Die Tinte unter den Kaufverträgen ist noch nicht ganz trocken. Erst am Mittwoch (23.8.23) hat eine Investorengruppe einen fast 150 Jahren alten Bauernhof im Dortmunder Westen erworben.
In dreieinhalb Jahren sollen hier 15 Wohnungen und zwei Reihenhäuser entstehen. Die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner dürfen sich auf Wohnen in herrschaftlichem Ambiente freuen. Der besondere Clou: Hochwertige Funde wie Stuck im alten Salon, Wandbemalungen, Türelemente, Innentüren oder Zementfliesen sollen erhalten bleiben.
Nachhaltiges Bauen
Denn die Architekten Richard und Jonathan Schmalöer, die gleichzeitig zur Investorengruppe gehören, wollen mit dem Umbau des ehemaligen Hofs Korte ein Zeichen setzen. „Abbruch ist nicht das Mittel zum Zweck“, sagt Richard Schmalöer – und das nicht zum ersten Mal. Seit Jahrzehnten macht sich der 61-jährige Dortmunder für nachhaltiges Bauen stark.
„Bei uns wird einfach zu viel abgerissen“, betont er. Ein Haus, das bereits einmal hohen Energieaufwand produziert hat, sollte ihn nicht noch einmal verbrauchen, findet er. „Außerdem haben wir es oft mit hochwertigem Material zu tun, was heute gar nicht mehr eingesetzt wird.“

In Dortmund-Marten, An der Wasserburg 44, haben Investoren und Architekten Großes vor – eine Mammutaufgabe unter Federführung von Vater und Sohn Schmalöer. 4000 Quadratmeter groß ist das zum überwiegenden Teil verwilderte Areal, im Wohnhaus, in den Ställen und in der Schnapsbrennerei soll eine Gesamtwohnfläche von rund 1300 Quadratmetern entstehen.
Die Entkernung läuft bereits seit drei Monaten, denn Richard Schmalöer ist mit der Erbengemeinschaft schon lange im Austausch. Ursprünglich als beratender Architekt, bis er dann unerwartet zum Investor wurde. „Weil ich als einziger das Gebäude erhalten wollte. Es darf einfach nicht für einen Discounter oder ähnliches abgerissen werden.“ Also hat sich der 61-Jährige aus Dortmund-Hörde mit seiner Familie und alten Schulfreunden zusammengetan und das Anwesen erworben.
Drei 110 qm große Wohnungen
Das Wohnhaus wurde 1878 gebaut, Ställe, Scheune und Brennerei kamen 1905 hinzu, nachdem um 1900 eine Scheune und eine Veranstaltungshalle abgebrannt waren. Wenn es nach Richard Schmalöer geht, dürfen die Gebäude aufgrund der vielen hochwertigen Funde gerne unter Denkmalschutz gestellt werden.
Im Herrenhaus werden drei Wohnungen mit jeweils 110 Quadratmetern entstehen, auf jeder Etage eine. Im Erdgeschoss befindet sich unter anderem der Salon, in dem der Hausherr früher seine Geschäftspartner empfangen hat. Ein repräsentativer Eingang, Stuck an den Wänden, aufwändige Wandbemalungen und ornamentreiche Zementfliesen im Flur lassen den Besucher auch über 100 Jahre später das herrschaftliche Ambiente spüren.

In der ehemaligen Brennerei werden sechs Wohnungen mit jeweils 65 Quadratmetern entstehen, acht weitere Wohneinheiten zwischen 50 und 120 Quadratmetern umfassen die ehemaligen Ställe, die sich quasi im Rohbauzustand befinden. Aus dem südlichen Stall werden zwei Reihenhäuser mit jeweils 90 Quadratmetern und eigenen Gärten. Dahinter schließt sich ein Gemeinschaftsgarten an.
Alle Wohnungen werden vermietet. Die größeren an Familien, die kleineren an Singles oder Ehepaare. „Vielleicht kriegen wir auch eine Seniorenwohngemeinschaft hin“, so Richard Schmalöer. Architektonisch sei letzteres aber nicht ganz so einfach umzusetzen. Er persönlich glaube an den Standort Marten und wolle ihn mit einem sozialverträglichen Konzept moderat nach vorne bringen. Ein Teil der Wohnungen würde voraussichtlich öffentlich gefördert, so der Dortmunder Architekt.
Suche nach der Grundsubstanz
Richard Schmalöer weiß, dass auf ihn, seinen Sohn und die jeweiligen Handwerker in den kommenden Monaten und Jahren große Herausforderungen warten. „Denn wir haben mit allen Tücken zu kämpfen, die es gibt.“ Als Beispiele nennt er Bergschäden, Altlasten und Genehmigungen. „Das ist kein Geschenk“, sagt er. Der Anspruch, so viel Bausubstanz und Originales wie möglich zu erhalten, macht das Gesamtprojekt nicht einfacher.
Allein das ehemalige Badezimmer von Hedwig Korte, die bis vor sieben Jahren auf dem Martener Hof Korte gewohnt hat, ist ein architektonisches Puzzle. „Wir suchen immer noch die Grundsubstanz“, so Richard Schmalöer.
Überall finden sich Wände, die drei- bis vierfach übermalt oder überklebt wurden. Darunter warten aufwändige und wertvolle Handbemalungen. Großen Spaß hat der Architekt auch an kleinen Details wie Faltläden, die Fenster von innen verdunkeln, einer Drehklingel an der Wohnungseingangstür oder an Fensterelementen von 1905. Alles möchte er erhalten.

Einiges Kopfzerbrechen wird die Verantwortlichen noch die Frage nach der energetischen Ausstattung kosten. „Wir arbeiten an einem energetischen Konzept mit einem sehr guten Energiestandard“, so der Architekt. Mehr Details ließ er sich nicht entlocken. Der vorhandene Energie-Mix aus Nachtspeichern, Öltanks und Gasheizungen wird entfernt.
Zur Außenhülle der Gebäude gibt es hingegen schon konkrete Überlegungen: Die helle Fassade des Wohnhauses wird mit einer weichen Spezialbürste abgewaschen, die Backsteingebäude werden neu verfugt.
Der vierte und letzte Bauabschnitt auf dem ehemaligen Hof Korte wird die Scheune sein. Möglicherweise bekommt hier die privat geführte Martener Bücherei ein neues Zuhause. Schmalöer: „Ich kann mir darüber hinaus gut vorstellen, dass wir die Scheune auch für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung stellen.“
Rundgang durch den Hof Korte in Marten unter www.RN.de/luetgendortmund

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