Bargeldloses Bezahlen

Dortmunder Handelsexperte kritisiert Aus für EC-Karte: „Das schmälert den Gewinn“

Die EC-Karte steht vor dem Aus, Debitkarten sollen sie ersetzen. Dortmunds Geldinstitute reagieren darauf gelassen. Händler-Vertreter haben hingegen große Vorbehalte gegen die neuen Karten.

Dortmund

, 07.10.2022 / Lesedauer: 4 min

Beinahe überall kann man in Deutschland mit der EC-Karte bezahlen. Und beinahe jeder nutzt auch diese klassische Girocard beim Einkaufen. Auch im Ausland funktioniert die Karte. Nicht angenommen wird sie allerdings im Online-Handel von Amazon & Co. Ab August 2023 werden nun keine EC-Karten mehr mit „Auslandsfunktion“ ausgegeben.

Der globale Zahlungsdienstleister Mastercard hat angekündigt, die Maestro-Funktion der EC-Karten ab Juli 2023 einzustellen. Die Maestro-Funktion nutzen beispielsweise Sparkassen, während etwa die Volksbank oder die Postbank mit Visa auf die „V-Pay“-Funktion setzen, die das Bezahlen im Ausland ermöglicht.

Es sind die Internetbanken, die von der Girocard abrücken und ihren Kunden eine Debitkarte eben von Mastercard oder Visa anbieten. Diese Debitkarten sind quasi ein Mix aus Girocard und Kreditkarte. Anders als bei Kreditkarten, wo zumeist einmal im Monat eine Abrechnung erfolgt, werden beim Einsatz der Debitkarte die Beträge direkt vom Konto abgezogen.

Viele Händler akzeptieren die Debitkarten nicht

Eine einzige Karte, mit der man im Inland wie im Ausland und auch online bezahlen kann? Warum nicht, möchte man sagen. Wer allerdings nur mit der Debitkarte an der Kasse steht, wird oft Probleme bekommen. Viele Händler in Deutschland akzeptieren die neuen Debitkarten nicht.

„Die Gebühren für dieses bargeldlose Zahlungssystem sind einfach deutlich teurer als bei der EC-Karte. Deshalb ist die Debitkarte bei Händlern unbeliebt“, sagt Tobias Heitmann, der Vorsitzende des Cityrings. Er spricht von bis zu viermal höheren Gebühren bei jeder Transaktion.

Tobias Heitmann ist Kunsthändler in der Innenstadt und Vorsitzender des Cityrings. Er verweist auf die deutliche höheren Gebühren, die Händler beim Einsatz von Kredit- oder Debitkarten zu zahlen haben, und sagt: „Wir Händler sind in diesen Zeiten auf jeden Euro angewiesen.“ © Stephan Schütze

Thomas Schäfer, der Geschäftsführer des Handelsverbandes Westfalen-Münsterland, bestätigt das. „Werden bei kleinen und mittleren Händlern mit der Girocard rund 0,2 Prozent des Umsatzes in Rechnung gestellt, so sind es bei Debitkarten von Mastercard oder Visa auch schon einmal 0,8 oder gar über 1 Prozent. Ein 100-Euro-Einkauf verursacht also Autorisierungskosten von etwa 20 Cent im Girocard-System und bis zu einem Euro im System der globalen Anbieter. Das schmälert den Gewinn.“

Sparkasse Dortmund hat Prototypen schon getestet

„Wir Händler“, sagt Tobias Heitmann als Interessenvertreter der Dortmunder Innenstadt-Kaufleute, „sind in diesen Zeiten auf jeden Euro angewiesen. Es ist eine sensible Zeit angesichts von Energiepreis-Explosion und Inflation. Es sollte daher bei mindestens zwei Zahlungssystemen auf der von den Banken ausgegebenen Karte bleiben.“

Ganz gelassen bleibt bei dem Thema Alexandra Staniura von der Boutique Macao am Alten Markt. „Die vorhandenen Zahlungsmittel sind doch akzeptiert. Von mir aus kann also alles so bleiben, wie es ist. Wir akzeptieren aber auch heute schon alle bargeldlosen Zahlmethoden - eben auch Kreditkarten und Apple pay, obwohl die Gebühren da etwas höher sind.“

Längst vorbereitet ist man bei der Sparkasse Dortmund. „Wir haben bereits vor Bekanntgabe der Aufkündigung der Maestro-Funktion intern einen Prototypen dieser kombinierten Sparkassen-Card (Debit) getestet“, heißt es auf Anfrage unserer Redaktion. Ab Juli 2023 würden keine neuen Maestro-Karten mehr produziert, die Debitkarte biete Kundinnen und Kunden dann ein erweitertes Nutzungsspektrum, insbesondere im Ausland, so die Sparkasse.

Girocards behalten weiterhin ihre Gültigkeit

Mit der bisherigen EC-Karte sind Zahlungen und Automatenverfügungen im In- und europäischen Ausland möglich. „Die neue Debitkarte“, erklärt man seitens der Sparkasse, „wird noch um die Funktion der Internetzahlung erweitert und auch Zahlungen im außereuropäischen Ausland sind dann möglich. Sie ist somit eine Art Mix aus Sparkassen-Card mit einigen Vorteilen einer Kreditkarte.“

Auch bei der Dortmunder Volksbank geht man davon aus, dass sich das „Kartenspiel“ im nächsten Jahr ändern wird. „V-Pay wird wohl nachziehen und wie Mastercard die Bezahlfunktion für das Ausland auf einer Girocard nicht mehr anbieten“, sagt Ralf Hoof als Leiter E-Business bei der Volksbank. Möglicherweise werde auch sein Haus dann Debitkarten, also „Kreditkarten in direkt abrechnender Weise“, ausgeben.

„Entscheidend wird sein, was unsere Kunden möchten. Das Ende der Girocard sehe ich nicht. Ganz wichtig ist, dass die Girocard auch weiter gültig bleibt“, so Ralf Hoof. Letzteres betont auch die Sparkasse, die mitteilt: „Alte Karten behalten bis zum Verfallsdatum ihre komplette Gültigkeit und können somit über 2023 hinaus genutzt werden. Die neue Debitkarte erhalten die Kundinnen und Kunden dann automatisch als Austauschkarte.“

Verbraucherschützer sehen Schachzug von Mastercard

Bei der Commerzbank lässt man noch offen, wie man das Angebot an bargeldlosen Bezahllösungen in Ergänzung oder als Ersatz der bisherigen Girocard ändern wird. „Bei uns entscheidet der Kunde - und das nach individuellem Bedarf“, sagt Jutta Wellmann, Pressesprecherin für die Region West.

Zu guter Letzt stellt sich die Frage, was hinter der Abschaffung der Maestro-Funktion auf der Girocard steckt. Verbraucherschützer vermuten einen strategischen Schachzug von Mastercard, um den Umsatz in Deutschland zu steigern. Mit dem Verkauf eigener Kredit- und Debitkarten könne man beispielsweise von den wachsenden Umsatzzahlen im Online-Handel profitieren.

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