sagt Petersen, seien sie bei Weise sehr zufrieden, da man am Ende für alles Lösungen gefunden hat.